Weitere Schule schrieb Hilferuf Zahl der Hilferufe von Schulen steigt

Saarbrücken · Das Ministerium nennt Namen aller betroffenen Schulen. Darüber hinaus wird eine neue Überlastungsanzeige bekannt.

 Der Umgangston in manchem Klassenzimmer stellt viele Schulen vor große Herausforderungen.

Der Umgangston in manchem Klassenzimmer stellt viele Schulen vor große Herausforderungen.

Foto: dpa/Bodo Schackow

Welche Schulen haben Hilferufe an das Bildungsministerium geschrieben? Das war bislang nicht vollständig bekannt. Auf eine Anfrage der AfD-Fraktion hatte das Ministerium im Februar lediglich mitgeteilt, dass 14 Briefe von Schulen eingegangen seien. In einer jetzt vorliegenden Antwort auf eine Nachfrage der AfD präzisiert das Ministerium diese Aussage: Es gab demnach 18 Briefe, die 14 Schulen betreffen. Nicht alle Briefe stammten demnach von Schulen. Es seien (Stand 13. März 2018) verschiedene Schreiben von Personen und Interessenvertretungen eingegangen (siehe Infobox).

In den Schreiben würden unterschiedliche schulspezifische Problemfelder benannt wie unzureichende personelle, sächliche und räumliche Ressourcen im Bereich der Digitalisierung und mit Blick auf die Inklusion, die steigende Zahl von Schülern mit sozial-emotionalem Förderbedarf und eine wachsende Gewaltbereitschaft der Schüler; ferner beklagten viele die mangelnde Kooperationsbereitschaft der Eltern sowie die Herausforderung der Schulentwicklung im Rahmen des Aufbaus der Gemeinschaftsschulen.

Nicht in der Auflistung berücksichtigt ist ein weiteres Schreiben, das der SZ vorliegt. In einer Überlastungsanzeige schildert das Kollegium der Gemeinschaftsschule Saarbrücken-Klarenthal, die auch eine Dependance in Gersweiler hat, eine massive Zunahme von Respekt- und Distanzlosigkeit von Schülern. Neben den Schwierigkeiten, die auch die übrigen Schulen beschreiben, wie etwa der Zunahme verhaltensauffälliger Schüler, nennen die Klarenthaler Lehrer auch Probleme im Schulsystem. Sie kritisieren, dass bis Klasse 8 kein Schüler sitzenbleiben könne. „Diesen Schülern sind ihre Noten egal, sie werden ja ,weitergereicht’ bis Klassenstufe 8“, heißt es. Das bis dahin Versäumte sei kaum mehr nachzuholen. Die pädagogischen Maßnahmen, die Lehrern zu Verfügung stünden, wie etwa der zeitweilige Schulausschluss, seien angesichts der Herausforderungen meist ungeeignet: „Sie werden von den Schülern nicht ernst genommen und sind eventuell sogar kontraproduktiv.“ Zusatztermine etwa mit Eltern, Institutionen wie dem Jugendamt und vermehrte Teamsitzungen raubten Zeit und Energie. Zunehmend fehlten den Lehrern Erholungsphasen. „Schüler und Lehrer leiden! Durch die wachsende Unzufriedenheit, dass man den anfallenden Anforderungen nicht gerecht werden kann, wird der Umgangston rauer, die Zusammenarbeit schwieriger (...)“, schreibt das Kollegium. Dies wirke sich auch auf das Privatleben aus, Lehrer seien anfälliger für Krankheiten und Burnout.

„Wir sind nicht glücklich damit, dass die Überlastungsanzeige, die wir Mitte März an das Ministerium geschrieben haben, öffentlich geworden ist“, sagt Schulleiter Ralph Wiese. Er und sein Kollegium fürchten einen Image-Schaden für ihre Schule. „Dabei sind wir auf einem super guten Weg“, sagt Wiese. Zeitnah auf den Brief habe es ein Treffen im Ministerium gegeben. „Es war ein sehr konstruktives Gespräch, das wir mit einem sehr guten Gefühl verlassen haben“, sagt Wiese. Es seien Ressourcen zugesagt worden, in welchem Umfang wollte er nicht sagen.

Das Ministerium teilte auf SZ-Anfrage mit, alle bisherigen Überlastungsanzeigen sehr ernst genommen und zeitnah individuelle Lösungen erarbeitet zu haben. „So erhalten Schulen zum Beispiel nach standortspezifischen Bedarfen zusätzliche Lehrerstunden für kleinere Klassen und Doppelbesetzungen.“ Auch während des Schuljahres werde notfalls nachgesteuert. Dies sei auch für die GemS Klarenthal vorgesehen. Vor einer Woche habe ein Gespräch stattgefunden. „Wir haben dort Hilfen in Aussicht gestellt, wo wir in der Verantwortung und Zuständigkeit sind“, hieß es.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort