energie Anfängliche Begeisterung schwindet

Bous · Dokumentarfilm und Diskussionsrunde befassten sich in Bous im Thalia-Kino mit der Energiewende.

 Über die Probleme bei der Energiewende sprachen (von links) Jürgen Barke, Christoph Hassel, Birgit Tanner, Moderator Mathias Winters, Patrik Lauer, Christine Mörgen, Alexander Schwehm und Michael Brand.

Über die Probleme bei der Energiewende sprachen (von links) Jürgen Barke, Christoph Hassel, Birgit Tanner, Moderator Mathias Winters, Patrik Lauer, Christine Mörgen, Alexander Schwehm und Michael Brand.

Foto: Johannes A. Bodwing

„Wenn man als Bürgermeister mit Windkraft zu tun hat, ist man eine arme Sau.“ Das ist die Feststellung von Bürgermeister Erwin Karg aus dem bayerischen Fuchstal in dem Film „Zwischen Wunsch und Wirklichkeit“. Dieser Film über die stockende Energiewende war am Montagabend Basis für eine Diskussionsrunde im Thalia-Kino Bous vor rund 100 Zuschauern, vor allem Schülerinnen und Schüler aus Schulen des Landkreises. Die 45-minütige Dokumentation der Berliner Regisseurin Birgit Tanner lief bereits im ZDF zu nächtlicher Stunde. In der ZDF-Mediathek ist der Film noch bis 2. August 2018 abrufbar.

Tanner zeigt darin die deutschlandweiten Probleme beim Ausbau der Windkraft. Aber auch hoffnungsvolle Entwicklungen, wie Speichermöglichkeiten und Verteilung alternativer Energien durch intelligente Steuerung. Hinter all dem steht die Angst vor einer globalen Aufheizung durch so genannte Treibhausgase. Die entstehen massenhaft beim Verbrennen von Kohle, Öl und Gas.

Eine von Menschen gemachte Erderwärmung ist bislang nicht bewiesen, viele Forscher werten aber Temperaturdaten als Hinweise auf eine solche Entwicklung. Deshalb unterzeichneten 2015 in Paris 175 Staaten das UN-Klimaabkommen. Es zielt darauf ab, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dafür müsste der Einsatz fossiler Brennstoffe bis etwa 2040 enden. Strom, Wärme und Verkehr wären vollständig durch alternative Energien abzudecken.

„Bei dem jetzigen Tempo schwer vorstellbar“, sagte im Film Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Er verwies auch auf Arbeitsplätze und Zukunftstechnologien, die an der Energiewende hingen. Beispielsweise setze China auf Elektroautos, Deutschland verliere zunehmend den Anschluss.

Was sie am Film schockiert habe, und was sie optimistisch stimme wollte anschließend im Podium Moderator und SZ-Regionalleiter Mathias Winters wissen. „Schockiert nichts“, meinten Staatssekretär Jürgen Barke und IZES-Geschäftsführer Michael Brandt. Dafür seien sie mit dem Thema zu sehr vertraut.

Christine Mörgen, Vorstandsmitglied der Ingenieurskammer, war „ein bisschen schockiert, dass die Energiewende sich so auf die Stromerzeugung konzentriert hat“. Christoph Hassel, Landesvorsitzender des BUND, erstaunte „wie groß doch die Widerstände sind“. Dabei seien die Technologien da.

Brandt stimmte es traurig, dass „das EEG ein Erfolg war und jetzt gebremst wurde“. „Man hat systematisch die Aufbruchstimmung kaputt gemacht“, kritisierte Landrat Patrik Lauer vor allem die Preisentwicklung für erneuerbare Energien. Die anfängliche Begeisterung der Städte und Gemeinden mitzumachen sei weg.

„Dass wir zu viel verlangen von der Politik“, meinte Alexander Schwehm, Präsident der Architektenkammer. „Dem Haus ziehen wir einen Pullover an, und drinnen laufen wir dann barfuß und in dünnen Sachen rum“, kritisierte er.

Ob die Energiepolitik besser weggekommen wäre, wenn das Saarland mit im Film gewesen wäre, wollte Winters wissen. „Nee, nee“, sagte Barke. „Das Saarland war immer bei den Entscheidungen dabei.“ Und in welche Richtung gegangen werde „entscheiden die Bürgerinnen und Bürger bei Wahlen“. Brandt machte stutzig, „dass das Thema im jetzigen Wahlkampf keine Rolle spielt, das macht mich extrem nervös“. Und wir brauchten „mutige Leute und Visionäre“.

Regisseurin Tanner merkte schließlich an, „dass die Energiewende an sich nicht in den Köpfen verankert ist“. Sie verwies auf Berlin-Wannsee, wo Solaranlagen nicht auf den Dächern der Reichen zu finden seien, sondern auf den Häuschen ringsum. Dabei gehe es doch „um unsere Lebensgrundlage auf dem Planeten“.

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