Lesung Jens Schumacher mit neuen Black Stories im Drachenwinkel

Diefflen · Normalerweise ist Jens Schumacher derjenige, der die Besucher seiner Spieleabende verblüfft. Aber am Freitag war es an ihm, verblüfft zu sein – und zwar vom Einfallsreichtum der Besucher in der Buchhandlung Drachenwinkel in Diefflen.

 Jens Schumacher auf der Bühne des Drachenwinkels in Diefflen: Die Besucher versuchten begeistert, die kniffligen Rätsel zu lösen.

Jens Schumacher auf der Bühne des Drachenwinkels in Diefflen: Die Besucher versuchten begeistert, die kniffligen Rätsel zu lösen.

Foto: Barbara Scherer

Denn die zeigten sich bei seiner Vorstellung der neuesten Edition des Rätselspiels „Black Stories“ (siehe Info) erstaunlich findig und lösten eine der kniffligen Krimiratereien nach der anderen, teilweise schon in wenigen Fragen.

Die Rätsel, die Schumacher mitgebracht hatte, stammen alle aus seiner neuen Edition „Bloody Cases“. Diese haben reale Kriminalfälle zum Hintergrund. „Ursprünglich wollte der Verlagschef eine Edition über Serienmörder machen“, erläutert Schumacher, der mit seiner Co-Autorin Corinna Harder schon viele „Black Stories“ realisiert hat. Doch dann sei das Thema erweitert worden. Ein paar Serienmörder gebe es in der Box mit insgesamt 50 Rätseln auch, sagt Schumacher, genauso wie Geschichten rund um abgehackte Gliedmaßen und Ähnliches. In den Drachenwinkel mitgebracht hatte er jedoch „eher harmlose“ Karten.

Für die erste Geschichte rund um einen Mann mit einer „kleinen Schwäche“ brauchen die Besucher im Drachenwinkel noch ein paar Anläufe. Gleich die erste Frage – „Spielt es in einem Bordell?“ – sorgt zwar für große Heiterkeit, trägt aber nicht zur Lösung des Rätsels bei. Doch bald sind die rund 140 Ratenden warmgelaufen und überhäufen Schumacher nicht nur mit skurrilen Theorien, sondern auch mit richtigen Lösungen nach wenigen Fragen. Bei einer „Black Story“ gelingt sogar die Lösung nach der ersten Frage. „Es war mir nicht klar, dass diese Geschichte so bekannt ist“, zeigt sich Schumacher erstaunt über das Wissen um einen gesuchten Mörder, den es gar nicht gibt.

Trotz Mord und Totschlag sei es wichtig gewesen, die Familientauglichkeit des Spiels zu erhalten, erläutert Schumacher. Mit den „Black Stories“ spreche er schließlich alle Altersklassen an. Extrem eklige Geschichten hätten es somit nicht in die „Bloody-Cases“-Edition geschafft. Aber, betont er: „Ich würde bei der Recherche nie etwas ausschließen.“ In diesem Zusammenhang erinnert er sich an eine Geschichte in der „Funny-Death“-
Edition um skurrile Todesfälle, die der Verlag ablehnte: „Da ging es um zwei Schwingschleifer, ein altes Sofa und Praktiken zur Selbstbefriedigung.“

So weit führen die „Bloody Cases“ dann aber nicht – auch wenn Besucher die Geschichten wohl teilweise gern in eine solche Richtung gelenkt hätten. Aber trotz mehrerer Nachfragen geht es in keinem der vorgestellten Fälle um Bordelle – und genauso wenig darum, dass jemand abgeschnittene Finger im Klinikmüll entsorgt, obwohl einer der Ratenden dies sehr überzeugt vorschlägt. „Ich bin noch nicht betrunken genug, um das zu verstehen“, resigniert Schumacher da mit einem Augenzwinkern.

An anderen Stellen ist er schlagfertiger. Er gibt Tipps, erzählt von der Arbeit an den „Black Stories“ und wundert sich gemeinsam mit den Besuchern darüber, dass die meisten der Geschichten rund um eher dumme Verbrecher aus den USA stammen. Bei einem Rätsel wagt er sogar einen kleinen Exkurs in seine Jugend und berichtet von seinen eigenen Erfahrungen mit einem nicht gerade klugen Einbrecher. „Er ist in das Haus meiner Eltern eingebrochen und klaute unter anderem meinen blauen Sony-Walkman“, erinnert er sich. Später habe er dann eine Bäckerei überfallen – und dabei seinen Ausweis am Tatort verloren. „Nach fünf Minuten hatten sie ihn dann gefasst“, erzählt der Autor weiter, „aber meinen Walkman habe ich nie wiedergesehen.“

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