Ausstellung Schicht auf Schicht, Zeile für Zeile

Dillingen · Großer Andrang in der Vernissage von Hans Huwer im Alten Schloss in Dillingen. Die Eröffnung seiner Ausstellung war voll besetzt.

 Hans Huwer, Schnittlinien und Tusche auf Karton 2016. 

Hans Huwer, Schnittlinien und Tusche auf Karton 2016. 

Foto: Hans Huwer

Seine Werke sind auf den ersten Blick als das Resultat zeitaufwändiger Prozesse, die Disziplin, Präzision und Beharrlichkeit voraussetzen, erkennbar – und seine Arbeitsweise bestätigt diese Vermutung: Mit einem Federmesser überzieht Hans Huwer Karton unterschiedlicher Größe mit vertikalen und horizontalen Linien – häufig in einer Gittergröße von vier mal vier oder acht mal acht Millimetern. Und da die Hand niemals den gleichen Druck ausübt, entstehen minimale Variablen in Breite und Tiefe der Schnittlinien. Nun tropft Huwer mit einer Pipette je einen Tropfen in jedes Rasterfeld, und je nach Gestaltungsplan folgen weitere Durchgänge.

„Die Farbe reagiert und setzt den künstlerischen Prozess eigenständig fort“, erklärt Huwer im persönlichen Gespräch. So zeigen die unter gleichen Bedingungen hergestellten, in einem Raster von neun, 16 oder 49 Quadraten angeordneten Bilder „wie Geschwister einer Familie markante Ähnlichkeiten, in keinem Fall jedoch eine absolute Übereinstimmung“, sagt Petra Wilhelmy in ihrer Einführung.

Sehr gut zu erkennen in den kleinen Arbeiten. „Der Künstler gestattet dem Zufall, in seine systematischen Strukturen einzugreifen, so dass ‚Kalkül und Freiheit‘, wie der Titel der Ausstellung lautet, eine Symbiose eingehen“, sagt Wilhelmy.

Farben und Pigmente treten trotz Planung, ausführlicher Versuchsreihen und akribischer Dokumentation nur bedingt vorhersehbar in Erscheinung. „Genau dieses Phänomen setzt Kräfte in mir frei“, sagt Huwer. Ihm gefällt es, „die sich im Kreis drehenden Gedanken durch das System des Zufalls zu durchbrechen, zu forschen und sich selbst zu überraschen.“ Dazu entwickelte er Techniken wie das Ziehen von Losen, das Würfeln von Zahlen, das Generieren von Zufallsreihen am Computer. „Ich lasse Zufälle zu im Rahmen vorgegebener Bedingungen“, sagt er.

Hans Huwer, Jahrgang 1953, hat das Naturell, Dinge geschehen zu lassen. Er übt seine Tätigkeit als freischaffender Künstler seit 34 Jahren mit Überzeugung und Begeisterung aus und hat sich durch Wettbewerbe bis Tokio bekannt gemacht. Nach einer Buchdruckerlehre wechselte er an die Fachhochschule Design Saarbrücken, ließ sich von Oskar Holweck (1972/73) in der Grundlehre ausbilden und machte ein dreijähriges Graphikstudium bei Robert Sessler. Im zunächst angestrebten Beruf hatte er „keine Erfüllung gefunden“. Die Neugier habe ihn getrieben. „Ich wollte forschen, Neuland erkunden und betreten, erst recht, nachdem ich Alexander von Humboldt gelesen hatte. Dafür war mir „kein Aufwand zu groß“, sagt er. Und was möchte der Künstler seinen Rezipienten mitteilen? Man möge Zeit mitbringen, um seine Bilder anzuschauen, und genau hinsehen.

Huwer stellt 25 Werke unterschiedlicher Größe – von 40 mal 30 Zentimeter über 90 mal 90 Zentimeter bis hin zu 120 mal 120 Zentimeter – aus: malerisch anmutende Kreidezeichnungen in kräftigen Farben und die ganze Bildfläche ausfüllende und kleinteilige, serielle Tuschemalerei. Alle stammen aus der Zeit von 2008 bis 2017.

Geöffnet: Freitag und Samstag von 16-19 Uhr. Sonntag von 14-18 Uhr. Finissage: 1. Oktober, 16 Uhr. Führung durch die Ausstellung mit dem Künstler und Künstlergespräch. Der Eintritt zu der Ausstellung ist frei.

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