Bergbau Sie kennen nur, was vom Bergbau geblieben ist

Ensdorf · Was war da denn vor dem Saarpolygon? Grundschüler aus Ensdorf besuchen die Bergbau-Ausstellung in der RAG-Repräsentanz.

 In der RAG-Repräsentanz Ensdorf, auf dem Gelände der Grube Duhamel, führt Rudolf Krumm die Ensdorfer Grundschüler durch die Ausstellung „Bergbau – Das Erbe“.

In der RAG-Repräsentanz Ensdorf, auf dem Gelände der Grube Duhamel, führt Rudolf Krumm die Ensdorfer Grundschüler durch die Ausstellung „Bergbau – Das Erbe“.

Foto: Thomas Seeber

Das Saar-Polygon kennt in Ensdorf jedes Kind. Einen echten Bergmann haben aber nur die wenigstes bisher gesehen. „Nur im Fernsehen“, meint Clara Haselwanger, neun Jahre. „Mein Ur-Opa war Bergmann“, erzählt Justus Gladel, ebenfalls neun. „Aber der ist schon gestorben, der kann mir nichts mehr erzählen.“ Dass die Bergmänner sich unter Tage „so richtig dreckig“ gemacht haben, hat er zum Beispiel nicht gewusst.

Kein Wunder, denn als der Bergbau an der Saar am 30. Juni 2012 nach 260 Jahren endete, waren sie noch Kleinkinder. Doch was vom Bergbau geblieben ist – die Bergehalde mit dem Saarpolygon als bekanntester Landmarke direkt vor ihrer Haustür – kennen die 33 Viertklässler der Grundschule Ensdorf natürlich alle. Mit ihren Klassenlehrerinnen Carmen Daub und Vanessa Meiers besuchten sie am Mittwoch die Ausstellung „Bergbau – Das Erbe“ in der neuen RAG-Repräsentanz in Ensdorf. Anschließend war eigentlich ein Gang hoch auf die Halde geplant, wegen des nass-kalten Wetters fiel der dann aber ins Wasser. Halb so wild, denn tatsächlich waren alle Schüler schon oben am Polygon gewesen, viele sogar schon mehrmals, wie eine Umfrage unter den 33 Kindern ergab.

„Das Erbe als Chance für die Zukunft“ ist die kleine interaktive Ausstellung überschrieben. Rudolf Krumm, Prokurist bei der RAG Montan, führte die neugierigen Viertklässler durch. „Es geht hier darum, was der Bergbau hinterlassen hat und was wir damit machen“, erklärte er. Neue Gewerbeflächen, Wohnungen, Flächen für erneuerbare Energien oder Naherholung – all das ist möglich auf den vielen ehemaligen Bergbauflächen – und das wird auch schon gemacht, wie die interaktive Ausstellung zeigt. Als Beispiele dienen unter anderem die Wassergärten in Reden oder der Halden-Rundweg. Was wird aus Orten wie Velsen, Luisenthal, der Grube Warndt? „Das ist unsere große Aufgabe, und das wollen wir auch hier vermitteln“, ergänzte Krumm. Auch „das schwierige Thema Grubenwasser“ ist Thema der Schau – aufbereitet natürlich aus Sicht der RAG.

Grundschulen oder Kindergärten aus der nahen Umgebung haben die Ausstellung schon öfter besucht. „Man merkt schon“, meint Krumm, „dass bei den Kindern hier aus der Umgebung ein größerer Bezug da ist. In fast jeder Familie gibt es einen Bergmann und seine Geschichten. Da ist die Aufmerksamkeit einfach größer.“

Im Lehrplan der Grundschulen ist das Thema Bergbau nicht vorgeschrieben. Behandelt wird es im Rahmen der Heimatkunde im Sachunterricht, wenn der Lehrer das möchte, erklärt Carmen Daub: „Für uns ist der Besuch der Ausstellung hier der Auftakt für das Thema Bergbau im Unterricht. Die Kinder kommen ja aus einem Ort, in dem Bergbau eine große Rolle spielte.“ Dieses kulturelle Erbe müsse man vermitteln, findet sie, so dass die Kinder es verstehen.

Sechs der Viertklässler haben einen Opa oder Ur-Opa, der Bergmann war. So wie Felix Theobald, zehn Jahre: „Mein Opa hat auf der Grube gearbeitet. Ich bin auch Messdiener, da habe ich die schon mal in ihrer Uniform in der Kirche gesehen.“ Bei Beerdigungen im Ort hat auch Ekin Alagöz, zehn Jahre, die Bergleute schon in Uniform gesehen, erzählt er: „Manchmal sammeln die auch in Ensdorf. Und im Fernsehen habe ich sie natürlich auch gesehen.“

Die interaktive Ausstellung haben die Grundschüler schnell begriffen: Wie man über die Tablets wischt, muss man der Altersgruppe nicht mehr erklären. „Da sind alle Städte drauf, wo der Bergbau noch zu sehen ist“, erklärt Merle Becker, neun Jahre, „in Ensdorf zum Beispiel diese Lore im Park. Jetzt weiß ich auch mal, was das ist!“ Und Mitschülerin Jana Hweidi, zehn Jahre, ergänzt: „Da kann man auch Filme, über die Bergehalde etwa, abspielen.“

Am besten gefallen hat übrigens fast allen Kindern der große Kohleblock im Glasschaukasten, gleich am Eingang – ganz echt, ganz analog. Leider nicht zum Anfassen.

Die Ausstellung „Bergbau – Das Erbe“ in der neuen RAG-Repräsentanz in Ensdorf ist täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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