Neujahrskonzert Von der Romantik bis hin zum Pop

Lebach · Das Lebacher Neujahrskonzert feierte in diesem Jahr seine 30. Auflage. Mit einem bunten Musikmix aus Klassik und Moderne.

 Das Lebacher Neujahrskonzert feierte am Samstag sein 30-jähriges Bestehen.

Das Lebacher Neujahrskonzert feierte am Samstag sein 30-jähriges Bestehen.

Foto: Thiel Achim/Achim Thiel

Unter der Leitung von Holger Kolodziej, dem Chefdirigenten der Hamburger Orchestergemeinschaft und künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele, der sich an diesem Abend auch in der Rolle des launigen Moderators gefällt, eröffnet das „Orchester der Nationen“, ein Ensemble aus Berufsmusikern, das Lebacher Jubiläumskonzert.

Das hymnische Finale von Beethovens Neunter, die eigentlich von großem Chor gesungene „Ode“, versprüht nur mäßig Freude. Das Orchester spielt intonationssicher und mit warmem Klang, doch es fehlt das Feuer. Dazu trägt die Akustik nicht zu einer überzeugenden Wiedergabe bei. Überzeugender gelingt die „Szene“ aus „Schwanensee“ von Tschaikowsky – Urmutter aller sinfonischen Ballette. Das zarte Vibrato der Geigen und die Pizzicati der Celli spiegelt die romantische Stimmung.

Sodann der erste Auftritt des amerikanischen Tenors Joshua Whitener, der bereits an verschiedenen Opernhäusern und Konzertsälen in Deutschland, Österreich und den USA gesungen hat und seit der Spielzeit 2017/2018 festes Ensemblemitglied am Nationaltheater Mannheim ist. Sehnsuchtsvoll und dennoch mit Leichtigkeit, die es trotz aller Schwerblütigkeit der Figur musikalisch braucht, singt er die Arie „Ach, so fromm“ aus Flotows Oper „Martha“. Viel Applaus bringen ihm Puccinis Arie „Che Gelida Manina“ aus der Oper „La Bohème“ und Verdis „La Donna È Mobile“ aus der Oper „Rigoletto“ ein. Präzision und Höhensicherheit sind staunenswert und die Strahlkraft seines Forte allemal.

Mit guter Stimme wartet auch die Popkünstlerin Mellika Meskine auf. Die in Saarbrücken geborene und aufgewachsene Sopranistin, Komponistin und Gesangspädagogin punktet beim Publikum mit dem Musicalsong „On my own“ aus „Les Miserables“ von Claude-Michel Schönberg ebenso wie mit dem Song „Farbenspiel des Winds“ (Colors of the Wind) aus dem Walt-Disney-Film „Pocahontas“, der mit dem Oscar, dem Golden Globe und dem Grammy ausgezeichnet wurde. „Gabriellas Song“ aus dem schwedischen Film „Wie im Himmel“, den Meskine auf Deutsch vorträgt, hat man schon eindrucksvoller gehört. Zudem eilt sie dem Orchester an einer Stelle voraus, aber beide fangen sich schnell. Die rasante Polka „Unter Donner und Blitz“ von Johann Strauss (Sohn) entlässt die Konzertbesucher in die Pause.

Wenn das Programm sich auch ausgewogen liest – so erscheint der Musicalanteil doch sehr viel größer zu sein, da die Beiträge länger sind als die der klassischen Musik. Man hätte das Programm entzerren und besser aufmischen sollen. Herausstechend neben den Beiträgen der beiden Gesangssolisten sind die Soli von René Kubelik, Geige, und Carl-Gustav Settelmeier, Cello. Kubelik, der dem Orchester der Nationen als Erster Geiger vorsteht, beeindruckt mit der „Romanze“ aus dem Film „Die Hornisse“ von Schostakowitsch, Settelmeier (in Vertretung des angekündigten spanischen Cellisten Diego Hernández Suárez) ohne Notenblatt mit der anmutigen Kantilene des „Schwans“ aus der Suite „Karneval der Tiere“ von Saint-Saëns. Mit schlankem und zugleich sehnigem Ton bringt er das Stück zum Leuchten.

Zwei Programmblöcke bestimmen ausnahmslos bekannte und weniger gehörte Musicalmelodien, vorgetragen von Inna Herrmann, Jennifer Mai, Kai Werth und Luciano di Gergorio, den Lokalgrößen aus Lebach, denen von Teilen des Publikums nach jedem Vortrag gröhlend Applaus geschenkt wird.

Jeder von ihnen tritt solistisch auf, jedoch auch im Duo, Trio und Quartett. Jeder hat sein eigenes Timbre, verfügt über einen großen Stimmumfang und weiß, mit der Stimme zu spielen – sowohl die beiden Sopranistinnen als auch die Tenöre. Herrmann und Werth beherrschen auffallend das „Belting“, eine Stimmtechnik, mit der ein besonders schmetternder und durchdringender Klang erzeugt wird.

Am beeindruckendsten ist das Solo von di Gergorio, der das „I only want to say“ (Gethsemane) aus dem Lloyd-Webber-Musical „Jesus Christ Superstar“ zu Herzen gehend interpretiert. Wie (fast) jedes Neujahrskonzert endet auch dieses traditionell mit dem Radetzky-Marsch von Johann Strauss (Vater).

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