Ausgrabungen Königsberg gibt seine keltischen Geheimnisse noch nicht preis

Rehlingen-SIersburg · Vor fast 3000 Jahren bauten Kelten auf dem Königsberg in Siersburg eine Befestigung. Stück für Stück erschließen Archäologen die Anlage. Immer deutlicher wird, wie sie aussah. Wozu sie diente, bleibt aber unklar.

 Archäologe Wolfgang Adler zeigt einen Schnitt durch den vermutlichen Vorwall auf dem Königsberg.

Archäologe Wolfgang Adler zeigt einen Schnitt durch den vermutlichen Vorwall auf dem Königsberg.

Foto: Johannes A. Bodwing

Steine, Scherben und verkohlte Pfosten. Viel mehr haben die Kelten nicht hinterlassen auf dem Königsberg bei Siersburg. Grabung für Grabung holen Archäologen dort Puzzleteile aus dem Boden, die etwas mehr Licht in die keltische Besiedlung unserer Region bringen. Die Grabungen erfolgen unter Leitung des saarländischen Landesdenkmalamtes. Und nahezu jede neue Kampagne unter Grabungsleiter Dr. Martin Frey liefert weitere Überraschungen.

Begonnen hatte es 2010 mit steinernen Überresten eines Tores auf dem nach Osten weisenden Bergsporn. Im Anschluss wurden die Steinblöcke des zugehörigen Walles gefunden. Die waren wie eine Trockenmauer aufeinander gestapelt. Sie sicherten den Bergsporn auf einer Länge von rund 100 Metern von Steilhang zu Steilhang. Einen Zeitraum von etwa 1200 bis 800 vor Christus hielt Denkmalschützer und Projektleiter Dr. Wolfgang Adler damals für möglich. Inzwischen kamen neue Keramikfunde hinzu. „Ich bleibe bei etwa 800 vor Christus“, teilte Adler die aktuellen Befunde mit. „Späte Bronzezeit.“

Aber es liege nur eine kurze Nutzungszeit vor, bei der „nach der Zerstörung kein Wiederaufbau“ erfolgt sei, meint der Archäologe. Die Datierung beziehe sich auf den Aufbau der Holz-Erde-Mauer im mittleren Bereich. Dort hatte sich das Team um Frey bei der siebten Grabungskampagne von Ende September bis Ende November 2018 quer durch den vermutlichen Vorwall gegraben.

 Wolfgang Adler (Mitte) und Martin Frey (rechts) im Grabenbereich vor dem vermutlichen Vorwall.

Wolfgang Adler (Mitte) und Martin Frey (rechts) im Grabenbereich vor dem vermutlichen Vorwall.

Foto: Johannes A. Bodwing

Dieser Wall liegt einige hundert Meter vor dem Sporn und ist um die 250 Meter lang. 2017 zeigte ein Schnitt durch den Wall, dass er nach Osten gekippt unter dem Waldboden lag. Vermutlich durch Brand zerstört. „Neu war der Nachweis senkrechter Holzpfosten“, teilt Adler mit. Die gaben dem Wall aus Holz, Steinen und Lehm Halt.

Erbaut ist die Anlage in einer Art Fachwerkbauweise. „Überraschend ergaben sich ganz am Ende der Arbeiten Hinweise auf einen Graben, der dem Vorwall vorgelagert ist.“ Flach sei der und breit, aber kein echtes Hindernis für Angreifer, sagt Frey. „Er hat wohl wesentlich dazu gedient, Lehm für den Mauerbau zu gewinnen.“ Das müsse aber noch genauer untersucht werden. Ebenso die Funktion vieler großer Kalksteine im Grabenbereich.

Andere Besonderheiten gab es am südlichen Ende des vermeintlichen Vorwalls. „Die Befunde unterscheiden sich dort deutlich von denen des mittleren Bereiches“, stellt Adler fest. An der Innenseite der aus Holz und Erde errichteten Mauer fanden sich stellenweise Steine wie bei einer Trockenmauer. Außerdem entdeckten die Fachleute verkohlte, aus Astwerk hergestellte Flechtmatten. „Ob es sich um Maßnahmen zur Gestaltung oder Verstärkung des Mauerkopfes oder gar um eine Toranlage handelt, ist derzeit noch nicht zu entscheiden.“

An der Innenseite dieser Mauer befanden sich größere Mengen Keramik und Reste verbrannten Holzes. „Die Keramik ist bisher nur zu einem kleinen Teil gereinigt und gesichtet“, sagt Adler. Zum Teil handele es sich um Bruchstücke wie sie von größeren Vorratskrügen stammen könnten.

Zu den Grabungen leistet auch die Gemeinde Rehlingen-Siersburg Unterstützung. Um Wall und Mauern vor der Witterung zu schützen, sorgt die Arbeiterwohlfahrt (Awo) unter Bernd Berretz für den Winterschutz.

 Grabung am südlichen Ausläufer des vermutlichen Vorwalls, mit Mauerresten, Scherben und verkohltem Holz.

Grabung am südlichen Ausläufer des vermutlichen Vorwalls, mit Mauerresten, Scherben und verkohltem Holz.

Foto: Johannes A. Bodwing

Bei seinen Angaben zur Anlage legt sich Adler lieber nicht zu sehr fest. Vieles ist vage. So schätzt er die Befestigung auf dem Königsberg als „eine untypische Lage“ ein. Andere Anlagen in der Region lägen an exponierten Stellen. Beispielsweise um eine Kontrolle des Saartals zu ermöglichen. In diese Kategorie gehören Wälle auf dem Limberg. Deren Verteilung ähnelt der Anlage auf dem Königsberg. Der Hauptbereich liegt auf dem Bergsporn über der Saar, einige hundert Meter westlich befindet sich ein lang gestreckter Vorwall.

Beide Anlagen weisen auf einen Schwerpunkt keltischer Besiedlung im Raum Wallerfangen-Siersburg hin. Vor mehr als 2000 Jahren scheint diese Region recht attraktiv gewesen zu sein. Das zeigen unter anderem auch Keltengräber in Niedaltdorf, Hemmersdorf und Roden. Ein Grund könnte der frühe Bergbau an Limberg und Hansenberg sein. Dort förderten Römer in den ersten Jahrhunderten nach Christus das Kupfermineral Azurit. Adler hält es für möglich, dass die Anlage auf dem Königsberg eine sichernde Funktion für den Zugang zu diesem Abbau gehabt haben könnte. Denn die Herstellung von Bronze erfordert Kupfer. Mit den neuen Funden zeigte sich der Denkmalschützer sehr zufrieden. Doch sie zögen weitere Fragen nach sich. Deshalb sollen die Arbeiten 2019 fortgesetzt werden.

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