Bilanz Bürgernähe bedeutet viele Termine

Siersburg · Ralf Collmann ist seit 100 Tagen im Amt als Bürgermeister von Rehlingen-Siersburg und zieht eine erste Bilanz.

 Der Bürgermeister von Rehlingen-Siersburg, Ralf Collmann, hat sich nach 100 Tagen im Amt schon an seinem neuen Arbeitsplatz gut eingefunden.

Der Bürgermeister von Rehlingen-Siersburg, Ralf Collmann, hat sich nach 100 Tagen im Amt schon an seinem neuen Arbeitsplatz gut eingefunden.

Foto: Thomas Seeber

„Es ist nicht schön, Nein zu sagen“, das hat Ralf Collmann in seinen ersten 100 Tagen als Bürgermeister von Rehlingen-Siersburg schon gelernt. Mit Bürgernähe und einem offenen Ohr für jedes Anliegen hatte der Parteilose im Wahlkampf geworben – das werde jetzt auch eingefordert.

Der Alltag im Amt sei mit einer Masse an Terminen verbunden, „das Bürgerbegehren, auch das von Firmen ist sehr groß“, sagt Collmann; wohl auch, weil nach 27 Jahren nun ein neuer Chef im Rathaus sitzt. „Da wird probiert, beim neuen Bürgermeister Anliegen nochmal anzusprechen. Es könnte ja sein, dass es jetzt funktioniert“, sagt Collmann. Das tut es auch bisweilen, aber manches könne er einfach nicht zusagen, räumt er ein, „auch wenn die Leute hier sitzen und weinen“.

An die neue Bekanntheit in seiner Heimatgemeinde muss sich Collmann noch gewöhnen: „Wenn meine Frau sagt: ,Kannst du noch kurz was einkaufen gehen’, dann kann man das ,kurz’ gleich streichen“, schmunzelt er. Überall werde er angesprochen, „aber darüber freue ich mich, noch. Ich hoffe, dass das so bleibt.“ Auch Kritik müsse man sich als Verwaltungschef natürlich anhören, „aber damit muss man leben, und daraus lernen“.

Die neue Aufgabe sei „aber auch schön“, versichert Collman, „auch wenn es viele Termine sind, auch wenn man abends oft noch lange da sitzt. Das war mir aber klar, und das trifft die Kollegen hier genauso.“ Die Mitarbeiter im Rathaus hätten ihm, dem vorherigen Standesbeamten, „einen sehr guten Start“ ermöglicht, betont Collmann. „Das sehe ich nicht als selbstverständlich.“

In den ersten drei Monaten seiner Amtszeit habe er sich erstmal einfinden müssen. „Was die einzelnen Abteilungen machen, wusste ich ja, aber wie intensiv die Arbeit zum Teil ist, das sieht man von außen nicht so.“ Besonders mit der Bauabteilung und der Kämmerei arbeite er derzeit sehr eng zusammen, „da ist es ein großer Vorteil, wenn man die Kollegen schon kennt“.

Gute Zusammenarbeit ist Collmann wichtig: „Grundsätzlich habe ich die Ansicht, und die vertrete ich nun noch mehr: Es ist ein Wir. Es ist das Miteinander, das zeigt sich schon bei den Kleinigkeiten. Auch große Projekte kann man nur zusammen angehen, dafür braucht man den Ortsrat und den Gemeinderat.“

Eigene Weichen habe er inzwischen gestellt, sagt Collmann: „Da wäre der Bau des neuen Wasserwerks in Siersburg und der Anbau an die Kita St. Martin.“ Die Abschaffung der Friedhofspflegegebühr war ein Wahlversprechen Collmanns; sie wird inzwischen von allen Fraktionen im Rat gefordert. „Ich habe gesagt, wenn es mir möglich ist, will ich die Gebühr sofort abschaffen“, erinnert Collmann, „aber wir dürfen ja nicht.“ Die Kommunalaufsicht hat die Abschaffung verboten, wenn keine Alternative zur Kostendeckung aufgetan wird. „Meine Erfahrung ist, dass die Leute verständnisvoller werden, wenn man das erklärt, dass etwa die Abschaffung der Gebühr ein Loch von bis zu 80 000 Euro reißt.“ Gespräche mit dem AWO-Beschäftigungsprojekt in Rehlingen liefen aber schon, um dessen Mitarbeiter anstelle von Fremdfirmen und Bauhof kostensparend auf den Friedhöfen einzusetzen.

Ein Friedhofsentwicklungskonzept will Collmann außerdem von Seiten der Verwaltung auf den Weg bringen, das den Umgang mit immer mehr frei werdenden Flächen auf den 13 Friedhöfen der Gemeinde für die kommenden zehn bis 15 Jahre regeln soll.

Er sehe den Bürgermeister nicht als Politiker, hatte Collmann vor seiner Wahl gesagt. Dabei bleibt er noch, sagt er: Aus politischen Scharmützeln will er sich möglichst raushalten. Dass der Ton zwischen den Parteien aktuell vor der Kommunalwahl schärfer wird, findet er normal. „Mir ist nur wichtig, dass der Umgang miteinander fair bleibt.“

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