Dorfleben Hemmersdorfer Apotheke musste schließen

Hemmersdorf. · Wegen betrieblicher Mängel ist die Nied-Apotheke nun wieder dicht. Hemmersdorf trifft der Verlust hart.

 Die Nied-Apotheke Hemmersdorf steht nun doch wieder leer.

Die Nied-Apotheke Hemmersdorf steht nun doch wieder leer.

Foto: Nicole Bastong

Alle Bemühungen haben nichts genutzt: Die Hemmersdorfer Apotheke hat geschlossen. Die Apothekenkammer Saar als Aufsichtsbehörde hat den Betrieb nicht weiter erlaubt. Ortsvorsteher Dietmar Zenner, der sich persönlich über Jahre eingebracht hat, um die einzige Apotheke im Dorf zu erhalten, ist enttäuscht: „Mir fällt es schwer, solche Entscheidungen nachzuempfinden, und vor allem, sie nicht verhindern zu können.“

Vor zwei Jahren schien die Renaissance gelungen: Wider Erwarten war ein Nachfolger für den einzigen Apotheker gefunden worden. Massoud Afrouzeh aus Lörrach eröffnete die Nied-Apotheke nach einigen Monaten Leerstand wieder. Afrouzeh wurde dabei tatkräftig unterstützt: Ein Team aus Hemmersdorfern kümmerte sich um Handwerker, Eröffnungsfeier und auch eine Lösung für den fehlenden barrierefreien Zugang. Denn es ergaben sich allerhand Probleme in dem in die Jahre gekommenen Ladenlokal: Weil er den Betrieb nicht übernommen, sondern neu eröffnet hatte, galten für den neuen Inhaber etliche Auflagen der Apothekenkammer. „Diese Auflagen konnte er in der verordneten Zeit nicht erfüllen“, fasst Zenner zusammen. Letztendlich musste Afrouzeh seine Betriebserlaubnis im Oktober zurückgeben. Seitdem ist die Nied-Apotheke dicht, ein Nachfolger ist nicht mehr in Sicht. Die nächste Apotheke ist in Siersburg; diese liefert zwar aus – aber die Rezepte müssen zuvor hingebracht werden.

„Es ist meines Wissens noch nie vorgekommen, dass die Apothekenkammer einen Betrieb im Saarland schließen musste“, betont Elmar Thome, deren pharmazeutischer Geschäftsführer. Thome überwacht auch die Einhaltung der Apothekenbetriebsordnung. Die deutlichen Kritikpunkte der Kammer im Hemmersdorfer Betrieb: Mangelnde Hygiene und Vernachlässigung der Dokumentationspflichten. Darüber hinaus seien abgelaufene Arzneimittel ausgegeben worden. „Der Betreiber hat Chancen und Zeit genug gehabt, nachzubessern“, betont Thome. Doch auch bei einer Nachbesichtigung seien gravierende Mängel festgestellt worden. Der Apotheker sei mehrfach schriftlich aufgefordert worden, diese zu beseitigen – ohne Ergebnis. Dazu kamen Streitigkeiten mit der Vermieterin, berichtet Zenner. Der 64-jährige Apotheker selbst hat sich derzeit zurückgezogen.

Warum die Apothekenkammer sich nicht stärker für die Erhaltung der Betriebe gerade in kleinen Orten einsetzt, kann der Ortsvorsteher nicht verstehen. Besonders da die Nied-Apotheke großen Zulauf hatte, wie Zenner weiß: „Zwischen 70 und 100 Kunden am Tag. Und die Kunden waren sehr zufrieden, Herr Afrouzeh hat ein unwahrscheinlich hohes Fachwissen.“ Auch Bürger aus Niedaltdorf, Biringen und Oberesch nutzten die Apotheke. „Das war für unser Dorf sehr wichtig“, betont Zenner, „und der Apotheker war auch sehr gut integriert.“

Dass Hemmersdorf weiter ausstirbt, befürchtet Zenner, denn auch der einzige Arzt geht im Frühjahr in den Ruhestand; seit einem Jahr suche dieser einen Nachfolger, bisher vergeblich. „Als Ortsvorsteher habe ich bereits Mitte des Jahres die Apothekenkammer angeschrieben und darauf hingewiesen, wie wichtig eine Apotheke hier im Ort ist“, schildert Zenner. Auch der Gesundheitsministerin hat er die Situation geschildert. Zenner hofft, dass die medizinische Versorgung im Ort auf irgendeine Weise erhalten bleiben kann: „Und wenn es auch nur eine gelegentliche Sprechstunde ist.“

Für kleine Orte gebe es auch die Möglichkeit, eine Rezeptsammelstelle zu beantragen, erklärt Thome. Diese muss eine Apotheke beantragen, die die Rezepte dann dort abholt und die Kunden beliefert. Mehrere Dörfer im Saarland würden dies schon nutzen. „Das kann im Prinzip ein Briefkasten sein“, erklärt Thome. „Und in Hemmersdorf würden wir dies mit großer Wahrscheinlichkeit genehmigen.“

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