LC Rehlingen „Wir haben keine Hürden“ passt genau

Rehlingen · Der Galaabend des LC Rehlingen zum runden Geburtstag war eine Zeitreise durch 60 Jahre Vereinsgeschichte. Die Laudatio hielt die deutsche 400-Meter-Hürden-Legende Harald Schmid.

 Harald Schmid hielt eine viel beklatschte Galaabend-Rede.

Harald Schmid hielt eine viel beklatschte Galaabend-Rede.

Foto: Roland Schmidt

(ros) „Es ist toll, dass du bei uns über die 400 Meter läufst – wir haben aber keine Hürden.“ Als Harald Schmid Anfang der Achtziger nach der Zusage zum Pfingstsportfest des LC Rehlingen von Präsident
Ludwin Klein über die fehlenden Details auf der Paradestrecke informiert wurde, war der fünffache Europameister über 400-Meter Hürden baff. „Wo komme ich da bloß hin?“ Am Galaabend zum 60-jährigen Vereinsbestehen verriet der Weltklasseathlet dem lachenden Publikum am Samstag in der Kulturhalle Rehlingen, was er damals so dachte.

Wie er danach die Liebe für den ambitionierten Dorfverein entdeckte, erzählte er den rund 800 Zuhörern in seiner Laudatio. Viele Spitzenathleten habe der LCR hervorgebracht. Gleichzeitig schaffe er es seit Jahrzehnten, Kindern und Jugendlichen Freude am Sport zu vermitteln. Der Verein sei Begegnungsort für Menschen, die gemeinsam aktiv seien, Kommunikation pflegten und Spaß am Sport hätten. „Dies motiviert für den ehrenamtlichen Einsatz. Verliert das nicht“, schwärmte Schmid vom Erfolgsgeheimnis.

Thomas Klein nickte zustimmend. In seiner Eröffnungsrede erinnerte der LC-Vorsitzende an die Sternstunden des Vereins, der am 29. Mai 1957 im Gasthaus Ortstein das Licht der Sportwelt erblickte. Unter dem ersten Vorsitzenden Curt Jakobs machte sich der LCR zunächst als Läuferhochburg einen Namen. Unter Präsident Edwin Klein und mit dem Start des Silbermedaillen-Gewinners über 5000 Meter bei den Spielen in Tokio 1964, Harald Norpoth, nahm die Erfolgsstory Pfingstsportfest 1967 Fahrt auf.

1968 lief DDR-Flüchtling Jürgen May im 1500-Meter-Studentenlauf eine Weltjahresbestleistung. Danach war Ludwin Klein in vierzig Amtsjahren unermüdlicher Motor des Meetings und lockte Top-Athleten an die Saar. Olympiasiegerinnen wie Ulrike Meyfarth, Heide Rosendahl oder Heike Drechsler gastierten hier. Europameister, Weltmeister und Weltklasse-Athleten wie Frank Fredericks, Udo Beyer, Ariane Friedrich oder zuletzt Olympiasieger Robert Harting machen die 16 000-Einwohner-Gemeinde seit 53 Jahren für einen Tag im Jahr zum Nabel der Leichtathletik-Welt.

Für weltweite Schlagzeilen sorgte 1975 Galaabend-Ehrengast Karl-Hans Riehm. Sechs Mal überbot der „Koloss aus Konz“ den Weltrekord und steigerte ihn auf 78,50 Meter. „Das war eine Sensation. Spätestens seit 1980 wusste dann jeder, wo Rehlingen liegt“, schmunzelte Riehm und erinnerte an die Einstellung des Weltrekords im Hochsprung durch Dietmar Mögenburg mit 2,35 Meter. Auch die Rehlinger Olympioniken Rolf Danneberg, Andreas Ruth, Shanta Ghosh, Bianca Kappler und Laura Müller maßen sich im Bungertstadion oft und gerne mit der Weltelite.

Mit dem Haus der Leichtathletik erfüllte sich 2008 ein Traum, für den Verein und Ludwin Klein, der lange dafür gekämpft hatte. Eine Trainings- und Begegnungsstätte auf Leistungsstützpunkt-Niveau, wo heute auch Reha- und Senioren-Sport sowie integrative Kurse für Flüchtlinge und Menschen mit Handicap oder geistiger Behinderung angeboten werden.

Harald Schmid hat keine Angst, dass der LC nicht auch künftig alle Aufgaben meistern und Hindernisse überwinden wird. Die Worte, die ihn einst so sehr verblüfften, schlägt der promovierte Ex-Champion nach intensivem Studium „des Weltklasse-Dorfvereins“ als neues Motto vor: „Wir haben keine Hürden.“

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