Leichtathletik Runder Geburtstag einer runden Sache

Rehlingen · Modellprojekt für gelebte Integration: Sportgruppen des LC Rehlingen für Menschen mit Handicap wurden zehn Jahre alt.

  Die Reha-Sportgruppen des LC Rehlingen demonstrierten bei der Geburtstagsfeier Übungen aus ihren Trainingsprogrammen.

Die Reha-Sportgruppen des LC Rehlingen demonstrierten bei der Geburtstagsfeier Übungen aus ihren Trainingsprogrammen.

Foto: Bodwing

Bewegung macht nicht nur munter. Sie kann Geselligkeit ebenso fördern wie gute Laune und die Fähigkeit zur Problemlösung. Damit auch Menschen mit Handicap solche sportlichen Möglichkeiten haben, gründete der LC Rehlingen vor zehn Jahren besondere Sportgruppen. Etwa 100 Mitglieder und Gäste feierten am Sonntagnachmittag das runde Jubiläum im Gymnastikraum des Haus der Leichtathletik.

Gekommen war auch Schirmherrin und Sozialministerin Monika Bachmann. Die übergab dem LC-Vorsitzenden, Thomas Klein, einen Scheck in Höhe von 1000 Euro. Vor zehn Jahren sei der frühere Vorsitzende, Ludwin Klein, zu ihr gekommen, erinnerte sich Bachmann, und habe gesagt: „Wir gründen jetzt noch eine Gruppe für Menschen mit Handicap.“ Heute sehe man, sagte Axel Riedschy, Präsident des saarländischen Verbandes für Behinderten- und Rehabilitationssport, „dass sich die Sache gelohnt hat“. Auch er übergab ein Kuvert. Für den langjährigen ehrenamtlichen Einsatz ehrte Riedschy zudem Übungsleiter und Betreuerinnen mit der Verbands-Ehrennadel. Dies waren Birgit Klein-Weiten, Beate Klein, Judith Biwer, Margret Magar, Birgit Pirot, Inge Croon und Berthold Gorges. „Die sind alle von Anfang an dabei“, sagte Thomas Klein.

Einen Scheck habe er nicht dabei, gestand Ralf Collmann, Bürgermeister von Rehlingen-Siersburg. Wegen der Finanzsituation der Gemeinde. Doch Collmann versicherte: „Wir unterstützen euch, wo wir können.“ Auf positive Facetten des Sports ging der Psychologe Dr. Josef Schwickerath ein. Bewegung sei gut für die Seele, betonte er. Deshalb sei das, was hier seit zehn Jahren gemacht werde, „genau das, was Menschsein ausmacht“. Sport schaffe Distanz, um Lösungen für Probleme zu finden. Betätigung in Gruppen führe zu Anerkennung, Erfolgserlebnissen und dem Abbau von Stress. Sport helfe insbesondere bei Angst und Depressionen, „dass man da wieder rauskommt“. Deshalb empfahl Schwickerath „aktiv werden und Probleme hinter sich lassen“.

Der LC Rehlingen hat vor zehn Jahren zwei Reha-Sportgruppen aufgebaut. Eine für Menschen mit körperlichen Problemen und eine für Personen mit psychischen Problemen. Die trainieren jeweils eine Stunde in der Woche im Haus der Leichtathletik. Die Gruppen sind offen für alle Vereinsmitglieder sowie auch nicht behinderte Teilnehmer. „Wir haben klein angefangen“, sagte Beate Klein, eine der Übungsleiterinnen. An die zwölf Teilnehmer seien es gewesen. „Heute sind es 25 bis 30.“ Diese Anzahl gelte für beide Gruppen, sagte Thomas Klein. Insgesamt seien es somit um die 60 Personen. Dazu kämen etwa acht Helfer vom Verein.

„Die Teilnehmer sind hier integriert“, betonte Klein. Das ergebe sich allein schon durch das Training unter einem gemeinsamen Dach. „Wir integrieren sie auch in Veranstaltungen wie das Pfingstsportfest. Dabei laufen sie als Mannschaft mit ein.“ Aber auch gesellige Feste sorgten für die Teilhabe am Alltagsleben. Denn durch ihre Erkrankung scheuten sich viele, in Vereinen oder Fitnessstudios aktiv zu werden. In Rehlingen hingegen finden sie solche Gelegenheiten. Aus Saarlouis werde eigens ein Fahrdienst angeboten.

Kooperationspartner der Reha-Sportgruppen sind die AWO Dillingen, die Lebenshilfe und der Verein für Sozialpsychiatrie in Saarlouis sowie die „Wohnstätte Paulus“ in Rehlingen. Das Engagement des LC wurde bereits mit zahlreichen Auszeichnungen belohnt. Darunter mit Bronze bei der Aktion „Sterne des Sports“, 2013 mit dem „Förderpreis Ehrenamt“ und als Sieger im Wettbewerb „Gesund leben – Gesund bleiben“ des Gesundheitsministeriums. Mit viel Begeisterung trugen die „Herzrocker“ der AWO ihre Lieder zur Feier bei. Die beiden Rehagruppen demonstrierten Auszüge aus ihren Übungen. „Dass wir gemeinsam Sport machen“, stellte Angelika, Teilnehmerin der Montagsgruppe, als einen wesentlichen Aspekt heraus. „Man kommt müde, aber gut gelaunt aus dem Training wieder raus. Die Woche fängt dann gut an.“

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