Basketball „Das ist ein ganz bitterer Abend“

SAARLOUIS · Die Basketballerinnen der Saarlouis Royals sind sportlich abgestiegen. Nun hoffen Spielerinnen und Fans auf ein Hintertürchen.

 An mangelnder Unterstützung lag es nicht: Gut 1000 Fans feuerten ihre Mannschaft in der Stadtgartenhalle an. So viele wie lange nicht mehr.

An mangelnder Unterstützung lag es nicht: Gut 1000 Fans feuerten ihre Mannschaft in der Stadtgartenhalle an. So viele wie lange nicht mehr.

Foto: Ruppenthal

Was als hoffnungsfroher Abend begann, mündete für Spielerinnen, Verantwortliche und Anhänger der Saarlouis Royals am Samstag in einem Albtraum: Statt königlicher Stimmung stellen sich am Samstag nach dem „Abstiegs-Endspiel“ in der Damen-Basketball-Bundesliga gegen Eintracht Braunschweig kollektive Trauer und Tristesse ein. Die Royals verloren ihr letztes Spiel mit 65:70 (37:39) und sind damit – zum zweiten Mal nach 2012 – sportlich abgestiegen.

„Es ist schon irgendwo tragisch“, sagt Royals-Fan Barbara: „Die Mannschaft hat in dieser schweren Saison riesig gekämpft. Nun ist es umso bitterer, dass der Sieg gegen Göttingen aberkannt wurde“, sagt die 44-jährige Saarbrückerin mit Blick auf den 77:72-Sieg Anfang Dezember. Weil Centerin Nadjeschda Ilmberger nach Ansicht des Ligaverbandes nicht spielberechtigt war, wurde der Sieg aberkannt – und Saarlouis zusätzlich noch mit einem weiteren Punkt Abzug bestraft (wir berichteten).

Die Royals sehen das anders als die DBBL und werden den Kampf um die verlorenen Punkte nun wohl vor Gericht fortsetzen. Als Kompromiss, um einen langwierigen Rechtsstreit zu vermeiden, steht ein Antrag von Saarlouis auf Aufstockung der Liga im Raum. Doch das ist am Samstag erst mal noch kein Thema – die meisten der rund 1000 Zuschauer in der Stadtgartenhalle sind nach der schwachen Leistung einfach nur enttäuscht.

Bereits in den letzten Sekunden der Partie wird es merklich ruhiger auf den Rängen. Die Zuschauer wissen, dass das heute nichts mehr wird. Auch der Blick aufs Smartphone kann den Frust nicht vertreiben: Das bisherige Schlusslicht Chemnitz besiegt Nördlingen mit 80:63 und zieht an den Royals vorbei – für viele ist das aber weniger entscheidend: „Die Mannschaft hat sich erneut selbst geschlagen“, findet Marion aus Wallerfangen, seit rund zehn Jahren Royals-Fan: „Die Leistungen waren die ganze Saison über nicht gut, das ist nun die Quittung – mit René wäre das nicht passiert.“

Sie meint Ex-Trainer René Spandauw, der das Team von 2004 bis 2015 betreut und zu zwei Meisterschaften (2009, 2010) und drei Pokalsiegen geführt hatte. Der Niederländer ist gegen Braunschweig ebenfalls vor Ort – Glück bringt er seiner ehemaligen Mannschaft nicht. Von Beginn an ist dem Team von Trainer Ondrej Sykora die Nervosität anzumerken: „Eigentlich waren wir es, die das Tempo vorgeben wollten. Wir sind aber sehr schlecht gestartet. Der Druck war schon zu spüren“, sagt Kimberly Pohlmann, die vor der Saison nach Saarlouis zurückgekehrt war, nachdem sie zwischen 2013 und 2016 immerhin zwei Vize-Meisterschaften mit den Royals errungen hatte. „Ich habe immer noch ein bisschen Hoffnung“, sagt die 26-Jährige – doch auch ihr steht der Frust ins Gesicht geschrieben.

„Das ist ein ganz bitterer Abend, nachdem ich hier glanzvolle Zeiten erlebt habe“, meint „Käthe“ aus Perl, die seit 2006 Stammgast bei Heimspielen ist. Mit 79 Jahren sieht sie wahrscheinlich vieles gelassener, die Enttäuschung über den Abstieg ist aber auch ihr dennoch anzumerken.

An der lautstarken Anfeuerung der mitfiebernden Royals-Fans lag es definitiv nicht. „So viele Zuschauer waren schon zwei, drei Jahre nicht mehr da“, sagt Horst Otto aus Karlsbrunn, der seit fast 20 Jahren die Heimauftritte verfolgt.

„An der Stimmung wird es sicher nicht scheitern“, meint Herbert Stiebel bereits in der Halbzeit. Trotz Rückstand ist er da noch guter Dinge: „Oft ist es so, dass sie im dritten Viertel schwach sind. Wenn das diesmal anders läuft, habe ich Hoffnung, dass sie es schaffen“, sagt Stiebel. Der befürchtete Einbruch bleibt zwar aus, diesmal ist es aber das letzte Viertel, das die Royals um den Sieg bringt. Topwerferin Ariel Hearn (21 Punkte) sorgt drei Minuten vor Schluss mit dem 63:62 nochmal für kollektiven Jubel – doch die Gäste sind hinten raus das abgezocktere Team.

 Fassungslosigkeit auf der Bank der Royals: (von links) Ralf Anstaett, Frank Scholtes, Helmi Tulonen und Esther Fokke.

Fassungslosigkeit auf der Bank der Royals: (von links) Ralf Anstaett, Frank Scholtes, Helmi Tulonen und Esther Fokke.

Foto: Ruppenthal
  Völlig enttäuscht geht Seraphina Asuamah-Kofoh vom Feld.

Völlig enttäuscht geht Seraphina Asuamah-Kofoh vom Feld.

Foto: Ruppenthal

Damit bleibt vorerst nur die Hoffnung auf eine Hintertür. „Das muss jetzt nicht das Ende bedeuten. Ich bin St. Pauli-Fan, die spielen ja auch nur 2. Liga“, meint Stefan Müller aus Merzig. Immerhin ist er nicht der einzige, der dem Team auch eine Liga tiefer die Treue halten würde. „Jetzt ist es halt passiert. Ich werde trotzdem nächste Saison wieder herkommen“, sagt etwa Bernd Thiel aus Altforweiler – damit zumindest die Stimmung bei Heimspielen weiter so erstklassig bleibt wie am an sich so traurigen vergangenen Samstag. (siehe auch Seite D1)

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