Agentur für Arbeit Bei der Jobsuche hilft Jugendlichen Offenheit

Dillingen/Wadern · Viele junge Menschen sind noch ohne Ausbildungsstelle. Da noch viele Stellen unbesetzt sind, ist es für eine Bewerbung nicht zu spät.

 Michelle Christ (Mitte) tritt Mitte Juli ihre Ausbildung zur Steuerfachangestellten an. Martina Görg (links) und Daniela Reek zeigen ihr schon mal ihren zukünftigen Arbeitsplatz.

Michelle Christ (Mitte) tritt Mitte Juli ihre Ausbildung zur Steuerfachangestellten an. Martina Görg (links) und Daniela Reek zeigen ihr schon mal ihren zukünftigen Arbeitsplatz.

Foto: Ruppenthal

Mitte Juli beginnt für Michelle Christ aus Büschfeld ein neuer Lebensabschnitt: Die frisch gebackene Abiturientin tritt ihre Ausbildung zur Steuerfachangestellten bei der Firma W+ST Wirtschaftsprüfung in Dillingen an. Das Unternehmen hat derzeit große Schwierigkeiten, geeignete Auszubildende zu finden – und ist damit nicht allein. Im Kreis Saarlouis sind nach Angaben der Agentur für Arbeit noch 695 Ausbildungsstellen unbesetzt, im Kreis Merzig-Wadern sind es 304 – insgesamt gibt es also 999 Chancen für junge Menschen, jetzt noch eine Ausbildung zu finden. „Wir brauchen einen gewissen Standard von Bewerbern“, erläutert W+ST-Vorstandsmitglied Lothar Baum, „man muss Mathematik und Deutsch beherrschen und mit Menschen umgehen können.“ Einige Bewerber würden bereits aufgrund zu vieler Fehler im Anschreiben aussortiert.

Christ hat sich bewusst für den Beruf entschieden – wenn auch auf Umwegen. „Mit 17 wollte ich Staatsanwältin werden“, erinnert sich die heute 21-Jährige lachend. Im vergangenen Jahr liebäugelte sie mit einem Studium der Politikwissenschaften, entschied sich aber dann doch für eine Ausbildung. „Ich habe mich als Industriekauffrau beworben“, sagt sie, „andere Berufe waren gar nicht so auf dem Schirm bei mir.“ Erfolgreich war Christ damit aber nicht. „Von vielen habe ich gar keine Antwort bekommen“, erzählt sie. Durch ein Beratungsgespräch bei der Agentur für Arbeit erhielt sie eine Liste mit möglichen kaufmännischen Berufen sowie „jede Menge Vermittlungsvorschläge“.

Offen für Alternativen zu sein ist ein wichtiger Tipp, den Nicole Feibel von der Agentur für Arbeit Jugendlichen gibt, die ebenfalls auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle sind. „Der Kontakt zu Berufsberatung ist sinnvoll“, sagt sie, genauso wie die eigenen Kompetenzen herauszuarbeiten. Christ rät anderen Schulabsolventen, sich zeitnah umzusehen: „Nur weil man gute Noten hat, heißt das nicht, dass man unbedingt den Job bekommt, den man will.“

Daniela Reek, bei W+ST unter anderem in den Bereich Akademie und Ausbildung tätig, empfiehlt ebenfalls, sich frühzeitig schlauzumachen – im Internet zum Beispiel oder bei Infomessen. „Sie haben heute wirklich Topmöglichkeiten und Auswahl, können sich informieren und differenzieren“, sagt sie. Mit guter Vorbereitung könnten Bewerber dann einen für sie geeigneten Ausbildungsberuf finden und bei der Bewerbung punkten. Aus Baums Sicht gebe es viele junge Menschen, die sich bewerben, ohne sich mit dem Berufsbild auseinander gesetzt zu haben. Bei ihren Mitabiturienten hat Christ festgestellt: „Ein großer Teil hat keinen Plan und dümpelt so rum.“

Ausbildung und Studium werden ihrem Eindruck nach etwa gleich nachgefragt. Zumal eine Ausbildung ein späteres Studium ja nicht ausschließt, wie Martina Görg beweist, die Christ ab Juli ausbildet. Sie hat 1995 ihre Ausbildung bei W+ST zur Steuerfachgehilfin begonnen, hat aber später noch drei Jahre BWL studiert – und ist zum Unternehmen zurückgekehrt. „Der Beruf ist sehr vielfältig“, sagt sie, „es ist nicht der trockene Bürojob, wie man ihn sich vorstellt.“ Ständige Weiterbildung sei durch die Veränderungen in den Steuergesetzen ein Muss.

„Die Ausbildung ist nicht ganz ohne Herausforderungen“, befindet Baum. Neben guter Vorbereitung sowie den erforderlichen Kenntnissen in Mathematik und Deutsch rät Reek für die Bewerbung: „Für mich ist ausschlaggebend, dass jemand sehr authentisch rüberkommt und dass wir mit dem Bewerber überhaupt ins Gespräch kommen.“

Obwohl das Ausbildungsjahr schon bald startet, gibt es derzeit noch die Chance, sich zu bewerben – bei W+ST genauso wie bei vielen anderen Betrieben. Über 30 Ausbildungsstellen für Industriemechaniker sind beispielsweise im Kreis Saarlouis noch offen, in Merzig-Wadern fehlen nach Angaben der Agentur für Arbeit noch rund zehn Maschinen- und Anlagenführer. Zu den weiteren Berufen mit vielen offenen Ausbildungsstellen in beiden Kreisen zählen auch Verkäufer, Industriekaufleute sowie Handelsfachwirte und Kaufmänner und –frauen im Einzelhandel. Die Agentur für Arbeit hilft mit ihrer Berufsberatung bei der Suche und unterstützt auch Schulabgänger, die bisher bei ihren Bewerbungen keinen Erfolg hatten. Die Beratung orientiert sich auch am Schulabschluss.

Termine mit der Berufsberatern der Agentur für Arbeit können unter Telefon (0800) 4 55 55 00 vereinbart werden. Eine Terminvereinbarung ist auch vor Ort bei der Agentur für Arbeit möglich.

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