Hütten-Vorstand verärgert Stadtrat Saarlouis Update-Fehler verursachte Ruß-Ausstoß der Dillinger Hütte

Saarlouis · Eklat im Stadtrat Saarlouis: Der Technische Vorstand der Dillinger Hütte, Bernd Münnich, erklärte dem Rat am Donnerstagabend zwar ausführlich, wie es zur starken Rußentwicklung im August kam. Doch was im Rauch drin war, sagte er nicht. Das könne man beim Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz nachfragen. Viele Ratsleute waren sauer.

 Fehlgesteuerte Anthrazitkohle war Quelle der starken Rußentwicklung der Dillinge Hütte im August.

Fehlgesteuerte Anthrazitkohle war Quelle der starken Rußentwicklung der Dillinge Hütte im August.

Foto: Steil TV/Wolfgang Steil

Die starke Rußbildung in der Dillinger Hütte Mitte August geht auf einen Fehler im Computersystem zurück. Der Technische Vorstand der Hütte, Dr. Bernd Münnich, sagte am Donnerstagabend, der Fehler sei bei einem Update durch die Firma Siemens im Leitsystem des Hochofens vier entstanden. Münnich erläuterte den Vorgang auf Antrag der Grünen im Stadtrat Saarlouis. Danach hat der Hütten-Mitarbeiter per Computer Eisenkies zum Anfahren des Hochofens angewählt, tatsächlich aber habe die Steuerung große Mengen Anthrazitkohle freigegeben. Der Ofen sei restlos mit dieser Kohle überladen worden. 400 Kubikmeter seien schließlich eingefüllt worden. Beim Versuch, den Hochofen wieder frei zu bekommen, sei erstmals am 8. August eine schwarze Rauchsäule entstanden.

Das eigentliche Ruß-Ereignis entstand aber erst am Samstag, 18. August. Man habe versucht, den Ansatz, den nicht mehr mit Gas belüfteten Riesen-Pfropfen im Hochofen, zehn Meter hoch, Durchmesser 2,5 Meter, abzuschmelzen. Dabei ist laut Münnich „zwei bis drei Minuten lang“ starker Ruß ausgetreten. Er ging dann in der Folgezeit langsam vor allem auf Roden, Steinrausch und Fraulautern nieder.

Was in dem Ruß drin war, sagte Münnich trotz Fragen von Grünen-Fraktionschef Hubert Ulrich, FDP-Mann Wolfgang Krichel oder Carsten Quirin (CDU) nicht. Das habe das Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz (LUA) untersucht. Es habe keinerlei Gesundheitsgefährdung festgestellt. „Wir haben da nicht mehr als die Öffentlichkeit“, sagte und wiederholte er mehrfach. Man möge beim LUA „nach Details fragen“. Ulrich antwortete säuerlich: „Das lässt die Annahme zu, dass Sie das LUA-Ergebnis nicht kennen oder sagen wollen. Das glaube ich Ihnen nicht.“ Und: „Offenkundig wollen Sie das nicht beantworten.“ Münnich: „Ich verbitte mir das.“ Der Rat stimmte später einem Antrag der Grünen zu, in der nächsten Sitzung das LUA dazu zu befragen.

215 Schadensmeldungen gingen ab Sonntag, 19. August, bei der Hütte ein, sagte Münnich. Bis Ende Oktober könnten sie abgearbeitet sein. „Das betrifft vor allem Markisen, Solaranlagen, Autos, auch Räume wurden bereits gesäubert“.

Ratsmitgieder kritisierten auch das Krisenmanagement. Münnich sagte, die Öffentlichtkeit sei nach Eingang der ersten Schadensmeldungen durch Pressemitteilungen am 22. August informiert worden.

Eine Wiederholung dieser Art von Störung, die wohl einzigartig sei, schloss Münnich aus. Die Programmierung sei nun „dreifach gesichert“. Er entschuldigte sich bei der Bevölkerung ausdrücklich für den auch aus Hüttensicht dramatischen Vorfall.

(we)
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