Illumination Imposante Lichterschau am Saarlouiser Landratsamt
Saarlouis · Drei Tage lang regten Projektionen auf der Fassade zum Nachdenken über das Thema Natur und Nachhaltigkeit an. Fliegende Kühe und gebratenes Geflügel.
Im Dunkeln huschten Buchstaben über die rund 30 Meter lange Fassade des Landratsamt-Anbaus von 1910/11. Bienenwaben zogen über die Sandsteinmauern, eine rotierende Erdkugel, ein Tier hinter Gittern und gebratenes Geflügel. Diese Bilder kamen aus dem obersten Stockwerk der Kfz-Anmeldestelle. Zwei Hochleistungs-Beamer warfen von dort Lichtbündel durch den Nieselregen über die Kaiser-Wilhelm-Straße hinweg.
Die Projektion lief am Freitagabend gegen 19.30 Uhr über das Gebäude sowie am Samstag und Sonntag ab 19 Uhr. Jeweils rund 25 Minuten in Wiederholungen bis 22 Uhr. Über den Anlass sprach eine halbe Stunde zuvor beim Start der Aktion im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes Natalie Sadik. Sie ist Schulentwicklungsplanerin beim Landkreis Saarlouis. Sadik schaffte es im vergangenen Jahr, 50 000 Euro Fördermittel des Rates für nachhaltige Entwicklung in Berlin in den Landkreis zu holen. Mit einer gut ausgearbeiteten Bewerbung „haben wir unter 235 Bewerbungen die Hauptförderung gewonnen“, sagte sie begeistert.
Vor an die 100 Zuhörern sagte der erste Beigeordnete des Landkreises, Klaus Engel, über die Arbeit von Sadik, dass ohne sie „dieses Projekt gar nicht möglich gewesen wäre“. Mit dem Geld wurden vom 1. April 2018 bis zum 31. März 2019 zahlreiche Projekte zum Thema „Esskultur und Nachhaltigkeit“ durchgeführt. Unter anderem wurden Schulgärten an zehn Schulen für den Anbau von Nahrungsmitteln angelegt. An insgesamt elf Schulen fanden regelmäßige Kochprojekte statt. Dabei lernten mehr als 9000 Schüler den Weg von der Ernte bis zum Verzehr kennen.
„Es wurde geimkert und Honig produziert“, sagte Kim Roth, Schülerin am Stadtgarten-Gymnasium Saarlouis. Für Insekten entstanden mit Blühpflanzen bessere Lebensbedingungen. Die Abkehr vom Anlieferungsservice aus Großküchen erfolge im Kreis Saarlouis seit rund zehn Jahren, stellte Engel dar. Bistros an der Litermont-Schule Nalbach sowie dem Max-Planck-Gymnasium Saarlouis bildeten die Anfänge „hin zu frisch zubereiteter, regionaler, saisonaler und nachhaltiger Schulverpflegung“.
Später war die Kaiser-Wilhelm-Straße für den Autoverkehr gesperrt, dann tauchte eine sich drehende Weltkugel auf der dunklen Fassade des alten Landratsamtes auf. Ihr folgten weiße Buchstaben, die sich zu Begriffen formierten. „Alles Bio“ stand unter anderen da, „Nachhaltigkeit“ und „Globaler Handel“. Fliegende Kühe, Schweine und Geflügel schwirrten über das Amt beim Thema „Unser Fleischkonsum fliegt uns um die Ohren“. Bei „Mais wird zu Popcorn“ wuchsen Maiskolben vom Dach und aus dem Erdgeschoss.
Auch der Konflikt zwischen der Abholzung des Regenwaldes und der Industrie wurde bildhaft umgesetzt. Zur Tierhaltung bewegte sich eine Kreatur hinter beleuchteten Fenstern. Bienenwaben wiesen auf das Sterben der Insekten hin und blaue Wellen auf das Ansteigen des Meeresspiegels. „Alle Projekte laufen weiter“, sagte Sadik über die erste Förderphase. Und am 1. April beginnt die nächste Projektrunde „Mobilität und Nachhaltigkeit“. Dafür hatte sie eine weitere Bewerbung in den Ring geworfen. Und wieder vergab der Rat für nachhaltige Entwicklung die Hauptförderung mit 50 000 Euro nach Saarlouis.
Die Animation auf das Landratsamt in Saarlouis wurde möglich durch eine Zusammenarbeit von Sadik, Schülern von drei Kreisschulen, Studenten der Hochschule für Bildende Kunst in Saarbrücken sowie Francois Schwamborn, einem Lichtkünstler und Dozent an dieser Hochschule.
