Umfrage Leise Wehmut nach „mutiger Entscheidung“

Saarlouis · Durchweg positive Reaktionen auf den Weggang von Annegret Kramp-Karrenbauer gab es gestern bei einer Umfrage in Saarlouis.

Blick nach vorn und kleine Anfrage: Ministerpräsidentin Annegert Kramp-Karrenbauer un d ihr künftiger Nachfolger Tobias Hans.

Blick nach vorn und kleine Anfrage: Ministerpräsidentin Annegert Kramp-Karrenbauer un d ihr künftiger Nachfolger Tobias Hans.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Der Weggang von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Generalsekretärin nach Berlin trifft durchweg auf sehr positive Reaktionen. In das Lob für ‚AKK‘ mischt sich aber auch Wehmut sowie Skepsis gegenüber der künftigen Personalkonstellation im Saarland.

„Ich finde es sehr mutig von ihr“, sagt Heinrich Schmitt, „schließlich ist es für sie persönlich zunächst ein Rückschritt.“ Der Dillinger hält Kramp-Karrenbauer aber für „fähig, das Amt zu übernehmen.“ Gleichzeitig bedauert er, „dass die Wahlsiegerin weggeht“, hofft, dass sie keine Lücke hinterlässt. Ohne die Affäre beim Landessportverband wäre wohl Klaus Meiser ihr Nachfolger geworden, vermutet Schmitt, der selbst CDU-Delegierter ist. Für ihn ist es „lobenswert, dass die Partei auf die unerwartete Situation so schnell reagiert hat.“

Hubert Brosius aus der Dillinger Partnerstadt Creutzwald hat nur gehört, dass sie „die zweite Dame in Deutschland“ wird. Der Franzose ist in Saarlouis („eine tolle Stadt“) zum Einkaufen unterwegs. In der saarländischen Landespolitik kennt er sich zwar nicht so gut aus, aber auch er ist voll des Lobes: „Das ist ganz großartig, wo das Saarland doch so klein ist.“

Sie sei „eine gute Landesmutter“ gewesen, bekennt Johannes Kinnen (Saarlouis), der „etwas wehmütig“ ist, „dass sie uns verlässt.“ Für ihre persönliche Entwicklung sei die Entscheidung richtig, wie es im Saarland weitergeht, müsse man abwarten. „Etwas Verlässliches verlässt uns, was jetzt kommt, weiß ich nicht.“

Deutliche Skepsis gegenüber dem designierten Nachfolger Tobias Hans äußern die beiden Saarlouiser Manfred Wolz und Roland Geis. „Hans ist noch zu jung, nicht die Persönlichkeit“, sagt Wolz. Er hat Bedenken, wenn „der Weg von der Uni direkt in die Politik“ führt, da fehle einfach die Lebenserfahrung. „Der Hans ist mir völlig unbekannt“, meint Geis, der mit der Nachfolgeregelung „nicht so einverstanden“ ist. Beide Saarlouiser würden Stephan Toscani als Ministerpräsident bevorzugen. Dagegen begrüßen sie den Entschluss von Annegret Kramp-Karrenbauer, nach Berlin zu gehen. „Das ist ein Wagnis, das auch schiefgehen kann“, schätzt Wolz, er traue ihr aber zu, dass sie es schafft. ‚AKK‘ habe einen „großen Rückhalt in der Partei, in alle Richtungen“ und sei durchsetzungsfähig. Geis lobt die Ministerpräsidentin als „starke Frau“, die eine gute Politik mache. „Schade, dass sie weggeht.“ Nun hofft er, dass sie in Berlin mehr für das Saarland erreichen kann.

„Es ist der logische nächste Schritt“, meint Alexander ­Schwarcz in seiner Mittagspause. Der Homburger arbeitet in Saarlouis, lobt AKK als „kompetente Frau“ und mögliche Nachfolgerin von Angela Merkel. Für das Saarland sei es aber „ein Verlust“, zumal es ungewiss sei, wie es nun weitergeht. Mit dem Nachfolger hat er sich „nur am Rande beschäftigt“, der habe „noch keinen Namen.“ Der Weggang der Spitzen-Frau bringt gleich vier Männer in neue Positionen. Auch bei der Umfrage sind es vor allem Männer, die sich zu dem Thema äußern.

„Das ist mir wurscht“, erklärt die 34-jährige Rebecca. Die Saarlouiserin hat aber Verständnis für Kramp-Karrenbauer: „Wenn man sich persönlich verbessern kann, muss man die Chance nutzen.“ Das sei in jedem Beruf so. „Ich befasse mich wenig mit Politik, habe mehr mit der Kindererziehung zu tun“, sagt Sarah Konz aus Merzig. Die junge Mutter ist „überrascht“, hat die Meldung „noch gar nicht mitbekommen.“ Die Saarlouiserin Rosemarie Unger findet es „gut, dass sie sich in der Bundespolitik engagiert.“ Was Annegret Kramp-Karrenbauer „sagt, hat Hand und Fuß“, lobt sie die Ministerpräsidentin. „Ich weiß jedoch nicht, wie der Hans sich macht“, bleibt aber auch Unger skeptisch.

„Ä bissje traurig“, ist auch Vanessa Kohr aus Losheim. AKK habe „ihren Job gut gemacht“, lobt die junge Frau. Sie zeigt sich betroffen von „der Unterstellung, dass sie damit nur die Kanzlerschaft an sich reißen will.“ Annegret Kramp-Karrenbauer werde aber „eine gute Generalsekretärin“ sein. Wer ihr Nachfolger als Ministerpräsident wird, „keine Ahnung“. Zu Tobias Hans könne sie nichts sagen: „Den kenne ich nicht.“ Daher müsse es sich erst noch zeigen, wie es weitergeht.

Alexander ­Schwarcz

Alexander ­Schwarcz

Foto: Axel Künkeler
Heinrich  Schmitt

Heinrich Schmitt

Foto: Axel Künkeler
Hubert  Brosius

Hubert Brosius

Foto: Axel Künkeler
 Johannes ­Kinnen

Johannes ­Kinnen

Foto: Axel Künkeler
 Christel  Müller

Christel Müller

Foto: Axel Künkeler
 Manfred  Wolz

Manfred Wolz

Foto: Axel Künkeler
 Roland  Geis

Roland Geis

Foto: Axel Künkeler
 Vanessa  Kohr

Vanessa Kohr

Foto: Axel Künkeler

Vollends überzeugt ist dagegen Christel Müller aus Lebach. Die Wahl von Tobias Hans sei „super.“ Mit einem „so jungen Ministerpräsident kann das Saarland Vorreiter sein.“ Vom Weggang der bisherigen Ministerpräsidentin, wenn auch „nur“ als Generalsekretärin sei sie „überrascht, obwohl ich damit gerechnet habe.“ Schließlich habe sie sich mit Merkel stets gut verstanden. Kramp-Karrenbauer habe „einiges getan für unser Land, war immer ehrlich.“ Unabhängig von der Person ist die Lebacherin „richtig stolz“, dass das Saarland durch Peter Altmaier, Heiko Maas und nun noch Annegret Kramp-Karrenbauer mit gleich drei Politikern in Berliner Spitzenpositionen vertreten ist.

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