Stromausfall Und plötzlich gehen in Saarlouis die Lichter aus

Saarlouis · Ein Stromausfall hat gestern die komplette Stadt Saarlouis lahm gelegt. Die Ursache war kurios: ein Schiff. Es hatte die Hauptversorgungsleitung gekappt.

 Stromleitungsunfall Lisdorf/ Ensdorf: Nach  dein Bagger auf einem Schiff  eine Stromleitung gekappt, waren grosse Teile von Saarlouis ohne Elektrizitaet.

Foto: Rolf Ruppenthal/ 23. Mai 2018

Stromleitungsunfall Lisdorf/ Ensdorf: Nach dein Bagger auf einem Schiff eine Stromleitung gekappt, waren grosse Teile von Saarlouis ohne Elektrizitaet. Foto: Rolf Ruppenthal/ 23. Mai 2018

Foto: Ruppenthal

Ampeln außer Funktion, feststeckende Fahrstühle, schwarze Bildschirme, verschlossene Automatik-Türen in Kaufhäusern: In Saarlouis gingen gestern gegen 10.30 Uhr buchstäblich die Lichter aus. Grund war ein Schiffs-Unfall auf der Saar. Der Kranausleger eines Schiffs hatte unweit des Kraftwerkes in Ensdorf zwei dicke Überlandleitungen abgerissen und zerfetzt. Die Folgen waren in weiten Teilen des Saarlandes zu spüren. Von Lebach bis Saarbrücken flackerte das Licht kurz, doch Saarlouis war deutlich härter betroffen. In der Kreisstadt fiel der Strom für rund 20 Minuten komplett aus, einzelne Stadtteile waren sogar fast eine Stunde ohne Strom. Insgesamt waren rund 14 500 Haushalte betroffen.

Die Folgen: Ausgefallene Ampel-Anlagen sorgten für Verkehrsbehinderungen, in vielen Geschäften ging nichts mehr, Büro-Computer stürzten ab – und so mancher ärgerte sich, dass gerade erledigte Arbeit kurz vor dem Speichern auf Nimmerwiedersehen verschwand.

Bei der Polizeiinspektion in Saarlouis stand das Telefon nicht still. „Da geht anscheinend gerade die Welt unter“, sagte einer der Beamten am Vormittag. Allerdings gab es offenbar nur einen leichten Unfall, der durch den Ausfall einer Ampel verursacht wurde.

Auch im Globus-Markt Saarlouis lief das Geschäft fast uneingeschränkt weiter: „Stromausfälle passieren ja ab und zu mal. Wir haben deshalb Notfallpläne und Notstrom-Aggregate. Die Kassen und die Grundbeleuchtung funktionierten, deshalb gab es auch keine Unruhe bei den Kunden“, erklärt Geschäftsleiter Oliver Krauß. Probleme hatten allerdings zum Beispiel die Märkte im Einkaufszentrum Fraulautern oder auf dem Röderberg; die Ford-Werke waren vom Ausfall hingegen nicht betroffen. Wohl aber Saarstahl. Im Werk Burbach fiel ein Trafo aus, auch in anderen Bereichen gab es Auswirkungen. „Allerdings keine gravierenden. Die Produktion war nicht eingeschränkt“, sagte Pressesprecherin Ute Engel.

In den beiden Krankenhäusern der Stadt sorgten Notstrom-Aggregate dafür, dass die Patienten kaum etwas von dem Ausfall mitbekamen. Im Marienhaus-Klinkum St. Elisabeth habe „alles wunderbar funktioniert“, teilte Unternehmenssprecher Heribert Frieling mit, so wie man es schließlich auch übe. Die Aggregate hätten nicht jeden einzelnen Bildschirm versorgt, aber „alle sicherheitsrelevanten Bereiche“, versicherte er.

Im DRK-Krankenhaus sorgte der Stromausfall ebenfalls für keine große Aufregung, berichtet dessen technischer Leiter. Die Notstromaggregate seien sofort angesprungen, so dass es zu keinen Problemen im Hauptgebäude gekommen sei. In den Nebengebäuden sei nach 15 bis 20 Minuten wieder alles normal gelaufen. Zur Not könne man mit den Aggregaten auch mehrere Tage überbrücken, berichtete der Leiter und lobte gleichzeitig, dass es seit mindestens eineinhalb Jahren zu keinem Ausfall mehr gekommen sei.

Während die Saarlouiser noch rätselten, was eigentlich los war, und die Stadtwerke nicht erreichbar waren, sammelten sich die Informationen in den sozialen Netzwerken schnell. Aus allen Stadtteilen berichteten Facebook-Nutzer unserer Seite, dass sie ohne Strom und vor allem teilweise auch ohne Handynetz waren oder sind. Augenzeugen berichteten kurz nach dem Vorfall, sie hätten beobachtet, wie die Leitungen abgerissen wurden.

Später stellte sich dann heraus: Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamts hatten zunächst an einer Schleuse Arbeiten durchgeführt, anschließend sei der Kranaufbau auf ihrem Schiff aus bislang unbekannten Gründen nicht komplett eingezogen worden. Die Folge: Der Kran riss zwei Leitungen komplett ab, zwei weitere wurden stark beschädigt. Nur mit viel Glück wurden keine Menschen durch das Hochspannungs-Kabel verletzt. In Deutschland muss zwischen einem „untergeordneten Gewässer“ und einer Freileitung ein Mindestabstand von acht Metern eingehalten werden, an einzelnen Flüssen ist der Abstand sogar noch höher.

Die betroffene Leitung war die Hauptversorgungsleitung der Stadt. Den entstandenen Schaden beziffert der Energieversorger VSE auf 100 000 bis 200 000 Euro, je nachdem, wie stark der Mast beschädigt wurde. Durch Umschaltungen konnte Saarlouis relativ schnell wieder mit Strom versorgt werden, die Reparatur-Arbeiten an dem Mast liefen aber bis in den Abend. Die letzten Arbeiten waren erst gegen 22 Uhr abgeschlossen. Die Schifffahrt auf der Saar war nach dem Unfall eingestellt.

Einige unserer Facebook-Nutzer erwischte der Stromausfall eiskalt: Wer gerade unter der Dusche stand, sich einen Kaffee machen wollte, kochte oder am Rechner saß, hatte Pech. Nicht alle schimpften. „Eine halbe Stunde ohne Strom – und die Welt geht unter“, machten sich manche auch lustig. Andere genossen „die wunderbare Stille im Büro“. Wer in einem strombetriebenen Pflegebett liegt, dürfte das allerdings weniger locker sehen. Auch Gewerbetreibende fanden den Ausfall nicht amüsant: „Bei uns im Friseursalon war das nicht so lustig. Ohne Licht, Fön und so weiter . . .“, schrieb etwa Julia Hammes. > Seite B1

 Stromleitungsunfall Lisdorf/ Ensdorf: Nach  dein Bagger auf einem Schiff  eine Stromleitung gekappt, waren grosse Teile von Saarlouis ohne Elektrizitaet.

Foto: Rolf Ruppenthal/ 23. Mai 2018

Stromleitungsunfall Lisdorf/ Ensdorf: Nach dein Bagger auf einem Schiff eine Stromleitung gekappt, waren grosse Teile von Saarlouis ohne Elektrizitaet. Foto: Rolf Ruppenthal/ 23. Mai 2018

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 Der Kran auf diesem Schiff zerfetzte gestern Morgen die Stromleitung. Nach Arbeiten an einer Schleuse war er von der Besatzung nicht weit genug eingefahren worden.

Der Kran auf diesem Schiff zerfetzte gestern Morgen die Stromleitung. Nach Arbeiten an einer Schleuse war er von der Besatzung nicht weit genug eingefahren worden.

Foto: Ruppenthal
 Ungewöhnliche Unfall-Aufnahme: Die Polizei sperrte den Leinpfad auf beiden Seiten der Saar.

Ungewöhnliche Unfall-Aufnahme: Die Polizei sperrte den Leinpfad auf beiden Seiten der Saar.

Foto: Ruppenthal

Bereits am Dienstag war im Dillinger Stadtteil Diefflen gegen 15.30 Uhr der Strom ausgefallen. Ursache in diesem Fall war nach Angaben der zuständigen Stadtwerke ein Kabelfehler.

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