Karate Die Riesennummer von Annika Summa

Saarwellingen · Die Saarwellinger Karatekämpferin hat sich mit Platz fünf bei der Nachwuchs-WM auf Teneriffa in der Weltspitze etabliert.

 Der saarländische Karatepräsident Stefan Louis (Mitte) und Landestrainer Manfred Schlicher beglückwünschen Annika Summa zu ihrem fünften Platz.

Der saarländische Karatepräsident Stefan Louis (Mitte) und Landestrainer Manfred Schlicher beglückwünschen Annika Summa zu ihrem fünften Platz.

Foto: Ruppenthal

Die Lichter im Trainingssaal der Saarwellinger Donauschule waren aus, als Annika Summa fast schüchtern die Halle betrat – und vom begeisterten Applaus ihrer Karatefreunde vollkommen überrascht wurde. Akteure des Vereins Shotokan-Karate Saarwellingen, Vereinschef Ernst Kreutzer, Heimtrainer Markus Groß, Landestrainer Manfred Schlicher und der Präsident des saarländischen Karateverbandes, Stefan Louis, waren gekommen, um der erfolgreichen Karate-Kämpferin einen stürmischen Empfang zu bereiten. Bei den Weltmeisterschaften auf Teneriffa hatte die Saarwellingerin zuvor den tollen fünften Platz belegt.

Direkt nach dem Kampf, der ihr Aus bedeutete, hatte sich bei Summa aber keine Freude eingestellt. Ganz im Gegenteil. Pure Enttäuschung. Denn nur um fünf Sekunden hatte sie das große Ziel eines jeden Sportlers verpasst: das Finale einer Weltmeisterschaft. Bei der Nachwuchs-WM auf Teneriffa lag die 15-Jährige in ihrem Halbfinale im Kumite der Jugend über 54 Kilo gegen Nora Handelsby lange Zeit mit 2:0 vorne. Die EM-Dritte aus Norwegen übte jedoch permanent Druck aus. Um sich der Angriffe zu erwehren, nahm Summa ihre Hände hoch und setzte sie als Puffer ein – was so aber nicht erlaubt ist: „Ich wollte auf keinen Fall klammern, aber die eher defensive Haltung wurde als Passivität ausgelegt – fünf Sekunden vor Ende wurde ich disqualifiziert. Ich wollte es erst nicht wahrhaben. Das war in dem Moment deprimierend“, blickte die Schülerin zurück.

Mit etwas Abstand realisiert sie aber so langsam das Ausmaß des Erfolgs: „Mittlerweile bin ich mit mir und meiner Leistung zufrieden. Direkt nach dem Kampf war es schlimm, jetzt sage ich mir: Hey, ich bin Fünfte der Welt“, sagt Summa und lächelt.

Großereignisse werden für sie fast schon zur Routine. Sie sei nicht annähernd so nervös gewesen, wie bei der EM in Bulgarien Anfang des Jahres, wo sie früh ausschied, sagt Summa. Wobei das Ausmaß der Nachwuchs-WM auf Teneriffa mit fast 1700 Kämpfern aus 107 Nationen sogar weit über dem der EM lag. „Bei einer Weltmeisterschaft dabei zu sein – daran kann man sich sicher nie gewöhnen. Aber ich wusste zumindest, was mich in etwa erwartet und wie es dort abgeht“, erläuterte Summa. Den Auftakt meisterte sie gegen eine Gegnerin aus Macao vorzeitig mit 8:0. Einem 3:0 gegen eine Iranerin folgte ein 4:1 über die Französin Chaimae Zaoujal. Im Viertelfinale wartete mit der belgischen Europameisterin Eva Brognon dann ein großer Brocken. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Sie ist gut einen Kopf größer als ich. Nach der EM hatte ich bei einem Turnier in Luxemburg gegen sie verloren“, verriet Summa.

Diesmal drehte sie den Spieß um, führte nach einem Fußtritt früh 3:0 und verteidigte den Vorsprung lange – trotz eines Handicaps. Denn vor der WM hatte sie einen Bänderanriss im rechten Fuß, der gegen Brognon wieder aufbrach. Derart geschwächt fing sie sich 15 Sekunden vor Schluss einen Fußfeger zum 3:3 ein – doch es sollte reichen: Weil Summa die erste Wertung erzielt hatte, durfte sie den Halbfinaleinzug bejubeln.

 Im Angriffsmodus: Annika Summa (rechts) ließ der Französin Chaimae Zaoujal beim 4:1-Sieg keine Chance. Später im WM-Halbfinale hatte sie dann allerdings etwas Pech.

Im Angriffsmodus: Annika Summa (rechts) ließ der Französin Chaimae Zaoujal beim 4:1-Sieg keine Chance. Später im WM-Halbfinale hatte sie dann allerdings etwas Pech.

Foto: Christian Grüner/Karateverband

Nach ihrem bitteren Aus unterlag sie im Kampf um Bronze der Kroatin Petra Nuic mit 0:7. „Da war die Luft einfach raus“, sagte Summa und ergänzte: „Wer weiß, für was der fünfte Platz noch gut ist. Ich werde versuchen, auch daraus die Lehren zu ziehen.“ Leichtathletik und Gerätturnen hat sie aufgegeben, um sich ganz auf Karate zu fokussieren. Denn klar ist: Als WM-Fünfte ist sie eines der größten Talente weltweit.

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