Ende des Ersten Weltkrieges Zwei Seiten für jeden Toten aus Saarwellingen

Saarwellingen · Mütter verloren ihre Kinder, Frauen ihre Männer und Kinder ihre Väter. Der vierjährige glorifizierte Krieg der so genannten Erbfeinde Frankreich und Deutschland riss schmerzhafte Lücken in Gesellschaft und Familien.

 Reges Interesse an der Ausstellung über Opfer des den Ersten Weltkriegs in Saarwellingen.

Reges Interesse an der Ausstellung über Opfer des den Ersten Weltkriegs in Saarwellingen.

Foto: Johannes A. Bodwing

An das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren erinnert seit Montag eine Ausstellung im Saarwellinger Rathaus. Die öffnete mit der Vorstellung des Buches „Die Gefallenen aus Saarwellingen im Ersten Weltkrieg“ von Wilhelm Kessler. Das Buch ist Ergebnis von vier Jahren Recherche, vor allem im Archiv der Gemeinde. Aus dem damals etwa 4300 Einwohner zählenden Ort fanden 133 überwiegend junge Männer einen oftmals grausamen Tod auf den Schlachtfeldern. Einschließlich der Gemeindeteile Reisbach und Schwarzenholz waren es über 230, stellte Kessler vor rund 50 Zuhörern dar.

Aber kaum jemand war einfach ein Gefallener, ist seinem Buch zu entnehmen. Todesursachen waren unter anderen Granatsplitter, Gewehr-Geschosse im Kopf oder die Folgen eines Gasangriffs. Eines der Opfer war von Splittern in Hals, Brust, Arm und Unterschenkel getroffen worden. Den Tod brachte einen Monat später ein Lungenschuss. Zum Teil sind die Opfer erst nach Tagen und Wochen im Lazarett an ihren Verletzungen zugrunde gegangen. Jedem Toten widmet Kessler zwei Seiten. Darauf finden sich Angaben zu Geburt, Wohnort und wenn möglich Todestag. Hinzu kommen Karten der jeweiligen Einsatzräume. Überwiegend waren das die Schlachtfelder in Frankreich. „Im Osten haben wir keine Angaben über die Orte“, sagte Kessler.

Von 133 Saarwellinger Kriegstoten kamen 107 im Westen ums Leben, 22 im Osten, für vier Soldaten blieb dies unbekannt. „Die meisten Saarwellinger fielen in den ersten 15 Monaten des Krieges“, sagte Kessler. Der Jüngste war knapp über 18 Jahre alt. Die Hälfte der Toten war zwischen 19 und 25 Jahren, der Älteste 45 Jahre.

Zur Eröffnung hatte Bürgermeister Manfred Schwinn auf die Partnerstadt mit Bourbon-Lancy hingewiesen. Dort hatte er am Montag an einer Gedenkfeier zum 1. Weltkrieg teilgenommen.

Im Kanton der Partnerstadt forderte der Erste Weltkrieg 1400 Verletzte, erläuterte Kessler, und 700 Tote. Dieser Kanton hat heute um die 8000 Einwohner. Am Anfang habe eine große Kriegseuphorie bestanden, sagte Kessler. Dem folgten Trauer und Notzeiten.

Einen Überblick über die Kriegsjahre geben große Tafeln im Rathausfoyer. Dazu gehören auch Fotos und Totenbildchen aus Saarwellingen. Die Ausstellung „100 Jahre Ende des 1. Weltkrieges“ ist noch bis zum 25. November zu sehen, während der Öffnungszeiten des Rathauses.Kessler dankte allen Helfern, vor allem Hans Peter Klauck, sowie jenen, die  Bildmaterial und Informationen beigetragen haben. Das Buch „Die Gefallenen aus Saarwellingen im Ersten Weltkrieg“ liegt in einer Auflage von 200 Exemplaren vor. Es ist für 19,80 Euro erhältlich im Rathaus sowie über die ISBN-Nummer in jeder Buchhandlung.

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