Zum 100. Geburtstag Kämpfer für Versöhnung und glühender Marienverehrer

Reisbach/Niedaltdorf · Niedaltdorfs früherer Pfarrer Helmut Maria Gressung wird heute 100 Jahre alt. Haltung zur Erscheinung in Marpingen polarisierte.

 Helmut Maria Gressung.

Helmut Maria Gressung.

Foto: Erhard Grein

Es gibt sehr wenige katholische Priester im Saarland, die in so vielfältiger religiöser Art bundesweit polarisierten. Einer von ihnen ist zweifellos Helmut Maria Gressung, der heute in seinem Domizil im Pfarrhaus in Reisbach 100 Jahre alt wird. Er entstammt der Saarbrücker Familie Gressung, einem der ältesten Fotohäuser in Südwestdeutschland.

Auch die christliche Familie Gressung musste in den Zeiten des Nationalsozialismus unfreiwillig ihren Zoll zahlen. Dazu gehörte etwa die Einberufung von Helmut Maria und unter anderem die Beseitigung enormer Kriegsschäden. Als junger Offizier wurde Gressung in Italien schwer verwundet. Er gelobte der Gottesmutter Maria, sollte er überleben, Priester zu werden. Und er setzte sein Versprechen um.

Nach seinem Theologiestudium wurde er an Weihnachten 1950 im Dom zu Trier zum Priester geweiht. Vier Jahre lang wirkte er zunächst als Kaplan in Bad Kreuznach, 1955 erfolgte die Berufung als Internatsleiter und Religionslehrer am Aufbaugymnasium Münstermaifeld. Bereits 1957 wurde er zum Caritasdirektor in Ahrenberg/Rhein, einer Zentrale für die Ausbildung von Landkrankenpflegerinnen und Gemeindeschwestern, berufen.

Am 10. Dezember 1967 wurde Helmut Maria Gressung als Pfarrer der Pfarrei St. Rufus Niedaltdorf in der Nachfolge des legendären Vorgängers Johann Peter Schmitt eingeführt. Der einer alten Sotzweiler Familie entstammende Schmitt war lange Jahre Gefängnis-Geistlicher in der Strafanstalt Lerchesflur Saarbrücken, führend in der Verwaltung des kirchlichen Literaturwesens im Saarland und ein glühender Marien-Verehrer. Kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde er aus politischen Gründen verhaftet und erst nach Kriegsende nach einem Todesmarsch aus dem Konzentrationslager Dachau von der US-Army befreit.

Helmut Maria Gressung sah in seinem Vorgänger, dem Geistlichen Rat h.c. und Ehrenbürger von Niedaltdorf, ein großes Vorbild. Wie Schmitt war er unerschütterlich im Glauben und als Freund eng verbunden mit dem Saarbrücker Studenten Willi Graf, der im Krieg mit den Geschwistern Scholl zu den führenden Mitgliedern der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ an der Uni München gehörte. Als Pfarrer einer saarländisch-lothringischen Grenzgemeinde war er zudem ein besonderer Förderer der deutsch-französischen Beziehungen.

Sehr früh engagierte sich Pfarrer Gressung international in der Marianischen Priesterbewegung, als deren deutscher Vorsitzender er lange Jahre wirkte. Sein Engagement in der Verehrung der Gottesmutter Maria wurde teilweise auch in kirchlichen Kreisen kritisch gesehen. Dazu gehörten auch Versuche, ihn im Zusammenhang mit den Marien-Erscheinungen in Marpingen in eine bestimmte Ecke zu drängen.

Helmut Maria Gressung hat in seinem Leben als standhafter Priester, Menschenversteher, wehrhafter Gegner jeglicher politischer Gewalt und Befürworter der mitmenschlichen Beziehungen über die Staatsgrenzen hinaus vieles bewirkt.

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