Karate Am Samstag geht es Schlag auf Schlag

Saarwellingen · Annika Summa und Lukas Groß gehen an diesem Wochenende bei den Junioren-Europameisterschaften in Dänemark auf die Matte. Beide Karatekas trainieren beim Shotokan-Karate Saarwellingen.

 Lukas Groß (links) und Annika Summa zeigen im heimischen Wohnzimmer der Familie Groß schon mal, was ihre Gegner bei den Junioren-Europameisterschaften im dänischen Aalborg am Wochenende erwartet.

Lukas Groß (links) und Annika Summa zeigen im heimischen Wohnzimmer der Familie Groß schon mal, was ihre Gegner bei den Junioren-Europameisterschaften im dänischen Aalborg am Wochenende erwartet.

Foto: Roland Schmidt

Eben konnte man noch eine Stecknadel fallen hören. Nun geht im Wohnzimmer der Familie Groß schlagartig die Post ab. Den gellenden Kampfschrei „Kiai“ lassen Annika Summa und Lukas Groß beim SZ-Pressetermin freundlicherweise aus. Dafür wirbeln die 16 Jahre alten Karatekas vom Shotokan-Karate Saarwellingen um Couch und Tisch, lassen die Fäuste fliegen, zeigen Fußtritte über Kopfhöhe und schon mal vorab, was ihre Gegner bei den Junioren-Europameisterschaften im dänischen Aalborg am Wochenende erwartet.

Der Wohnzimmer-Kampf ist nur Show, an diesem Samstag aber wird es ernst. „In meiner Klasse bis 76 Kilo treten insgesamt 37 Athleten an. Gekämpft wird im K.o.-System“, erzählt Lukas Groß. Lampenfieber? „Es ist meine erste EM und ich gehöre noch zum jüngeren Jahrgang. Trotzdem will ich Kämpfe gewinnen“, sagt er selbstbewusst.

Nach seinem Sieg beim Banzai-Cup in Berlin wurde der Schüler des Saarlouiser Max-Planck-Gymnasiums im Dezember erstmals für den Bundeskader nominiert. Vereinskollegin Annika Summa ist dagegen schon so etwas wie ein alter Hase, was Großveranstaltungen angeht. Sie kämpft seit drei Jahren für Deutschland auf globalen Parkett. Bei der WM 2017 in Teneriffa verpasste die Schülerin des Gymnasiums am Stadtgarten nur knapp das Finale und wurde Fünfte. Bei der dritten EM will sie weiter vorne landen – doch es gibt Wichtigeres: „Ich will mein bestes Karate zeigen und zufrieden sein. Vielleicht reicht es ja für eine Medaille“, sagt die Ex-Turnerin.

Lukas spielte früher bei der HG Saarlouis Handball. Wie Annika konzentriert er sich heute voll auf Karate. „Schnelligkeit, Kraft, Technik, Ausdauer, Dynamik und mentale Stärke sind wichtig – die Anforderungen sind komplex und trainingsintensiv“, erklärt er.

Karate besteht aus Kihon, dem Erlernen der Grundtechniken, der Kata, der reinen Darstellung der Techniken, und dem Kumite. In diesem sportlichen Zweikampf sind Annika und Lukas top. „Eine Absprache der Techniken gibt es hier nicht. Jeder Kampf ist anders. Das macht es so spannend“, schwärmt der Träger des braunen Gürtels. „Wichtig ist, dass der Kopf mitspielt. Du musst immer voll fokussiert sein“, weiß Braungurt Annika, die als Sechsjährige zum Shotokan-Karate Saarwellingen kam. Lukas ist seit dem fünften Lebensjahr Mitglied im wohl erfolgreichsten saarländischen Karate-Klub.

Schuld ist Papa Markus. Der ehemalige deutsche Meister leitet im rund 200 Mitglieder zählenden Verein die Gruppe von Annika und Lukas mit zehn Nachwuchskämpfern – alles Landeskader-Athleten. „Wir trainieren drei Mal im Verein und vor der EM jeden Tag“, nennt Lukas das stramme Pensum der zwei Bundes-Karatekas. Kurz vor der Reise nach Dänemark nahmen die amtierenden deutschen U18-Meister mit dem Nationalkader am Abschlusslehrgang in Northeim teil – und bekamen von U18-Bundestrainer Mark Haubold den letzten Schliff verpasst.

Bei der EM wird es nun zur Sache gehen, wobei Schläge und Tritte immer kontrolliert, Techniken perfekt ausgeführt werden (müssen). Nur dann gibt es Punkte. „Du stoppst vorher ab, manchmal spürst du trotzdem was. Triffst du aber zu fest, gibt es eine Verwarnung“, erklärt Lukas. Ziel sei es nicht, den Gegner außer Gefecht zu setzen. Obwohl man könnte, wenn man wollte und voll durchzöge.

„Ich hatte auch noch nie eine ernste Verletzung“, sinniert Lukas. Beim Handball habe er Schmerzhafteres erlebt. Ein letzter Tipp noch vom alten Hasen an den Debütanten? „Nicht vom Drumherum beeindrucken lassen. Kampf ist Kampf. Zieh dein Ding durch“, rät EM-Routinier Annika. Und wie sieht ihr eigener Plan aus – bei der dritten Europameisterschaft? „Ich kontere gerne oder gehe eben in die Vorwärtsbewegung der Gegnerin rein. Misslingt Plan A, gehe ich spontan zu Plan B über. Eine echte Taktik gibt es nicht.“

Annika Summas Gruppe startet am Samstag um 11.05 Uhr, die von Lukas Groß eine Stunde später.

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