Konzert in der Pfarrkirche Hülzweiler Haydns „Schöpfung“ verzauberte die Zuhörer

Hülzweiler · Das Konzert in der Pfarrkirche in Hülzweiler wurde zum unvergesslichen musikalischen Erlebnis.

Haydns „Schöpfung“ ist ein opulentes Werk, in dem der klassische Komponist von Gottes Wirken und vom Werden der Welt erzählt und dazu alle musikalischen Register zieht. Um dem zu entsprechen, hat Professor Leo Kraemer ein opulentes Ensemble zusammengestellt: Neben seinen Chören, dem Philharmonischen Chor an der Saar sowie dem Vokalensemble und der Kammerphilharmonie Palatina Klassik traten beim Konzert in der Pfarrkirche in Hülzweiler als Solisten auf: Ekaterina Kuridze (Sopran), Fabian Kell (Tenor) und Vinzenz Haab (Bariton).

In fahles Licht getauchte Harmonien entwickeln sich zu ineinander geschobenen unaufgelösten Dissonanzen. Doch nach 52 Takten berichtet der Erzengel Raphael von der Erschaffung des Himmels und der Erde. „Die Erde war ohne Form und leer”, singt Raphael, bei Leo Kraemer ein Erzengel mit dem unverkennbar sprechenden Timbre des lyrischen Bassbaritons Vinzenz Haab. Die plötzliche Tonika fasst einen an wie eine Urgewalt. In strahlendem C-Dur-Akkord wird es Licht. Im plötzlichen Fortissimo des ganzen Orchesters fährt einem der Urknall in die Glieder.

Danach bejubelt Erzengel Uriel, Fabian Kelly (Tenor), die Vertreibung der Finsternis und besingt mit viel Gespür für Haydns melodischen Charme den Triumph des Lichts. Und wenn Kraemer dieses anzündet, brennt erwartungsgemäß keine Funzel, sondern ein Feuerwerk. Mit einer dramatischen Fuge schildert der Chor Wut, Schrecken und Sturz der Höllengeister – aber auch die neue Welt, die auf Gottes Wort hin entsteht. Raphael berichtet vom Werden des Firmaments, des Meers, der Gewässer und des Wetters. Ekaterina Kuridze (Sopran), georgische Oratorien- und Konzertsängerin, vermag ihrer großen Arie „Nun beut die Flur“ mit flüssigen Koloraturen und leichtem Vibrato eine sehr persönliche Note zu verleihen. Sie ist klanglich zwar schlank und wenig gut zu verstehen, aber bezaubernd. Als Erzengel Gabriel singt sie vom Entstehen der Flora. Uriel begrüßt Sonne, Mond und das Flimmern der Sterne.

Hervorragend bringt das Kammerorchester von Palatina Klassik die klangmalerischen Elemente – mal piano, mal forte – zur Geltung, während der Philharmonische Chor und das Vokalensemble Palatina Klassik, ein homogener Klangkörper, auf hohem Niveau agiert: Die himmlischen Heerscharen rühmen das göttliche Werk und beeindrucken mit dem teils homophon, teils fugiert gestalteten Lobgesang: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“.

Im zweiten Teil des Oratoriums wird der fünfte und sechste Schöpfungstag, die Erschaffung der Tierwelt und die der ersten Menschen, besungen. Haydn hat jede Gattung, zusätzlich zum gesungenen Bericht, durch tonmalerische Details charakterisiert, die vom Orchester mit viel Einfühlungsvermögen wiedergegeben werden. Nachdem Uriel von Adam und Eva als Krönung der Schöpfung berichtet hat und der Chor mit „Vollendet ist das große Werk . . .“ schließt, belobigen Gabriel, Uriel und Raphael in einem eindringlichen Terzett die Allmacht des Schöpfers über Leben und Tod jeglicher Kreatur. Anscheinend mühelos bringen sie Stimmschönheit, Kantabilität und Ausdruck unter einen Hut.

Aufwendige Rezitative, die sich dem paradiesischen Leben der ersten Menschen widmen, bestimmen den siebten Schöpfungstag (dritter Teil). Hoch emotional ergreifen Adam (Bass) und Eva das Wort, danken Gott im Duett für die Schönheit der Schöpfung, vom Chor zurückhaltend unterstützt. Haab beweist gerade als Adam den spielerischen Umgang mit seiner Stimme, die ihn sowohl in hohen als auch in tiefen Lagen trägt. Mit Eva zugewandten Stimmkapriolen verdeutlicht er das neue Lebensgefühl von Zweisamkeit. Das Oratorium endet in Klangpracht mit der großen Fuge: „Singt dem Herren alle Stimmen . . . Des Herren Ruhm, er bleibt in Ewigkeit. Amen.“

Das Publikum in der voll besetzten Laurentiuskirche in Hülzweiler dankt mit anhaltendem Applaus.

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