Dieter Stoll Leidenschaft für die großen Formate

Wohnstadt · An diesem Sonntag wird der Künstler Dieter Stoll 80 Jahre alt. Die SZ hat ihn in seinem Atelier besucht.

 Der Künstler Dieter Stoll vor einem seiner großformatigen Werke.

Der Künstler Dieter Stoll vor einem seiner großformatigen Werke.

Foto: Alexandra Broeren

„Ich brauche ein größeres Atelier“, lacht Dieter Stoll verschmitzt. Klar, braucht er, sogar dringend. Denn er liebt nicht nur große Formate, sondern er hat darüber hinaus seine Begeisterung für Ölfarben wieder entdeckt. Und die brauchen nun einmal Zeit und Raum zum Trocknen.

Mit Ölfarbe hat er früher schon einmal gerne gearbeitet, erinnert er sich. „Mit Ölfarbe zu arbeiten, ist wie Musik zuzuhören, die langsam ausklingt. Ölfarbe ist schmiegsam, leicht und gut zu mischen.“ Außerdem könne man sie immer wieder anders auftragen, nach Lust und Laune mit Spachtel oder Pinsel. Aber, wie gesagt, sie braucht halt Zeit zum Trocknen. Und da Dieter Stoll einer ist, der ohne zu malen nicht sein kann und er deshalb täglich an der Staffelei steht, reiht er seine halbfertigen Gemälde auf der Terrasse auf. An Gartenstühle gelehnt, wo sie trocknen können, bis der nächste Farbauftrag an der Reihe ist. Gut, dass der Bungalow in der Überherrner Wohnstadt, in dem Dieter Stoll mit Ehefrau Gisela Bell lebt, eine solide Überdachung über der Terrasse hat.

Die Schriftstellerin Gisela Bell sei übrigens seine strengste Kritikerin, sagt er mit liebevollem Blick zu Bell. Umgekehrt gelte das aber auch – er sei der erste Leser ihrer Texte und mit Sicherheit auch der kritischste. Malen und Lachen sind die beiden Lebenselixire von Dieter Stoll. Ja, man könne sogar gegen den Schmerz anmalen, das habe er vor einigen Jahren bei einer Krebserkrankung erfahren können. „Im Krankenhaus habe ich dann Bilder gegen Lyoner getauscht.“

Beeinflusst haben ihn lange Spaziergänge mit der Oma in seiner Kindheit. Auch heute noch liebt er den Wald, „die starke Natur“. Von Schönheit, Kraft, Eleganz und Stärke, schwärmt er. So ziehen sich auch Bäume durch sein gesamtes Werk, eine seiner Ausstellungen war vor einigen Jahren gar mit „Mein Freund der Baum“ überschrieben. Aber nein, festlegen lässt er sich nicht. „Ich habe so viele Bilder im Kopf gespeichert.“ Über seine Motive stolpere er einfach. Beim Zeitungslesen beispielsweise oder im Internet. Beim Umsetzen seiner Ideen sei er aber völlig frei. So beispielsweise auch in seinen Interpretationen von Fotos der Nasa. „Beim Malen kann ich die Schönheit noch schöner machen“, freut er sich. Denn Schönheit ist ein Grundbedürfnis für ihn. Was Farben und Techniken angeht, lässt er sich mit Begeisterung auf Experimente ein. Fröhlich grinsend zeigt er eine Spritze, die er von einem Arztbesuch mitgebracht hat und die ersten experimentellen Bilder, die mit Hilfe der tuschegefüllten Spritze entstanden sind.

Die Liste der Orte, an denen Stoll in den letzten 30 Jahren ausgestellt hat, ist lang. Und sie reicht weit über die Region hinaus. Er hat Bücher illustriert und Häuserfassaden bemalt, Seniorenzeitungen gestaltet und gemeinsam mit Kindern und Schülern gemalt. Und er fotografiert. Beim Fotografieren gilt allerdings für ihn „die strenge Wirklichkeit abbilden, ohne Tricks und Bildbearbeitung“.

Dieter Stoll wird diesen Sonntag, 30. Dezember, 80 Jahre alt. Die nächste Ausstellung wird übrigens im März in Sulzbach zu sehen sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort