Umfrage Vor allem das Abschneiden der AfD beschäftigt die Menschen

Saarlouis · Von Axel Künkeler (Text und Fotos)

 Christian Naumann (Berlin)

Christian Naumann (Berlin)

Foto: Axel Künkeler

Bei einer Umfrage der Saarbrücker Zeitung zur Bundestagswahl hat vor allem das Abschneiden der AfD die Menschen beschäftigt. Von einem notwendigen Weckruf bis hin zu blankem Entsetzen reichen die Reaktionen. Unterschiedliche Auffassungen gibt es auch zu der SPD-Entscheidung, in die Opposition zu gehen. Bei der verbleibenden Alternative einer Jamaika-Koalition von Union, FDP und Grünen wollen die meisten Befragten abwarten, ob es dazu kommt und welche Beschlüsse gefasst werden.

„Ein absolutes Desaster, dass eine rechtsradikale Partei drittstärkste Kraft geworden ist“, ist Christian Naumann völlig entsetzt. Da seien wohl einige Wähler „den Rattenfängern auf den Leim gegangen“, meint der Berliner, der auf der Durchreise Station in Saarlouis macht. Dass die SPD in die Opposition geht, findet er „sehr gut“, verbindet damit die Hoffnung auf eine starke Opposition.

„Absolut erschreckend“ ist es für Anica Lehmann, dass die AfD so viele Stimmen bekommen hat. Für die CDU hätte die junge Frau aus Überherrn sich „mehr gewünscht“, und für die SPD „mehr erwartet.“ Deren Entscheidung für die Opposition zeige eine „gesunde Einstellung“. Es brauche wieder einen echten Gegenpol zur Regierung. Vor allem aber hofft sie, dass die AfD bekämpft und deren Wähler wieder vom Gegenteil überzeugt werden.

„Ganz ehrlich, das gefällt mir überhaupt nicht“, sagt Eva Lenhardt zum Abschneiden der AfD. „Man merkt daran, wie viele Deutsche ticken“, meint die gebürtige Rodenerin, die derzeit in Bayern lebt. Für die SPD hätte sie sich „mehr gewünscht“, findet es schade, dass die Partei in die Opposition geht. „Gemeinsam hätte man noch mehr erreichen können“, trauert sie ein wenig der GroKo nach.

Patrick Scherer findet es ebenfalls „erschreckend, dass die AfD in den Bundestag einzieht und damit zutiefst anti-demokratische Kräfte Fuß fassen“. Er wundert sich darüber, dass die SPD „sich direkt verwehrt, ohne erst mal Koalitionsgespräche zu führen.“ Aber eine Jamaika-Koalition sei „vielleicht ein neuer Weg“, hofft der Lebacher.

Union, FDP und Grüne müssten sich darauf erst noch einigen, zweifelt Pia Zöllner noch ein wenig am Zustandekommen von Jamaika. „Falls es gelingt, dann bewegen sie was“, glaubt die junge Frau aus Dillingen. Jedenfalls sei es „super“, dass die SPD in die Opposition geht, und gut, dass die Sozialdemokraten verloren („ich halte Martin Schulz nicht für kompetent“) haben. „Die AfD mag ich nicht“, betont sie, aber deren Abschneiden sei ein Warnschuss für alle anderen, die nun „hoffentlich wachgerüttelt“ werden.

Auch Nicole Kiefer aus Saarlouis hofft, „dass die großen Parteien nun verstanden haben“. Das AfD-Ergebnis zeige, dass die Meinung des Volkes bislang zu wenig gehört wurde. Es sei „gut, dass es etwas bunter wird, die Großen sind zu abgehoben, haben keine Ahnung, wie es im Volk aussieht“, kritisiert sie. Daher sei es auch richtig, dass die SPD in die Opposition geht und „nicht an Pöstchen klebt“. Die GroKo habe zu viel Einheitsbrei gebracht, nun könnten die Positionen der einzelnen Parteien wieder klarer werden.

„Das Ergebnis habe ich so erwartet“, sagt Dirk Pechel aus Saarwellingen. Es spiegele die Situation in der Gesellschaft wider. Daher sei es gut, dass das gesamte Spektrum von links bis rechts im Bundestag vertreten sei. Politik werde dadurch zwar nicht einfach, aber trotzdem sei es richtig und notwendig. Überrascht hat ihn die SPD-Entscheidung für die Opposition. Das sei „ein wenig Trotz-Verhalten, aber richtig“, da das Ergebnis für die Partei „kein Auftrag zum Regieren“ sei. Er hofft auf eine starke Opposition durch die SPD („besser als die AfD“).

„Die Stimme des Volkes ist unterschätzt worden“, meint Anne Presser (Wadgassen). Das AfD-Ergebnis sei „die Quittung für unkontrollierte Zuwanderung und viele Straftaten“. Das Abschneiden sei trotzdem eine „Katastrophe“, die AfD nicht akzeptabel. Falsch sei auch die Entscheidung der SPD für die Oppositionsrolle. Statt einer „gekränkten Persönlichkeit“ wäre mehr „Verantwortung für Deutschland wichtig“ gewesen. Wie sie kritisieren auch einige andere Befragte das Verhalten von Martin Schulz in der Diskussionsrunde am Wahlabend.

„Ich finde die SPD-Entscheidung nicht richtig“, sagt auch Elke Kronenberger (Beaumarais). Nun werde alles sehr kompliziert, obwohl eine Jamaika-Koalition „durchaus tragbar“ wäre. Sowohl Christian Lindner von der FDP als auch Cem Özdemir von den Grünen „gefallen mir ganz gut.“ Zehn Minuten nach dem Gespräch kommt die Frau zurück: Wichtig sei ihr aber vor allem, „dass die AfD bekämpft wird“, betont sie mit Nachdruck.

„Geschockt wie wohl jeder“, zeigt sich auch Julia Meilgen aus Überherrn, dass die AfD drittstärkste Partei wird. Trotzdem versucht sie positiv zu denken: „Noch viel mehr haben diese Partei nicht gewählt.“ Es werde nun wahrscheinlich eine Jamaika-Koalition, nachdem die SPD „sich geweigert hat“. Ein Urteil, ob das gut oder schlecht sei, mag sie aber nicht abgeben, das werde sich erst in Zukunft zeigen.

Dagegen ist Arno Wild überzeugt, dass die SPD-Entscheidung richtig ist. Nun werde es wohl zu Jamaika kommen, ist sich der Saarlouiser sicher. „FDP und Grüne haben sich bereits angenähert“, hat er an diesem Wahl­abend beobachtet und „Frau Merkel ist ohnehin schmerzfrei“. Dass die AfD so hohe Anteile bekommen hat, die SPD so wenig – „einfach schade, dass es so ausgegangen ist“.

„Überrascht, aber nicht verwundert“ zeigt sich Aloys Schäfer aus Überherrn, dass die AfD ein zweistelliges Ergebnis erzielt hat. „Die Bürger sind einfach verunsichert“, glaubt er. Er habe nichts gegen Flüchtlinge, aber „etwas mehr Kontrolle“ hätte er sich schon gewünscht. Hilfe ja, aber auch für Obdachlose und andere arme Menschen in Deutschland müsse mehr getan werden, sagt Schäfer. Die SPD-Entscheidung zur Opposition sei „sehr gut“, Konsequenz aus dem schlechten Abschneiden („Schulz hatte keine klaren Positionen“).

Anica Lehmann (Überherrn)

Anica Lehmann (Überherrn)

Foto: Axel Künkeler
Eva Lenhardt (Roden)

Eva Lenhardt (Roden)

Foto: Axel Künkeler
Patrick Scherer (Lebach)

Patrick Scherer (Lebach)

Foto: Axel Künkeler
Dirk Pechel (Saarwellingen)

Dirk Pechel (Saarwellingen)

Foto: Axel Künkeler
Anne Presser (Wadgassen)

Anne Presser (Wadgassen)

Foto: Axel Künkeler
Elke Kronenberger (Beaumarais)

Elke Kronenberger (Beaumarais)

Foto: Axel Künkeler
Julia Meilgen (überherrn)

Julia Meilgen (überherrn)

Foto: Axel Künkeler
Aloys Schäfer (Altforweiler)

Aloys Schäfer (Altforweiler)

Foto: Axel Künkeler
 Arno Wild (Saarlouis)

Arno Wild (Saarlouis)

Foto: Axel Künkeler

„Vor dem geschichtlichen Hintergrund Deutschlands ist es traurig, dass die AfD so viele Stimmen geholt hat“, meint Michele Diny (Saarlouis). Das SPD-Ergebnis sei dramatisch, aber absehbar gewesen. Richtig sei es, dass die Partei nun in die Opposition geht. Dadurch würde nun wieder Klarheit zwischen den beiden Lagern geschaffen statt „zu viel Mitte“. Jamaika werde schwierig, sei „aber eine gute Sache“, sagt die junge Frau, die es gut findet, „dass die FDP so viele Stimmen bekommen hat“.

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