Gemeinschaftsschule Drogen und Mobbing den Kampf angesagt

Freisen · An der Gemeinschaftsschule Freisen wird verstärkt Wert auf die Klassengemeinschaft gelegt. Eltern und Schüler werden eingebunden.

 Mehr Bindung zur Klasse, weniger Probleme: Diese Gleichung stellt der Schulleiter der Freisener Schule auf.

Mehr Bindung zur Klasse, weniger Probleme: Diese Gleichung stellt der Schulleiter der Freisener Schule auf.

Foto: Evelyn Schneider

Klartext redet Marc André Müller, Schulleiter der Gemeinschaftsschule Freisen, im SZ-Redaktionsgespräch. Er erklärt, warum in seiner Schule ein  Präventions- und Sozialcurriculum greift.  Dieses habe er  bereits zur Amtseinführung im Februar  auf seinem persönlichen Wunschzettel gehabt. Schnell stellte er fest, dass es immer mehr Probleme an der Schule gibt, weil die Klassengemeinschaften einfach nicht mehr so zusammenwachsen wie früher.  „Da ist jede Menge Anleitung notwendig“, sagt Müller.  Gerade in den fünften Klassen. Je nachdem, von welcher Grundschule die Jungs und Mädels kommen, sei das Selbstwertgefühl mal stark, mal weniger stark ausgeprägt.  In Freisen arbeite man nach dem Prinzip,  die Stärken der Schüler herauszuarbeiten.

Ein Baustein, der mit dem neuen Schuljahr in die Tat umgesetzt wurde, ist eine Klassenlehrerwoche zu Schuljahresbeginn in der Klassenstufe fünf.  Ziel ist, dass sich die Schüler kennenlernen. Auch Ausflüge in die nähere Umgebung stehen dann auf dem Programm.  Rückmeldungen haben gezeigt: „Die Bindung zur Klasse ist eine ganz andere als früher.“ Kritischen Stimmen, die befürchten, es gehe zu viel Unterricht verloren, entgegnet Müller: „Im Endeffekt kommt das der ganze Klasse wieder zugute.“  Lehrer müssten weniger Konflikte lösen und hätten dadurch mehr Zeit.  Ein weiterer Baustein für alle Klassen: Jede Woche gibt es eine Klassenratsstunde. In dieser können organisatorische Fragen, aber auch Probleme geklärt werden.

Streit, Mobbing, Cyber-Mobbing  — das gäbe es längst an jeder Schule, auch auf dem Land. In Saarbrücken oder anderen größeren Städten wäre das Ausmaß, wie es  im St. Wendeler Land vorkomme, wohl eher ein Luxusproblem, sagt Müller, „aber ich merke eine zunehmende Verrohung im Umgang“.  Ein Problem dabei: Oft sei den Schülern gar nicht bewusst, dass es sich  um Mobbing handelt.

Der Teamfähigkeit  sollte auch ein Wildniserlebenistag  im Nationalpark in Otzenhausen dienen. Mit einem Ranger ging es durch den Wald.  Außerdem  wurden 22 Schüler zu Streitschlichtern ausgebildet.  „Denn wir wollen auch die Schüler selbst mit ins Boot holen“, so Müller.  In den großen Pausen sind sie Ansprechpartner für die kleineren Probleme der Schüler.

Auch ein Sucht-Präventionsteam wird aus Lehrern und Schoolworkern gebildet. „Das Problem Sucht wird oft unterschätzt“, sagt Müller.  Hilflosigkeit mache sich breit bei der Frage: Wie gehe ich um mit einem Schüler, der Kontakt mit Drogen hatte. Rauschmittel an der Schule? Das sei längst nicht nur in Brennpunkt-Regionen der Fall. Müller: „Schüler, die Drogen konsumieren, gibt es an jeder Schule.“  Daher sollten Lehrer geschult werden, um zu erkennen, wenn ein Schüler berauscht sei. Und um zu lernen, wie man mit Gerüchten umgeht. Erst vor kurzem gab es einen Fall in Freisen: Zwei Neuntklässler haben Schüler der fünften Klasse gefragt, ob sie Drogen wollen.  Die jungen Schüler seien verstört gewesen. Am Ende stellte sich heraus: Es war nur ein Spaß der Neuntklässler, sie hatten gar keine Drogen. Den Entschuldigungsbrief veröffentlichte Müller auf der Homepage der Schule. „Wir wollen offensiv damit umgehen, nichts vertuschen“, so Müller. Demnächt kommen ein ehemaliger Drogenabhängiger und ein trockener Alkoholiker in die Schule und erzählen von ihren Erlebnissen. Das solle die Schüler nachdenklich machen. „Probleme, die sich anbahnen, wollen wir im Keim ersticken“, so der Schulleiter. Die Schule arbeite auch mit dem Familien-Beratunszentrum der Stiftung Hospital zusammen.

Dabei sollen auch die Eltern eingebunden werden. Elternarbeit sei eine wichtige Vertrauensbasis, betont Müller. Daher gab es bereits Elternseminare zum Thema Cyber-Mobbing und Drogen. Weitere sollen folgen. Noch sei es  zu früh, ein Fazit zu ziehen. Aber Müller schildert seinen subjektiven Eindruck: „Es gibt deutlich weniger Probleme in den Fünfer-Klassen. Vergangenes Jahr nach den Herbstferien gab es schon die erste Klassenkonferenz, davon sind wir heute weit entfernt.“

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