Museen im Saarland Museum ist bald bei Max Ophüls zu sehen

Reitscheid · Das Bauernhaus aus dem Jahr 1862 in Reitscheid diente als Filmkulisse.

 2016 wurden Teile des Kurzfilms „Gleichgewicht“ im Reitscheider Landwirtschaftsmuseum gedreht. Bei den Proben: Edda Petri (links) und Sandra Marina Müller, im Hintergrund (von links) Schauspieler Benjamin Kelm, Regisseur Max Grummel und Julius Heck.

2016 wurden Teile des Kurzfilms „Gleichgewicht“ im Reitscheider Landwirtschaftsmuseum gedreht. Bei den Proben: Edda Petri (links) und Sandra Marina Müller, im Hintergrund (von links) Schauspieler Benjamin Kelm, Regisseur Max Grummel und Julius Heck.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos

„Vorsicht, Kopf einziehen“, sagt Alois Schaadt, als es in die Scheune geht. Der 68-Jährige ist neben Helmut Brill einer von zwei Pensionären, die Führungen im Landwirtschaftsmuseum in Reitscheid anbieten. Und er weist beim exklusiven Rundgang mit der Saarbrücker Zeitung – das Museum ist bis April geschlossen – auf die kleinen Fallstricke hin. Schließlich stammt das Bauernhaus aus dem Jahr 1862. Unebener Boden, tiefe Türrahmen oder verwinkelte Treppen sind da normal. Und machen den besonderen Charme des Hauses aus. Großes Interesse zeigen immer wieder Filmemacher. So war 2016 eine Crew der Hochschule Offenburg vor Ort, um den Film „Gleichgewicht“ mit Edda Petri zu drehen. Dieser 25-minütige Streifen feiert am kommenden Mittwoch, 16. Januar, 14 Uhr, Uraufführung auf dem Max-Ophüls-Festival im Cinestar in Saarbrücken. Die Gemeinde hofft, den Film in naher Zukunft auch in Reitscheid zeigen zu können.

Im kommenden Jahr feiert das Landwirtschaftsmuseum das Silberne Jubiläum: Am 5. August 1995 wurde es eröffnet. Vorher stand das Haus mehr als zehn Jahre lang leer, erzählt Alois Schaadt. Der letzte Eigentümer, Johann Scheid, sei Junggeselle gewesen. Nach dessen Tod 1977 sei das Gebäude an eine Erbengemeinschaft übergegangen. 1990 kaufte die Verwaltung das nach Angaben Scheids einzige typische südwestdeutsche Bauernhaus in der Gemeinde. Umfangreiche Sanierungsarbeiten schlossen sich an. Mit Unterstützung des Landkreises und der Kreissparkasse investierte die Gemeinde knapp 700 000 Mark. Ziel war, das Museum so herzurichten, dass die Besucher nachvollziehen können, wie Bauern im 19. Jahrhundert gelebt haben.

Bauer Nikolaus Scheid und seine Frau Marianne, geborene Alles, haben das Haus errichten lassen. Bilder erinnern in der Wohnstube an die beiden. „Sie müssen sehr begütert gewesen sein“, sagt Schaadt. Er verweist als Beweis auf die hohen Decken im Haus. Etwa 2,60 Meter sind diese hoch. Direkt neben den Bildern stehen eine alte Nähmaschine und ein Ofen, „der hin und wieder auch angemacht wird“. Die große Holztruhe im Wohnbereich dürfte eines der ältesten Möbelstücke sein. Sie stammt, das ist darauf zu lesen, aus dem Jahr 1809. Weiter zu sehen in der Wohnstube: Gleich drei historische Wanduhren und zwei Spinnräder.

Die Ausstellungsstücke stammen von Menschen aus der Region, die in den 1990er-Jahren dem Aufruf gefolgt waren, der Gemeinde Möbel, Gerätschaften und Haushaltsgegenstände zu überlassen. Die Bereitschaft sei riesengroß gewesen, so Schaadt. So groß, dass manche Gerätschaften mehrfach vorhanden seien. Wie Dezimalwaagen. „Da dürften es mittlerweile zehn sein“, so der 68-Jährige. Ein Teil davon steht in der Scheune. Dort sind auch ein Rübenschnitzler, Schleifsteine und verschiedene Strohschneider sowie jede Menge Pflüge zu sehen. Über Scheune und Stall ist ein riesiger Saal angebaut. Dieser wirkt wie in Filmen, wo zwischen Stroh und Heu getanzt wird. Auch die große Erntekrone erinnert an solche Szenen. „Das ist schon die zweite, die erste Erntekrone haben die Mäuse zerfressen.“ Getanzt wird aber eher selten. Allerdings gibt es dort beispielsweise Kaffee und Kuchen, wenn alle zwei Jahre der Weihnachsmarkt im Museum gefeiert wird.

Was hingegen oft genutzt werde, sei der Gewölbekeller, den Schaadt als „Schmuckstück“ bezeichnet. Er sei sein Lieblingsort im ganzen Haus, das er schon seit seiner Kindheit kennt – sein Elternhaus steht direkt gegenüber. Im Gewölbekeller tage der Ortsrat, auch Vereine nutzten ihn, genau wie Privatleute. Direkt nebenan steht eine Küche zur Verfügung. Und ein riesiges Steinfass, in dem früher Sauerkraut gemacht wurde. Es könnte auch heute noch genutzt werden. Genau wie der Backofen, der in den 1990er-Jahren originalgetreu gebaut wurde. „Hier gab es schon Brotbackkurse der Volkshochschule“, so Schaadt. Und auch mit Schulkindern sei dort schon gebacken worden – auch Pizza. Allerdings nehme das Interesse von Seiten der Schulen und Kindergärten ab. Was Schaadt sehr bedauert. Auch die generellen Besucherzahlen seien rückläufig. 350 waren es im vergangenen Jahr.

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