Vogelbeobachtung Urexweiler Wiese als Eldorado für Distelfinke

Urexweiler · Seltene Vögel im halben Dutzend hat SZ-Leser Klaus Feucht in seinem Garten beobachtet – und sie gleich abgelichtet. Der Bestand des Stieglitzes in Deutschland hat sich seit 1990 fast halbiert.

 Diesen Distelfinken hat den SZ-Leser Klaus Feucht in seinem Garten in Urexweiler abgelichtet. Gemeinsam mit mehreren Artgenossen hat er dort Futter gesucht.

Diesen Distelfinken hat den SZ-Leser Klaus Feucht in seinem Garten in Urexweiler abgelichtet. Gemeinsam mit mehreren Artgenossen hat er dort Futter gesucht.

Foto: Klaus Feucht

Er zählt zweifelsfrei zu den farbenfrohesten Vögeln in Deutschland: Der Stieglitz. Dessen Bestand ist nach Angaben des Naturschutzbundes Nabu in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. „Er hat sich ziemlich rar gemacht in unserem Land, man sieht ihn immer seltener“, hat auch SZ-Leser Klaus Feucht aus Urexweiler festgestellt. Umso glücklicher sei er daher gewesen, als kürzlich „mehr als ein halbes Dutzend“ der farbenprächtigen Finke auf seiner Wiese Station machte. „Mit ihrem bunten Gefieder gehören Stieglitze ja zu den allerschönsten heimischen Vögeln“, schwärmt der SZ-Leser.

Der Stieglitz war Vogel des Jahres 2016. Er steht laut Nabu für vielfältige und farbenfrohe Landschaften, denn er ernährt sich vornehmlich von Samen verschiedener Blütenpflanzen, Gräser und Bäume. Bunte Landschaften mit ausreichend Nahrung gebe es jedoch immer weniger. Daher vermutet Feucht: „Vielleicht ist für ihn das Überleben erschwert, weil es ja immer weniger Disteln gibt.

Tatsächlich hat der Bestand des Stieglitzes in Deutschland laut Daten des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten zwischen 1990 und 2013 um 48 Prozent abgenommen. Offizielle Schätzungen gehen derzeit von 305 000 bis 520 000 Brutpaaren in Deutschland aus. Nach Nabu-Angaben leben Stieglitze sowohl auf dem Land als auch in Siedlungen – solange es geeignete Brutplätze und genügend Nahrung gibt. Diese finde der begnadete Sänger an Acker- und Wegrändern, auf Brachen oder in Parks und Gärten. Doch: „Allein in der Agrarlandschaft sind seit 1994 fast 90 Prozent aller Brachflächen mit ihrer heimischen Artenvielfalt verloren gegangen“, sagte Nabu-Vize Helmut Opitz bei der Kür des Stieglitzes zum Vogel des Jahres 2016. Auch Randstreifen mit Blumen und Wildkräutern an Feldern und Wegen würden immer weniger und artenärmer. „Im Siedlungsraum verschwinden wildblumenreiche Brachflächen, öffentliches und privates Grün wird zu intensiv gepflegt, Wildkrautvielfalt gar weggespritzt. Für unseren Jahresvogel wird es in Deutschland inzwischen eng.“ Dabei gebe es viele Möglichkeiten, den Lebensraum des farbenfrohen Finken zu erhalten. Schon kleine unbelassene Ecken in Gärten, an Sport- und Spielplätzen, Schulen, Ackerflächen oder Straßenrändern trügen dazu bei.

 Die Skabiosen im Garten von SZ-Leser Klaus Feucht locken nicht nur Distelfinke an, sondern auch Schmetterlinge.

Die Skabiosen im Garten von SZ-Leser Klaus Feucht locken nicht nur Distelfinke an, sondern auch Schmetterlinge.

Foto: Klaus Feucht

Beispielsweise hat SZ-Leser Klaus Feucht auf der Wiese vor seinem Haus die Skabiose wachsen und gedeihen lassen. „Sie hatte sich ursprünglich selber gepflanzt“, berichtet Feucht, der das Geißblattgewächs nicht abgemäht hat, sondern es zuließ, dass sich daraus „eine üppigen Skabiosen-Wiese“ entwickeln konnte. „Die Blütenköpfe leuchten in ihrer hellblau-rosa Farbe, und es ist eine wahre Freude zu beobachten, wie die Wiese lebt. Für viele Insekten sind Skabiosen eine Labsal. Schmetterlinge, Bienen und Käfer aller Art tummeln sich darauf“, berichtet Feucht. Und nun seien erstmals Stieglitze in die Skabiosen-Wiese eingefallen. „Der üppigen Früchte wegen, die die Skabiose entwickelt“, vermutet Vogelfreund Feucht. Dabei hat er beobachtet, dass die Distelfinken ein besonderes Geschick dabei entwickelten, „sich an den dünnen Stängel festzuhalten und mit eleganten Körperbewegungen die Früchte aus den Blüten herauszuangeln“. Daher empfiehlt er anderen Vogel-Liebhabern: „Da die Skabiose lange Zeit blüht und Früchte trägt, kann sie einen Beitrag liefern für den Erhalt dieser wunderschönen Vögel, ohne die unsere Natur erheblich ärmer wäre.“

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