Internationaler Austausch Vermittlerin zwischen zwei Welten

St. Wendel · Um einen sozialen Friedensdienst zu absolvieren, reist Kim Teichmann nach Brasilien. 13 Monate lang wird sie dort leben und arbeiten.

 Nur noch wenige Tage bis zur großen Reise: Die 19-jährige Kim Teichmann bricht am Mittwoch in die brasilianische Stadt Piripiri auf.

Nur noch wenige Tage bis zur großen Reise: Die 19-jährige Kim Teichmann bricht am Mittwoch in die brasilianische Stadt Piripiri auf.

Foto: Sabine Geschka

Das miese Wetter ist Kim Teichmann total egal. Dicke Regentropfen prasseln ans Fester, während die 19-Jährige im Café sitzt und einen Tee schlürft. Sie ist in Gedanken ganz wo anders. In Brasilien. Genauer gesagt in der Stadt Piripiri im Nord-Osten des Landes. Dort wird sie bald für 13 Monate leben.

In wenigen Tagen muss Kim Abschied nehmen von Freunden, Eltern, dem jüngeren Bruder und der Oma. „Von ihr habe ich das Reise-Gen geerbt“, sagt sie. Am Mittwoch um 13.10 Uhr hebt das Flugzeug in Frankfurt ab. Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen. „Nur das Kofferchaos muss ich noch in den Griff bekommen.“ Doch Kim ist zuversichtlich. Schließlich hat sie Erfahrung im Packen.

In der zehnten Klasse nahm sie bereits an einem Schüleraustausch teil. Für knapp elf Monate ging Kim damals nach Ungarn. „Zuerst wollte ich nach Amerika. Aber das war mir dann doch zu langweilig. Dafür entscheiden sich ja die meisten.“  Ihr Gefühl habe sie schließlich nach Ungarn verschlagen. „Es war die richtige Entscheidung“, ist sich Kim sicher. Sie habe dort eine zweite Heimat gefunden und besuche ihre Gastfamilie auch heute noch regelmäßig.

„Als ich von dem Austausch zurück gekommen bin, war für mich klar, dass ich nach dem Abi wieder ins Ausland gehe.“ Kim wollte noch einmal das Gefühl erleben, sich in einer fremden Kultur zuhause zu fühlen. Vor allem aber wollte sie etwas Gutes tun. „Ich hatte mir vorgenommen, etwas in der Welt zu bewegen.“ Da habe sich Südamerika angeboten. Das Land, das sie schon lange fasziniert. Nach vielen Vorbereitungsseminaren ist die Faszination geblieben. Ihre Motivation ist inzwischen eine ganz andere. „Ich darf mir nicht anmaßen, in ein fremdes Land zu gehen, um den Einheimischen zu erzählen, wie sie besser leben können.“ So viel helfen könne sie gar nicht, haben ihr die Betreuer der Austausch-Organisation Sofia erklärt. Sofia steht für Soziale Friedensdienste im Ausland. Der Verein wird vom Bistum Trier getragen und hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Menschen auf der ganzen Welt unterzubringen. Die Organisation trägt alle Kosten für den Aufenthalt, die Teilnehmer sollen aber auch Spenden organisieren. Vor Ort engagieren sie sich in Hilfsprojekten.

Kim wird in einer Einrichtung für psychisch und physisch behinderte Jugendliche arbeiten. Das passt zur Marpingerin, die bereits in der Jugendabteilung ihrer Kirchengemeinde tätig ist und später einmal Lehramt studieren will. In Piripiri soll sie den Schülern beim Lernen zur Seite stehen und sie bei familiären sowie gesundheitlichen Problemen unterstützen. Ein Job, der sich gut mit ihrer neuen Motivation  verbinden lässt. Kim hat sich vorgenommen, den Brasilianern die deutsche Mentalität näher zu bringen. Wenn sie wieder zurück ist, möchte sie ihren Freunden von dem Leben in Südamerika berichten. „Ich will zwischen den Kulturen vermitteln“, erzählt Kim. Wie genau sie das anstellen möchte, weiß sie noch nicht. Auch nicht, wo sie in Brasilien wohnen wird. „Wahrscheinlich ziehe ich zu einer Lehrerin, die in der selben Schule arbeitet wie ich.“ Kim versucht, nicht zu viel über die Zeit im Ausland zu grübeln. „Das mit den Erwartungen ist schwierig. Es kommt eh immer alles ganz anders, als man denkt.“

Die letzten Tage in Deutschland nutzt sie lieber, um noch ein paar Wörter Portugiesisch zu lernen. Außerdem steht an diesem Wochenende die Marpinger Kirmes an. Kim gehört zum Straußbuben-Jahrgang. „Die Nervosität hält sich momentan in Grenzen“, erzählt sie, trinkt noch einen Schluck Tee, geht nach draußen, öffnet den Regenschirm und sagt: „Ich freue mich wirklich darauf, dieses Jahr mal keinen Winter zu haben.“

Internationaler Austausch: Vermittlerin zwischen zwei Welten
Foto: SZ/Bernhard Baltes

Kim möchte möglichst viele Menschen an den Erfahrungen ihrer Reise teilhaben lassen. Sie wird daher alle drei Monate in Rundbriefen von ihren Erlebnissen berichten. Diese werden auf der Webseite ihrer früheren Schule, dem Cusanus-Gymnsaium, veröffentlicht. Wer die Briefe per Mail erhalten möchte, kann sich wenden an E-Mail-Adresse teichmann.kim@web.de.

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