Bürgermeisterwahl Namborner Rathaus statt Weltkulturerbe

Namborn · Die 37-jährige Judith Jung möchte am Sonntag, 27. Mai, als CDU-Kandidatin den Chefsessel im Namborner Rathaus erobern.

 Judith Jung an ihrem Lieblingsplatz in Hofeld Mauschbach. In dem Namborner Ortsteil lebt die 37-Jährige, die in Winterbach aufgewachsen ist, seit neun Jahren. Am 27. Mai stellt sich Jung dem Wählervotum, denn sie möchte Namborner Bürgermeisterin werden.

Judith Jung an ihrem Lieblingsplatz in Hofeld Mauschbach. In dem Namborner Ortsteil lebt die 37-Jährige, die in Winterbach aufgewachsen ist, seit neun Jahren. Am 27. Mai stellt sich Jung dem Wählervotum, denn sie möchte Namborner Bürgermeisterin werden.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos

Ursprünglich wollte Judith Jung lediglich die Versammlung des CDU-Ortsverbandes Hofeld-Mauschbach besuchen. „Aber als ich aus der Sitzung herauskam, war ich plötzlich Kandidatin für den Namborner Gemeinderat“, berichtet die Kulturwissenschaftlerin. „Damit hatte ich nicht gerechnet“, bekennt die zweifache Mutter, „aber ich habe mich gefreut, als ich gefragt wurde, ob ich mir das zutraue.“ Sie traute es sich zu – und wurde in das Gremium gewählt. Das war im Jahr 2014.

Vier Jahre später wird Namborns Bürgermeister Theo Staub (SPD) den Chefsessel im Rathaus in Hofeld-Mauschbach räumen. Das geschieht zwar erst gegen Ende des Jahres. Doch bereits am Sonntag, 27. Mai, sollen die Namborner entscheiden, wer Staub beerbt. Drei Kandidaten stellen sich zur Wahl. Auch Judith Jung bewirbt sich um das Amt – sie tritt für die CDU an.

Ein wenig erinnert die Geschichte der Bürgermeister-Kandidatenkür an die zur Gemeinderatswahl vor vier Jahren. Denn auch dieses Mal „wurde ich gefragt, ob ich Interesse hätte. Ich habe mich nicht selbst beworben“, erzählt die 37-Jährige, die als Referentin für Meinrad Maria Grewenig arbeitet, dem Generaldirektor und Leiter der Geschäftsführung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte. Es sei der einhellige Wunsch der kommunalen CDU-Granden gewesen – des Beigeordneten Thomas Rein, der Gemeindeverbandsvorsitzenden Kerstin Backes-Ternig sowie des Kreisverbandsvorsitzenden Andreas Veit –, dass sie ihren Hut in den Ring werfe.

Des einen Freud, des anderen Leid: Infolge ihrer Kür musste das langjährige CDU-Mitglied Konrad Haßdenteufel auf seine Chance verzichten. „Aber er kam aus Sicht der Partei nicht als Kandidat in Betracht, da man wusste, dass er die Amtszeit nicht wird vollenden können – aufgrund seines Alters.“ Die Partei habe sich in diesem Zusammenhang überlegt, „ob es gegenüber den Bürgern fair ist, jemanden aufzustellen, von dem man weiß, dass er die Amtszeit nicht beenden kann.“

Haßdenteufel, der infolge der Nichtberücksichtigung bei der Kandidatenkür aus der CDU austrat und sich nun für die Freie Liste Namborn (FLN) um das Amt bewirbt, wurde im April 62. Die Altersgrenze für Bürgermeister im Saarland beträgt 68 Jahre. Die übernächsten Kommunalwahlen werden voraussichtlich 2024 sein, dann wird auch wieder ein Bürgermeister gewählt – allerdings im September. Ein Bürgermeister Haßdenteufel müsste demnach im April abtreten und bis September hätte der Beigeordnete die Amtsgeschäfte inne. Das sei für die CDU keine Option gewesen, wie Jung erklärt. Sie bedauere aber, dass Haßdenteufel ausgeschieden ist: „Er hat immer geholfen und mitgearbeitet. Mir persönlich tut es leid, dass er ausgetreten ist.“

Wobei das Thema für Jung inzwischen aber abgehakt sei. Sie fokussiere sich ganz auf ihren Wahlkampf. Der ist recht zeitintensiv. Denn die Hofeld-Mauschbacherin sucht das Gespräch mit den Menschen in allen Ortsteilen der Gemeinde, geht von Haustür zu Haustür, um herauszufinden, wo der Schuh drückt. Das führt dazu, dass ihr größtes Hobby momentan ein wenig auf der Strecke bleibt: Jung ist Kampfsportlerin. Seit sie 13 ist, praktiziert sie Jujutsu. Seit einigen Jahren unterrichtet sie sogar. Zuletzt trainierte sie die Kampfzwerge – Kinder zwischen drei und sechs Jahren. „Ich habe schon alle Altersklassen trainiert, aber mit den Kindern macht es am meisten Spaß“, berichtet sie. Die Trägerin des schwarzen Gürtels gibt auch Kurse in Selbstbehauptung und Selbstverteidigung. „Nicht nur für Mädchen und Frauen, sondern auch für Schüler oder gefährdete Berufsgruppen“, sagt Jung, „dadurch habe ich sehr viel mit ganz unterschiedlichen Menschen zu tun.“ In Wahlkampf-Zeiten gibt es für all das jedoch kaum Raum.

„Zukunftsorientiert“, das möchte Jung sein, wenn sie am 27. Mai die Wahl gewinnen sollte. „Mit mir ist ein wirklicher Neuanfang möglich, weil ich meine Energie nicht nur auf einen Ort konzentrieren werde, sondern auf die gesamte Gemeinde“, verspricht die zweifache Mutter. In diesem Zusammenhang ist ihr besonders wichtig, „dass es ein Miteinander gibt – zwischen den Ortsteilen, im Gemeinderat, in der Verwaltung“. Dazu sei „mehr Information und mehr Kommunikation“ unerlässlich. „Man muss die Leute immer auf dem Laufenden halten und auch erklären, warum man etwas macht. Oder warum etwas länger dauert, als es angekündigt war“. Dafür müsse unter anderem die Homepage der Gemeinde besser gepflegt werden, sodass sie immer auf dem neuesten Stand sei. Das gleiche gelte für die kommunale Facebook-Seite. Es nutze nichts, wenn man sich neuer Medien bedienen wolle, diese aber nicht adäquat zu bespielen wisse. Mit ihr als Verwaltungschefin würde sich das ändern.

Warum sie sich das antue, als Bürgermeisterin für Namborn zu kandidieren, „das werde ich relativ oft gefragt. Dabei ist es doch gar nichts Schlimmes“. Seit neun Jahren lebt Jung in Hofeld-Mauschbach – und das gerne, wie sie sagt. Sie möchte, dass andere das auch so sehen, dass sie sich motiviert fühlen, Namborn voran zu bringen. Und das trotz aller Widrigkeiten, die zuvorderst monetärer Art sind. „Ja, der Gemeinde geht es finanziell nicht gut. Das will ich auch nicht schön reden.“ Dennoch sieht Jung in Namborn großes Potenzial „und ich finde es schade, dass die Leute das entweder nicht erkennen, nicht erkennen wollen oder vielleicht auch nicht mehr erkennen können“. Deswegen möchte Jung „die Leute motivieren, dass sie sagen: Okay, ich wohne hier in der Gemeinde. Und vielleicht ist nicht alles Gold, was glänzt. Aber es geht aufwärts. Wir haben noch Hoffnung“. Unter anderem hofft die CDU-Kandidatin auf einen Schuldenerlass. „Die Landespolitik hat  erkannt, dass die finanzielle Lage  vieler Kommune nicht rosig ist.“ Auch Namborn ist hoch verschuldet. Mit der Neuregelung des Finanzausgleichs zwischen den Ländern und dem Bund ab 2020 sieht Jung nun aber Licht am Ende des Tunnels, „wenn ein erheblicher Teil des Geldes auch in die Kommunen fließen sollte“. Dafür müssten alle Bürgermeister gemeinsam kämpfen.

Kämpfen will sie auch für eine touristische Aufwertung ihrer Gemeinde. Beispielsweise ärgert es Jung, dass dem Kleinod Liebenburg nicht die Priorität eingeräumt wird, wie es ihm zustünde. Da könne viel mehr gemacht werden. Von der Zuwegung, über die Ausschilderung bis zur Vermarktung.

Vermarkten würde Jung gerne ein größeres Namborner Gewerbegebiet. Doch das gibt es nicht. Noch nicht, wenn es nach der CDU-Kandidatin geht, die sich „Arbeitsplätze und Steuereinnahmen“ erhofft. Dadurch hätte Namborn wiederum einen größeren finanziellen Spielraum, den die Kommune nutzen könnte, um für sich selbst zu werben. Nach innen und nach außen, um die Einwohner-Bilanz wieder ins Positive zu rücken, denn die Gemeinde verzeichnet seit Jahren sinkende Einwohnerzahlen.

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