Rallye Neue Einsatz-Zentrale besteht Feuertaufe

St. Wendel · Polizei sorgt für Sicherheit bei der ADAC-Rallye. Die SZ begleitet den St. Wendeler Polizei-Chef beim Regrouping.

 Blick in die neue Einsatz-Zentrale im Dachgeschoss der St. Wendeler Polizeiinspektion.

Blick in die neue Einsatz-Zentrale im Dachgeschoss der St. Wendeler Polizeiinspektion.

Foto: Evelyn Schneider

Knapp, aber noch rechtzeitig ist alles fertig geworden. Ist die neue Einsatz-Zentrale im Dachgeschoss der St. Wendeler Polizeiinspektion bereit für ihre Feuertaufe: die ADAC-Rallye Deutschland. Sechs Arbeitsplätze mit Computer, Telefon und Funk sind an einem langgezogenen Tisch eingerichtet. An Kopf- und Fußende ist je ein Monitor aufgestellt. Diese zeigen beispielsweise Aufnahmen einer Kamera aus dem Servicepark Bostalsee oder den Verlauf einer Wertungsprüfung. An diesem Samstagmorgen geht es ruhig zu in dem frisch renovierten Raum. Tag drei der Rallye bedeutet auch Routine. Mit zwei Kollegen ist Ralf Kartes, stellvertretender Leiter der Wache, gerade im Einsatz. Werden Telefonate entgegegenommen, per Funk wird Kontakt zu den Kollegen unterwegs gehalten.

Während die Rallye-Fahrer gerade die Wertungsprüfung in Freisen absolvieren, bereitet sich St. Wendel auf den übernächsten Programmpunkt vor: das Regrouping. Es dient dazu, das Feld der Rennautos zwischen den Etappen zusammenzuführen. Und dieses Treffen ist auf dem Schlossplatz in St. Wendel geplant. Martin Walter breitet einen Plan auf dem Besprechungstisch aus. Er ist nicht nur Chef der St. Wendeler Polizeiinspektion sondern während der Rallye-Tage auch Einsatzleiter für den Bereich Nordsaarland. Zwei Kollegen der Verkehrspolizei schauen sich mit ihm an, welche Route die Rennfahrer zum geplanten Sammelpunkt nehmen.

Den Tholeyer Berg hinunter geht es für sie in die Bahnhofstraße. Dort wird hinter der Einfahrt Zur Mott für Verkehrsteilnehmer gesperrt, die Rallyepiloten aber dürfen passieren. Gleiches gilt für Sperre Nummer zwei auf der Wendalinus-
straße in Höhe Carl-Cetto-Straße. „Die Fahrer sollen im Schritttempo unterwegs sein. Erfahrungsgemäß geht es mit dem einen oder anderen aber dann doch durch“, sagt Walter. Daher stehen Ordner des ADAC entlang der Strecke. Weiter geht es in Richtung Saalbau, hinein in  die Fußgängerzone, rechts vorbei am Dom und dann in die Schloss-
straße. „Ab dort und auf dem Schloss-
platz sind Gitter aufgestellt“, erläutert Walter. Dahinter positionieren sich auf der einen Seite Medienvertreter, auf der anderen die Fans. Denn die kommen auf diese Weise nah ran: an Fahrer und Autos. Für je 30 Fahrzeuge ist Platz auf der Präsentationsfläche. „Insgesamt werden 93 Autos erwartet“, sagt der Polizeirat. Die ersten 30 sollen laut Plan des Veranstalters ADAC im Zwei-
Minuten-Takt vorfahren, die übrigen im Minutentakt. Pause pro Auto: eine halbe Stunde. Später rollen die Rennwagen über die Parkstraße zurück in den regulären Verkehr.

„Auf der Anfahrt werden die Rallye-Teilnehmer von Kollegen der Motorradstaffel begleitet“, erklärt Einsatzleiter Walter. Die Beamten seiner Wache wiederum sind beispielsweise an den im Sicherheitskonzept festgeschriebenen Fluchtpunkten positioniert. „Sie sollen ein Gefühl von Sicherheit vermitteln und Ansprechpartner für die Besucher sein“, sagt Walter.

Zu diesem Zeitpunkt ist es noch realtiv ruhig in der Stadt. Bei Sonnenschein sitzen die Menschen in den Cafés. Noch kann der Verkehr ungehindert am Schlossplatz vorbeirollen. Gesperrt werden soll erst gegen 12 Uhr. Die Rennpiloten werden ab 12.48 Uhr erwartet. Davor absolvieren sie die Wertungsprüfung Römerstraße.

Teil des Sicherheitskonzeptes ist das Positionieren von Großfahrzeugen an den Eckpunkten der Sperrung (wir berichteten). Kleinlaster des städtischen Bauhofs sowie Transporter sollen verhindern, dass irgendein unbefugtes Fahrzeug auf das Veranstaltungs-Gelände rast. Polizisten stehen auf ihrem Posten, ein letzter Wagen erreicht seine Endposition. Dieses Bild, der Wunsch nach Schutz vor einem Anschalg mit einem Fahrzeug, hat seit Donnerstag wieder traurige Aktualität bekommen. Im spanischen Barcelona raste ein Terrorist mit einem Transporter in die auf der Flaniermeile Las Ramblas bummelnden Menschen. 13 starben, etwa 80 wurden verletzt. Attacken mit Fahrzeugen gab es zuletzt immer wieder. Seit den Anschlägen auf Konzertbesucher und Cafégäste in Paris im November 2015 wurden Veranstaltungen stärker geschützt. „Das, was wir bei Großveranstaltungen machen, ist nur die Spitze des Eisbergs“, sagt Polizeirat Walter.
Barcelona habe noch einmal gezeigt, dass solche Anschläge im Alltag passieren. „Darauf kann man sich nicht vorbereiten.“ Auch nach der aktuellen Amokfahrt sieht der Polizei-Chef für das Regrouping-Event in St. Wendel keine größere Gefahr. Was man allerdings einkalkulieren müsse, ist die Tatsache, dass ein Geräusch ausreiche, um Menschen in Panik zu versetzen. Generell rät Walter, sensibel zu sein, wenn Fahrzeuge irgendwo reinfahren, wo sie nicht hingehören.

Zusammen mit dem Kollegen Hans-Werner Maus macht sich Martin Walter auf den Weg zum Schlossplatz. Motoren heulen auf, die ersten Wagen rollen die Schlossstraße hinunter und werden zum Parken eingewiesen. Immer mehr Fans kommen, zücken das Handy für ein Erinnerungsfoto oder winken die Fahrer für ein Autogramm heran. Polizist Maus hat das Funkgerät fast ständig am Ohr. Dennoch bleibt für ihn und Martin Walter kurz Zeit, zwei Kollegen der US-Air-Force-Militärpolizei zu begrüßen. Sie sind zur Veranstaltung in St. Wendel gekommen, beobachten das Geschehen. Es ist etwa 13 Uhr. Nach Schätzung des St. Wendeler Polizeichefs sind inzwischen etwa 1500 bis 2000 Besucher auf dem Schlossplatz. 20 seiner Beamte haben alles im Blick. Eingreifen müssen sie nicht.

Martin Walter kann einen weiteren Porgrammpunkt auf seinem Einsatzplan abhaken. Weiter geht es mit den Wertungsprüfungen Freisen II und Römerstraße II. Und am Sonntag mit je zwei Läufen in Losheim und im St. Wendeler Land.

 Schnappschuss mit den Polizisten der US-Air-Force.

Schnappschuss mit den Polizisten der US-Air-Force.

Foto: Evelyn Schneider
 Fahrzeuge beziehen Position für die Sperrung der Bahnhofstraße.

Fahrzeuge beziehen Position für die Sperrung der Bahnhofstraße.

Foto: Frank Faber

Ein positives Fazit zieht Walter am späten Sonntagnachmittag: „Wir haben alles gut über die Bühne gebracht.“ Größere Unfälle blieben aus. „Es war ein gelungener Einsatz.“ Der Polizeirat spricht von einem friedlichen, interessierten und geduldigen Publikum. Nur einzelne hätten sich zu nahe an die Strecke begeben, was Ordner oder eben auch Polizisten auf den Plan rief. Während der Rallye und an drei Vorbereitunsgtagen waren in Walters Einsatzbereich 315 Beamte eingeteilt.> weitere Berichte C 5

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