Schüler-Austausch Mit dem Rotary Club geht es für junge Menschen um die Welt

St. Wendel · Das Austauschprogramm des internationalen Clubs vermittelt Werte und Selbständigkeit, manchmal auch Freundschaften für’s Leben.

Wenn Menschen verschiedener Kontinente sich kennenlernen und verstehen, wird es schwierig, Krieg miteinander zu führen. Dieser Leitgedanken im Sinne der Völkerverständigung treibt den Rotary Club St. Wendel-Stadt an, junge Menschen ins Ausland zu schicken und im Gegenzug auch aufzunehmen. In den vergangenen elf Monaten hatten Lindsay Drost aus den USA und Gabriela Tavares Barreto aus Brasilien die Gelegenheit, Deutschland kennenzulernen. Henrik Donnermeier hingegen verlässt im August das Saarland, um die Kultur der USA unter die Lupe zu nehmen.

Gabriela ist viel herumgekommen in Deutschland und in Europa. Davon erzählt auch ihr blaues Jackett, das zur Ausstattung eines Rotariers gehört. Das Kleidungsstück ist übersät mit Ansteckpins, die sie während ihres Austausches gesammelt hat. Dies sei ein Brauch, erklärt Manuela Angel, Jugenddienstbeauftragte des Rotary-Clubs. Gabi, so ihr Rufname, ist nicht nur quer durch die Republik gereist, von Trier, Köln, Frankfurt am Main über Berlin nach Heidelberg. Sie konnte auch gemeinsam mit anderen rotarischen Austauschschülern Frankreich, Italien, Spanien, Ungarn, Tschechei und Monaco kennenlernen. „Diese Art von Austausch ist von nicht-kommerzieller Art, denn die Schüler sind Botschafter. Es geht darum, die eigene Kultur ins Land zu bringen und auch wieder etwas von Deutschland nach Hause mitzunehmen“, kommentiert Angel. Menschliche Wärme und Lebensfreude habe die quirlige Brasilianerin in ihrem „Kulturbeutel“ gehabt. Auf die Frage, was sie mit nach Hause nehmen würde, antwortet die 16-Jährige wie aus der Pistole geschossen: „Pünktlichkeit!“ Und: „Ich mag die direkte Art der Deutschen, das macht es, leichter Probleme zu lösen“, meint sie in fast akzentfreiem Deutsch. „Was mir gut gefallen hat, ist gemeinsam zu essen, vor allem sonntags. Das werde ich in meiner Familie auch einführen.“

Henrik ist sich noch nicht im Klaren, was er mitnehmen wird nach Charlotte in North Carolina. Er ist aber schon sehr gespannt darauf, ein neues Land kennenzulernen und selbstständiger zu werden, besonders in einer Zeit, in der die Politik spannend scheint. „Wenn wir uns mit den Austauschschülern nach dem Jahr wieder treffen, stellen wir immer fest, dass das ganz andere Persönlichkeiten geworden sind. Es ist unglaublich, was da in der Entwicklung der jungen Menschen passiert“, kommentiert Rotarier Josef Alles, der sich auch um die Schüler kümmert. Um über den Rotary-Club ins Ausland gehen zu können, muss man kein Mitglied sein. Henriks Eltern haben lediglich den Kontakt hergestellt, der 16-Jährige hat sich dann an die Bewerbung gesetzt. Diese beinhaltet beispielsweise einen Text von 2000 Buchstaben. Die Eltern der Kinder bezahlen die Reise, die Ausstattung und Visitenkarten, während der Club alle Fahrkarten und das Taschengeld zahlt. Kost und Logis übernehmen die Gastfamilien. Die Auswahl der Gastfamilien stellt eine große organisatorische Aufgabe dar, da pro Schüler drei bis vier Gastfamilien gefunden werden müssen. Die Gastfamilien benötigen ein erweitertes Führungszeugnis und müssen den Rotariern bekannt sein. Dadurch will man sicher gehen, dass es den Kindern gut geht in den Familien, so Angel. Das scheint geklappt zu haben, denn Gabi schwärmt: „Ich habe zwei wunderschöne Familien kennengelernt und habe hier ein zweites Zuhause gefunden.“ Mit großer Verwunderung antwortet sie daher auf die Frage eines Wiedersehens: „Ja, klar!“

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