Jobfit Raus aus der Mühle der Arbeitslosigkeit

St. Wendel · Das Projekt Jobfit widmet sich schwer vermittelbaren Arbeits-  losen im Landkreis St. Wendel. 260 Personen nahmen im Jahr 2017 teil.

 Ziel des Projektes Jobfit ist es, Menschen ohne Job wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dazu gibt es im Landkreis verschiedene Maßnahmen, um Betroffene zu qualifizieren und motivieren.

Ziel des Projektes Jobfit ist es, Menschen ohne Job wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dazu gibt es im Landkreis verschiedene Maßnahmen, um Betroffene zu qualifizieren und motivieren.

Foto: dpa/Jens Büttner

450 000 Euro zahlt der Landkreis St. Wendel pro Jahr für sein Projekt Jobfit. Das Geld ist gut angelegt, meint Landrat Udo Recktenwald (CDU), als er gemeinsam mit Heike Höfer-Kunz, Tanjeff Mansmann und Andrea Valerius, allesamt sozial-pädagogische Fachkräfte bei Jobfit, das Projekt noch einmal in Erinnerung ruft.  Denn für ihn bedeutet diese Investition „aktive Arbeitsmarktpolitik“. 2017 zählte Jobfit etwa 260 Teilnehmer im Kultur- und Bildungsinstitut. „Allein die Teilnahme ist schon ein Erfolg“, sagt dazu Höfer-Kunz.

Denn bei Jobfit geht es nach Angaben Recktenwalds darum, nicht „nur Geldleistungsgeber zu sein, sondern auch den Arbeitslosen zu aktivieren“. Ziel sei die Integration in den Arbeitsmarkt. Daher gebe es verschiedene Trainingsmaßnahmen, um die Langzeitarbeitslosen zu qualifizieren und zu motivieren. „Fit machen für den Job“, nennt es der Landrat. Betroffen seien dabei Menschen, die „in der Mühle der Arbeitslosigkeit feststecken“.  Eben junge Männer und Frauen, die schon seit langer Zeit arbeitslos sind, die den Anschluss verloren und resigniert haben.

Mittlerweile nehmen auch zahlreiche Flüchtlinge teil. Auf die aktuelle Situation hatte der Landkreis 2016 reagiert. Zwei Maßnahmen sind nur für die Menschen aus Syrien, Eritrea und Afghanistan gedacht. Sie besuchen Alpha Job Fit. Das ist einerseits eine Sprachförderung. Es ist aber auch eine Möglichkeit, um das Leben und Arbeiten in Deutschland kennenzulernen. Bei den 15 Teilnehmern pro Maßnahme handelt es sich um Männer und Frauen ab 25. Die Kurse werden kofinanziert vom Arbeitsministerium in Saarbrücken und gehen von Montag bis Freitag über die Bühne. Eine klare Strukturierung sei wichtig, sagt Höfer-Kunz. Es sei schon vorgekommen, dass der eine oder andere Teilnehmer verhandeln wollte, wann es morgens losgeht. „Aber das geht im Berufsleben ja auch nicht.“

Der Unterricht behandelt die Fächer Deutsch für den Beruf, Mathematik im Berufsalltag und Leben und Arbeiten in Deutschland. Die Teilnehmer erhalten Infos zum deutschen Sozialversicherungssystem, zu Arbeitszeitmodellen und zum dualen Ausbildungssystem. Zusätzlich gibt es Betriebsbesichtigungen oder Projekte. Lehramtsstudenten halten den Unterricht; es gibt außerdem einen arabisch sprechenden Dolmetscher. Insgesamt gibt es derzeit bei Jobfit elf Dozenten.

Das Projekt Dual-Jobfit ist für Migranten unter 25 Jahren gedacht. Unterrichtet werden sie an fünf Tagen pro Woche in den allgemeinbildenden Fächern. Wie sieht eine Ausbildung aus? Wie sind die Arbeitszeiten? Das sind Fragen, die zudem geklärt werden.

Außerdem gibt es Projekt-Jobfit: Dieses richtet sich an deutsche Jugendliche im Alter zwischen 17 und 25 Jahren. Auch sie sollen wieder eine Struktur in den Arbeitsalltag bekommen. Morgens pünktlich kommen, das sei schon eine Leistung. Meist sind es junge Leute mit  Problemen — finanzieller oder partnerschaftlicher Art. Bewerbertraining gehört zum Projekt. Auch Unterlagen werden erstellt, Praktika vermittelt. „In diesem Jahr haben wir drei Teilnehmer in Ausbildung vermittelt“, sagt Höfer-Kunz.  Fünf  Teilnehmer hätten eine Arbeit aufgenommen.

Und dann gibt es noch das Projekt Consultation (zu deutsch: Beratung). Zielgruppe sind Arbeitslose, die multiple Vermittlungs-Hemmnisse haben, wie es Mansmann ausdrückt. Er nennt Beispiele: keinen Schulabschluss, Drogen, Wohnungslosigkeit. „Der Kurs ist nicht darauf ausgelegt, diese Menschen zu vermitteln“, sagt Valerius. Es gehe vielmehr darum, das „Drumherum ins Lot zu bringen“. Diese Menschen, so die Erfahrung, haben sich abgekapselt. Ihnen müsse die Scheu vorm Jobcenter genommen werden: „Das Jobcenter ist kein Feind“, sagt Valerius.  Ihnen werde bei der Wohnungssuche geholfen oder ein Termin bei der Schuldnerberatung vermittelt. Derzeit besuchen junge Leute im Alter zwischen 17 und 25 Jahren den Kurs. Recktenwald bringt es auf den Punkt: „Das sind Menschen, die wir mit den gängigen Arbeitsmarktangeboten nicht mehr erreichen.“

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