Lesung Die Dichtkunst mit Kaffee gefördert

Tholey · Im Himmelszelt auf dem Schaumberg in Tholey stellte Johannes Kühn bei einer „Literarischen Dämmerstunde“ sein neuestes Werk vor.

 Das neue Werk „Besitzlos . . .“ im Großformat.

Das neue Werk „Besitzlos . . .“ im Großformat.

Foto: Marion Schmidt

Zu einer „Literarischen Dämmerstunde“ mit Johannes Kühn lud die Gemeinde Tholey auf den Schaumberg in das Himmelszelt. Einmal mehr entfaltete sich dabei das transparente Kuppelzelt als stimmungsvoller und dem Anlass würdiger Veranstaltungsort.

Während die untergehende Abendsonne die das Himmelzelt säumenden Bäume in leuchtend herbstliche Farben tauchte, begann bei gedämpftem Licht eine ganz besondere Autorenlesung. Etwa 300 literaturinteressierte Gäste saßen dicht an dicht im Himmelszelt und lauschten gebannt der Präsentation des neuesten Werkes „Besitzlos, den Schmetterling feiernd“ von Johannes Kühn. „Unglaublich, dass so viele Leute gekommen sind, um ein Buch kennenzulernen“, freute sich der Münchener Verleger Armin Sinnwell. Er lässt an diesem Abend die Besucher an der Erinnerung an seine erste Begegnung mit Johannes Kühn teilhaben: „Damals am Realgymnasium in Lebach beobachteten wir einen stattlichen Mann, der im Trenchcoat daher kam. Ohne groß nachzudenken nannten wir ihn einfach Colombo. Nichtsahnend, dass er einmal ein berühmter Dichter werden sollte oder das Aushängeschild der saarländischen Literatur.“

Bürgermeister Hermann Josef Schmidt verneigte sich in seinem Grußwort vor Johannes Kühn als dem einzigen Ehrenbürger der Gemeinde Tholey: „Es vergeht kaum ein Tag, an dem er keine Gedichte schreibt. Von der literarischen Welt als wahre Größe anerkannt, ist er stets einer von uns geblieben.“ Irmgard und Benno Rech, zwei langjährige Weggefährten, Freunde und literarische Berater des Dichters haben den neuen Gedichtband herausgegeben. „Besitzlos, den Schmetterling feiernd“ ist eine Auswahl der wichtigsten Gedichte Johannes Kühns aus verschiedenen Phasen seines Schaffens.

Auf 160 Seiten präsentiert das Buch 100 Gedichte. Seinen besonderen Reiz gewinnt das Buch durch die Zeichnungen und Aquarelle des aus Sotzweiler stammenden Kunstprofessors Heinrich Popp, seit über 50 Jahren ein weiterer Weggefährte Kühns. Etwa ein halbes Jahr begleitete Popp den Dichter und zeichnete. Moderiert wurde die literarische Dämmerstunde von dem aus Alsweiler stammenden Autor und Journalisten Klaus Brill. Im Dialog mit Johannes Kühn ließ er wichtige Stationen des Dichterlebens Revue passieren. Die Frage, wie man als Sohn eines Bergmanns eine Dichterkarriere einschlagen konnte, wusste Kühn mit seiner unverkennbar sonoren Stimme und mit einer Prise Selbstironie zu beantworten: „Die Buben in der Schule und auf der Straße machten mich mit Gedichten bekannt. Sie gebrauchten diese spottend und fragten mich, ob ich nicht auch so was fertig brächte. Ich hätte doch eine Brille an und sähe nicht dumm aus.“ Im Missionshaus in St. Wendel habe er Benno Rech kennengerlernt. Beide Jungen einte fortan die Begeisterung für die Dichtkunst.

Im Alter von 14 Jahren begann Johannes Kühn zu schreiben. Bis heute sind mehr als 25 000 Gedichte seiner Feder entsprungen. Dabei sei er nie von der Muse geküsst worden. „Ich habe meine Dichtkunst mit Kaffee gefördert“, verrät der Dichter. In seinem Stammlokal in Hasborn verweilt er bis heute bei einer Tasse Kaffee und schreibt. Die Ersten, die seine Zeilen zu lesen bekommen sind das befreundete Ehepaar Rech. Sie archivieren alle handschriftlichen Manuskripte des Dichters mit dem Ziel, diese irgendwann in das Deutsche Literaturarchiv in Friedrich Schillers Geburtsort Marbach am Neckar zu überführen. „Diese Ehre wird nicht jedem Dichter gewährt. Johannes Kühn wurde auserwählt. Seine Gedichte sollen in Marbach für die Ewigkeit aufbewahrt werden. Mit Ludwig Harig und Johannes Kühn sind dann in diesem Pantheon der deutschen Literatur zwei saarländische Dichter vertreten“, so Benno Rech.

Zum Abschluss der literarischen Dämmerstunde nutzten viele Besucher die Gelegenheit, druckfrisch den neuen Gedichtband von Johannes Kühn signieren zu lassen. „Mich faszinieren schon immer die Gedichte über die Dörfer unserer Region“, verrät Heimatfotograf Anton Didas. „Johannes Kühn musste man nur ein Stichwort geben und schon begann er zu schreiben“, erinnert sich Kurt Backes aus des Dichters Hasborner Nachbarschaft.

Bürgermeister Hermann Josef Schmidt erinnerte noch einmal an den 85. Geburtstag Johannes Kühns am 3. Februar des kommenden Jahres und lud alle ein, diesen Tag mitzufeiern.

Infos zum Buch: Johannes Kühn, Besitzlos, den Schmetterling feiernd. Eine Retrospektive mit Zeichnungen von Heinrich Popp. Herausgegeben von Irmgard und Benno Rech. Verlag Rubicon, 2018.

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