Projektwoche Grundschüler nähern sich in Projektwoche der Trauer an

Hasborn · Tod, Trauer und Trost – „Hospiz macht Schule“ hat in Hasborn Station gemacht.

 Das gemeinsames Schlussritual der Projektwoche „Hospiz macht Schule“ dient dazu, den Kindern zu verdeutlichen, dass die Woche mit dem doch bedrückenden Thema nun abgeschlossen ist.

Das gemeinsames Schlussritual der Projektwoche „Hospiz macht Schule“ dient dazu, den Kindern zu verdeutlichen, dass die Woche mit dem doch bedrückenden Thema nun abgeschlossen ist.

Foto: Thorsten Grim

Der Schmerz ist unbeschreiblich. Eben noch war der geliebte Mensch, war das geliebte Tier wie selbstverständlich Teil der Wirklichkeit. Doch auf einmal ist alles anders. Nur noch ein schreiendes schwarzes Loch klafft jetzt da, wo  eben noch Lachen, Liebe und Leben war. Der Tod verändert alles. Ein überwältigendes Gefühl greift plötzlich Raum: Trauer.

Früher oder später lernt jeder von uns diese Empfindung kennen, gehören Leben und Sterben doch untrennbar zusammen. Das weiß ein erwachsener Mensch gemeinhin – oft auch, weil er selbst bereits eine durch Trauer hervorgerufene Lebenskrise bewältigen musste. Doch was ist mit den Kindern? Wie kann man die jüngsten und mitunter verletzlichsten unter uns auf Trauer vorbereiten? Umfassend vermutlich gar nicht. Aber so ein bisschen vielleicht doch. Zumindest ist dies das Anliegen des Projekts Hospiz macht Schule, das gestern an der Grundschule in Hasborn seinen Abschluss fand. Organisiert hatte die Projekt-Woche die Christliche Hospizhilfe im Landkreis St. Wendel gemeinsam mit der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Hospiz Saarland.

Zu der Abschlussveranstaltung waren auch Eltern und Großeltern geladen, denen der Nachwuchs präsentierte, was er sich die Woche über – unterstützt von ehrenamtlichen Hospizhelfern – erarbeitet hatte.

Tag eins hatte unter dem Motto Wandlung gestanden. Und wer könnte diese besser verkörpern, als die kleine Raupe mit dem großem Appetit, die sich am Ende ihres Raupenlebens in einen wunderschönen Schmetterling verwandelt. Am zweiten Tag besuchte eine Ärztin die Projekt-Klasse. Jedes Kind konnte die Medizinerin zu Krankheiten befragen, von denen es schon einmal gehört hatte. Die Ärztin erklärte dann kindgerecht, was die jeweiligen Symptome sind, wie die Krankheit entstehen kann und wie die Heilungschancen sind. Pantomimisch wurden hernach verschiedene Krankheitsbilder von den Kindern dargestellt. Und zwar nicht nur während es Projekts selbst, sondern auch bei der Vorführung vor den Eltern. Die mussten dann raten, um welche Krankheit es sich handelt. Beispielsweise kratzte sich Tala überall. Es schien, als würde es sie überall furchtbar jucken. Masern, Krätze, Neurodermitis oder eine Allergie vermuteten einzelne Eltern – doch es waren Windpocken, wie ein Vater dann richtig riet.

Am dritten Tag war das Oberthema Sterben und Tod. Lena berichtet: „Wir haben ein Plakat gemacht, auf dem drauf steht, was zu tun ist, wenn jemand stirbt.“ Und Leon erzählt: „Wir haben auch eine Geschichte vorgelesen bekommen.“ Die handelte von der kleinen Julia, die eines Tages aus der Schule kommt und ihre Oma sucht. Die liegt im Bett, statt für Julia zu kochen – irgendwas stimmt nicht mit ihr. Mama ruft daraufhin einen Notarzt, der Oma ins Krankenhaus bringt. Doch da wird ihr niemand mehr helfen können.

Der vierte Tag behandelte das Traurigsein. Was fühlt man, wenn jemand stirbt? Wie ist es, wenn jemand für immer weg geht? Wie fühlt sich der Verlust im Herzen eines Hinterbliebenen an? Tag fünf war schließlich dem Trost gewidmet. Leb’ wohl, lieber Dachs – das Buch von Susan Varley handelt vom Dachs, der immer zur Stelle war, wenn eines der Tiere ihn brauchte. Den Frosch hatte er Schlittschuh laufen gelehrt, den Fuchs Krawattenknoten schlingen und das Kaninchen hatte von ihm ein Rezept für Lebkuchen bekommen. Die Tiere reden oft von der Zeit, als Dachs noch lebte. Traurig sind sie. Doch mit dem letzten Schnee schmilzt schließlich auch ihre Traurigkeit dahin. Es bleibt die Erinnerung an Dachs, die sie wie einen Schatz hüten.

Zum Abschluss wurde dann getanzt. Zunächst der Lastentanz, bei dem jeder Tänzer einen imaginären mit schweren Steinen beladenen Rucksack zu schultern hatte. Nach und nach wurden die Steine abgeworfen, der Tanz wurde immer leichter und gegen Ende des Liedes war die Last des Rucksacks wie weggeblasen. Dann stand das Abschlussritual an. Alle stellten sich in einem großen Kreis auf und reichten eine langes Endlosseil, das sie zu Beginn der Projektwoche geknüpft hatten, immer weiter von Hand zu Hand. Dann entknoteten sie das Seil wieder und damit hatte die Projektwoche ihr Ende gefunden. „Das Schlussritual symbolisiert den Kindern, dass das Thema jetzt abgeschlossen ist“, erklärt Nicole Schumacher von der christlichen Hospizhilfe. „Das ist wichtig für die Kinder, denn es ist schon ein bedrückendes Thema, mit dem sie sich jetzt eine Woche lang auseinandergesetzt haben.“

Der Projektwoche vorangegangen war ein Elternabend, bei dem den Erziehungsberechtigten erklärt wurde, um was es überhaupt geht. Und warum es wichtig und richtig ist, Grundschüler kindgerecht mit den Themen Tod, Trauer und Trost zu konfrontieren. „Wir machen das jetzt seit 2008“, erklärt Christa Debrand von der LAG Hospiz Saarland. „Die ehrenamtlichen Helfer, die beim Schulprojekt mitmachen, sind alle ausgebildete Hospizhelfer und darüber hinaus extra geschult für das Projekt Hospiz macht Schule.“

Im Landkreis St. Wendel werden in der Regel pro Jahr zwei Projektwochen organisiert. Bewerben können sich interessierte Grundschulen aus dem Kreis – das Projekt ist für Kinder der dritten und vierten Klasse konzipiert – bei der Hospizhilfe in St. Wendel. Für alle anderen ist die LAG Hospiz der Ansprechpartner

 Der Lastentanz: zunächst sind die Tänzer schwer beladen mit imaginären Laststeinen, die werfen sie nach und nach ab und fühlen sich immer leichter. So ähnlich verhält es sich mit der Trauer und dem Traurigsein.

Der Lastentanz: zunächst sind die Tänzer schwer beladen mit imaginären Laststeinen, die werfen sie nach und nach ab und fühlen sich immer leichter. So ähnlich verhält es sich mit der Trauer und dem Traurigsein.

Foto: Thorsten Grim

Petra Johann, Klassenlehrerin der Projekt-Schüler, war mit dem Ergebnis der Woche zufrieden. „Es ist das erste Mal, dass ich das mit einer Klasse gemacht habe. Und ich muss sagen, die Kinder sind recht gut mit dem Thema klargekommen.“ Dass sie mit ihren Schützlingen bei dem Projekt mitmachen wollte, fußt auch auf einer Erfahrung, die sie in der eigenen Familie gemacht hat. „Meine Tochter ist mit dem Tod ihres Opas nicht gut klargekommen“, erzählt sie. Und auch in ihrer Klasse habe es bereits bei dem einen oder anderen Kind Todesfälle in der Familie gegeben. Oder das geliebte Haustier sei gestorben. „Die Kinder hatten Schwierigkeiten, einen Weg zu finden, wie sie mit ihrem Verlust und der Trauer umgehen sollen. Ich hoffe, dass sie durch das Projekt jetzt besser damit umgehen können.“

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