Theater Theatertage mit heillosem Chaos in drei vergnüglichen Akten

Neipel · Von Marion Schmidt

 Das Ensemble: Adelinde Klesen, Olaf Weinsberg, Gerd Thewes, Aline Schmitt, Manfred Buchheit, Luise Scherer. vorne: Carina Kläser, Claudia Weinsberg, Roland Hero, Susanne Scherer, Annika Lesmeister (v.l.).

Das Ensemble: Adelinde Klesen, Olaf Weinsberg, Gerd Thewes, Aline Schmitt, Manfred Buchheit, Luise Scherer. vorne: Carina Kläser, Claudia Weinsberg, Roland Hero, Susanne Scherer, Annika Lesmeister (v.l.).

Foto: Marion Schmidt

In Neipel sind bei den Theatertage zwei Schwiegermütter der Chefs im Ring und ziehen hinter den Kulissen allerlei Strippen. Der Theaterverein Laetitia 1959 Dorf-Neipel hat für seine  Theatertage das Stück „Immer diese Schweigermütter“ einstudiert. Bereits kurz nach Beginn des Kartenvorverkaufs waren die  geplanten Theaterabende wieder restlos ausverkauft. „Wir hatten zum Teil auch schon recht dramatische Szenen in unserer Vorverkaufsstelle, weil es keine Karten mehr gab“, verrät Susanne Scherer. Für sechs Vorstellungen wurden 900 Karten verkauft. Dabei wurde im Theatersaal im Mühlenhaus bis in die hinterste Ecke bestuhlt.

Der Dreiakter von Beate Irmisch ist eine heitere Beziehungskomödie für ein zehnköpfiges Ensemble. Im Mittelpunkt stehen die angehenden Schwiegermütter Walli Hoppenstedt und Marliese von Zitzewitz. Für Walli Hoppenstedt scheint ein Traum in Erfüllung zu gehen. Tochter Emma hat sich den  wohlhabenden Tenor Gernot von Zitzewitz geangelt. Zur bevorstehenden Verlobung trifft die angehende Schwiegermutter mit einer Schüssel Kartoffelsalat im Gepäck einen Tag früher als geplant im Haus von Zitzewitz ein, um den  Schwiegersohn kennenzulernen. Was sie nicht weiß, dass dieser gut 25 Jahre älter als ihre Tochter Emma ist.

Hausmädchen Frieda hält Walli Hoppenstedt für eine Bedienstete des zur Verlobung georderten Cateringservices und schickt sie mit dem Kartoffelsalat in die Küche. Da auch der Filius des Tenors den Namen Gernot trägt, wähnt Walli Hoppenstedt in ihm den künftigen Schwiegersohn. Und mittendrin Marliese von Zitzewitz, die vornehme Mutter des Tenors. Sie blickt der Verlobung ihres Sohnes mit einer Dame aus bürgerlichen Kreisen skeptisch entgegen. Auch Tante Käthe und Onkel Blasius, die Verwandtschaft der Brautfamilie, tragen zu den Verwirrungen bei. Verwechselungen und Verdächtigungen werden dem Publikum im Minutentakt präsentiert.

Die Schauspieler verkörpern jeder auf seine individuelle Weise die Rollen hervorragend mit viel Witz und passender Mimik und Gestik. Seit August hat die Laienschauspieltruppe wöchentlich zweimal geprobt. „Unser Stück wählen wir immer gezielt so aus, dass wir auch alle Rollen passend besetzten können“, so Spielleiterin Susanne Scherer, die mit ihren Kollegen etwa 20 Schauspielstücke gesichtet hat. Die Besetzung der Charaktere ist der Spielleiterin in diesem Jahr wieder bestens gelungen. Annika Lesmeister, eine der Jüngsten im Bunde, verkörpert souverän und passendem Tonfall das etwas genervte Hausmädchen Frieda. Darsteller wie Olaf Weinsberg, der in die Rolle des Blasius Hoppenstedt schlüpft, schaffen es, die Bühne zu betreten und ohne ein Wort zu sagen mit einzigartiger Mimik und Gestik das Publikum zum Lachen zu bringen. Roland Hero mimt gekonnt den stotternden Hausmeister Emil Krause, der mit seinem unschuldig drein schauenden Blick kommt. Fast  wie ein Running Gag platzt er immer wieder in die Szenerie. Mit einer Rohrzange gewappnet versucht er sich Gehör zu verschaffen, um endlich seinen Reparaturarbeiten nachkommen zu können. Doch immer wieder muss er von dannen schleichen, weil es gerade nicht passt. Eine besondere Note gewinnt die Neipeler Interpretation der Komödie durch ihren Vortrag im typischen Dialekt des Bohnentals. „Wir wollen damit auch unseren Beitrag leisten, um unsere Mundart zu erhalten“, so Roland Hero.

In diesem Jahr hat die Spielleiterin selbst gleich auch noch eine der Hauptrollen übernommen. Mit trockenem Humor verkörpert sie die vornehme Schwiegermutter Marliese von Zitzewitz. Souffleuse Luise Scherer, die von Anfang an bei den Proben dabei ist, kennt ihre Darsteller bestens: „Ich sehe oft schon an der Mimik, ob einer im Text hängt.“ Es käme auch schon mal vor, dass der eine oder andere Darsteller sie vor der Aufführung auf eine bestimmte holprige Teststelle hinweist. Das passende Ambiente mit der vornehmen Wohnzimmeratmosphäre hat die Theatertruppe gemeinsam mit einem Team des Neipeler Männergesangsvereins geschaffen. Dabei ist in der Kulisse alles echt. „Die Chipendale-Möbel haben wir im Internet erworben. Die auf der Bühne servierten Schnittchen machen wir immer selbst, und bei uns fließt echter Sekt auf der Bühne“, verrät Susanne Scherer.

 Carina Kläser mit Roland Hero, der als Hausmeister Emil Krause eine glänzende Partie abgab.

Carina Kläser mit Roland Hero, der als Hausmeister Emil Krause eine glänzende Partie abgab.

Foto: Marion Schmidt

Die Theatertage in Neipel  ziehen jedes Jahr eine eingefleischte Fangemeinde aus dem ganzen Saarland an. Viele Besucher kommen immer wieder. So auch Susanne Okfen aus Nalbach: „Ich habe die Theatertage schon öfter besucht. Die Umsetzung des Schwiegermutterthemas mit den vielen Verwechslungen finde ich einfach köstlich.“ Sie besucht den Theaterabend gemeinsam mit Liane Obertreis: „Wir spielen beide auch Theater über das katholische Frauenbüro. Hier in Neipel können wir auch die eine oder andere Anregung mitnehmen.“ Auch Konrad Vogel aus Gresaubach ist begeistert: „Alles ist auf der Bühne stimmig und hervorragend gespielt“. Ihm hat besonders das Spiel der jungen Darstellerin Aline Schmitt angetan, die als Emma Hoppenstedt auf der Bühne stand.

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