Porträt Die Liebesgeschichte des Parisers Patrick Klein

Theley · Der Franzose reist regelmäßig nach Theley, weil ihn die Landschaft und der Schaumberg faszinieren.

 Patrick Klein aus Paris liebt das Schaumberger Land.

Patrick Klein aus Paris liebt das Schaumberger Land.

Foto: Marion Schmidt

Manche reisen um den halbe Globus, um die Stadt zu besuchen, in der er lebt. Er hingegen nutzt jede Gelegenheit, dieser Stadt zu entfliehen. So oft es sein Alltag erlaubt, setzt sich Patrick Klein ins Auto und düst von Paris nach Theley, um bei Wanderungen rund um den Schaumberg neue Energie zu tanken. „Die Umgebung von Paris, in der ich lebe, ist nicht vergleichbar mit der Landschaft hier. Wenn ich raus in die Natur will, muss ich mich ins Auto setzten und etwa 40 Kilometer fahren.“ Das habe zur Folge, dass er allmählich allergisch gegen Paris werde und jede Möglichkeit nutze, „die Natur auf dem Land zu genießen. Man könnte sagen, ich bin in die Theleyer Landschaft verliebt“, verrät der Pariser. In der Vorweihnachtszeit postete er bei Facebook über seine Vorfreude auf seinen nächsten Besuch in Theley: „Viele Leute warten auf die Weihnachtsfeiertage, weil dann die Geschenke kommen. Mein Geschenk kommt schon am 21. Dezember, wenn ich wieder zurück bin, zu Hause in Theley. Glück liegt eben in den einfachen Dingen.“

In Frankreich geboren und mit zwei Geschwistern aufgewachsen, besuchte er in seinen ersten Lebensjahren in den Sommerferien und an vielen Wochenenden seine Großmutter Juliane Klein in Theley. Die Naturverbundenheit hat er wohl von ihr und seinem Großvater geerbt, denn mit beiden ging er oft Wandern. Vom Großvater musste er recht früh Abschied nehmen. „Wenn ich hier draußen rund um den Schaumberg unterwegs bin, fühle ich mich meinem Opa sehr verbunden“, stellt Patrick Klein fest. Etwas wehmütig erinnert er sich an ein Kindheitserlebnis: „Als ich fünfzehn Jahre alt war, wurde mir zu Weihnachten eine Play Station geschenkt. Opa wollte mit mir im Schnee spazieren gehen. Daraus wurde aber nichts, da ich mit diesem blöden Ding beschäftigt war. Das bedauere ich sehr, denn das war eine verpasste Chance. Dieser Besuch war unser letztes Treffen.“

Wenn Patrick Klein auf Heimatbesuch in Theley ist, schnürt er jeden Tag entweder seine Sportschuhe für sein Lauftraining oder er packt den Rucksack für eine ausgedehnte Wanderung. Immer im Gepäck sein Smartphone, um seine Eindrücke auf Fotografien zu konservieren. Dabei macht er beinahe dem bekannten Theleyer Heimatfotografen Anton Didas Konkurrenz, den er vor einigen Jahren über dessen erstes Buch „Unser Berg“ kennenlernte. Seit 2009, so erzählt Klein, hat er etwa 1000 Fotos geschossen.

Nicht nur die Natur- und Heimatliebe verbindet ihn mit Anton Didas. Während Didas mit seinem Bildband eine Hommage an seine Heimat geschaffen hat, hat Patrick Klein seiner Wunschheimat in einem mehrminütigen Video eine Liebeserklärung gemacht: „Wenn ich hier bin, gehe ich fast jeden Tag um die zehn Kilometer wandern und genieße es, viel zu sehen. Auf meinen Touren habe ich verschiedene Sequenzen gefilmt und zu einem Film geschnitten.“

In seinem über YouTube und Facebook veröffentlichten Film „Unser Dorf – Eine Liebeserklärung an Theley“ nimmt Patrick Klein uns mit auf eine Wanderung durch das Schaumbergerland. Von stimmungsvoller Musik untermalt fliegen wir im Zeitraffer durch die Wälder und streifen dabei das Hofgut Imsbach, die Johann-Adams-Mühle und den Schaumberg. Seine Instagramm-Seite unter dem Nutzernamen „pat_klein_“ steht ganz im Zeichen von Impressionen seiner Wanderungen durch die Gemeinde Tholey. Die letzte Wanderung in seiner Wunschheimat, ehe es zurück nach Frankreich geht, empfindet Patrick Klein jedes Mal als etwas Besonderes: „Ich genieße diese Tour wie alle anderen, doch ist auch ein seltsames Gefühl von Abschied und Wehmut dabei, da meine Abreise bevorsteht. Immer, wenn ich Theley verlasse, bekomme ich schon Heimweh nach dem Schaumberg.“

Zurzeit verlässt er Theley meist Richtung Reims. Hier absolviert er eine Ausbildung zum Polizisten. Ehe er sich beruflich umorientierte, arbeitete er sieben Jahren in einer Autowerkstatt. „Für die Polizei interessiere ich mich seit meiner Kindheit. Mein Onkel nahm mich früher mit auf die Polizeidienstelle, was mich sehr beeindruckte. Der schwere Terroranschlag im November 2015 im Bataclan in Paris machte mich so wütend und stärkte meinen Entschluss, Polizist zu werden. Ich möchte mich für die Gesellschaft engagieren und anderen helfen.“

Für die Aufnahmeprüfung an der Polizeischule hat er sich in Theley nicht nur auf die Theorie vorbereitet, sondern auch auf den Sporttest – mit Lauftraining rund um den Schaumberg und mit Schwimmen im Schaumbergbad. „Reims ist während meiner Ausbildung ein guter Standort für mich, denn von hier aus bin ich schneller in Theley. Das erlaubt mir, während der Ausbildung öfter nach Hause zu kommen.“

In Theley und rund um den Schaumberg hat Patrick Klein das gefunden, war für ihn Heimat ausmacht. „Die Menschen sind hier fröhlicher als in der in der Weltmetropole Paris. Sie nehmen sich Zeit zum Leben. Es ist nicht so anonym wie in Paris, die Leute grüßen sich auf der Straße. Die Menschen wirken einfach glücklicher. Ich glaube, manche wissen es gar nicht zu schätzen, war für ein Glück sie haben, hier geboren zu sein und hier leben zu dürfen“, sagt Klein. Er könne überhaupt nicht nachvollziehen, dass es viele in die großen Städte ziehe. Seine Vision ist es, spätestens im Rentenalter seine schicke Pariser Wohnung zu verkaufen und dann in Theley zu leben, dort, wo sein Herz längst zu Hause ist.

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