Basketball Der Weg nach Tokio führt über China

Saarbrücken · Helena Eckerle von den Saarlouis Royals fährt zur Nachwuchs-WM im 3x3 – einer Variante des Basketballs, die jetzt olympisch ist.

Für Helena Eckerle haben die Sommerferien eine Woche früher begonnen. Gestern reiste die Schülerin des Saarbrücker Rotenbühl-Gymnasiums nach Chengdu in China. Dort beginnt morgen die U18-WM in einer Sportart, deren Name sich liest wie eine einfache Rechenaufgabe: 3x3. In Worten: Drei gegen Drei.

Was so heißt, ist eine Spielart des Basketballs. Mit weniger Spielern, mehr Spektakel. Jede Mannschaft besteht aus drei Akteuren, es gibt ein kleineres Feld, nur einen Korb. Alles unter freiem Himmel. Verklärend heißt es, das sei der Basketball der Straße. Die Ursprünge mögen dort liegen. Doch: Seit einem Jahrzehnt versucht der Weltverband Fiba mit hohem Aufwand, diese Variante global zu etablieren. Im Juni gelang der Durchbruch: die Aufnahme des 3x3 ins Programm der nächsten Olympischen Spiele, 2020 in Tokio. Ein Termin, den Helena Eckerle sich vormerken sollte.

Die 17-Jährige gehört zu den herausragenden Talenten der Saarlouis Royals. In der vergangenen Saison kam sie auf 28 Einsätze in der Damenbasketball-Bundesliga. Dann zu einer unerwarteten Nominierung: Mitte Mai nahm sie zum ersten Mal an einem Lehrgang der 3x3-Auswahl teil. Jetzt fährt die Saarländerin zur WM nach Asien.

„Das kam schon überraschend für mich, weil ich 3x3 gar nicht zu hundert Prozent auf dem Schirm hatte“, sagt Eckerle. Während der Turniervorbereitung fiel die offizielle Entscheidung, dass 3x3 auch in Tokio gespielt werden wird. Eckerle gibt offen zu: „Wir waren alle überrascht, dass es so eine Spielform schafft, von der Straße zu den Olympischen Spielen zu kommen.“

Die Anerkennung durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat aus 3x3 auf einen Schlag eine eigene Sportart gemacht. „Es ist viel investiert worden, damit es olympisch wird“, sagt Hermann Paar, Trainer der Royals und der deutschen Basketball-Frauen: „Für mich ist es die Antwort auf Beachvolleyball.“ Diese Variante gab es lange. 1996 gehörte sie bei Olympia in Atlanta erstmals zum Programm. Seitdem emanzipiert sich Beachvolleyball vom Hallensport. Ähnlich könnte die Entwicklung bei 3x3 verlaufen.

Der Deutsche Basketball-Bund (DBB) hat die Entwicklung von 3x3 zwar forciert. So richtig einordnen konnte der Verband das Format bisher jedoch nicht. Auf seiner Internetseite ist es weiterhin unter „Breitensport“ zu finden. Nun muss der Verband auf den Schub durch das IOC reagieren. Mit Kay Blümel gibt es bereits einen 3x3-Bundestrainer. Sein Terminkalender ist voll: Vor einer Woche fand in Nantes eine eigene WM statt. Die deutschen Frauen scheiterten in der Vorrunde, die Männer hatten sich gar nicht erst qualifiziert. Jetzt geht es in China mit dem Nachwuchs weiter.

Wer sich in der Aufbauphase festspielt, darf auf Tokio hoffen. Das aktuelle Herren-Team rekrutierte Blümel größtenteils aus den U18-Junioren des vergangenen Jahres. Sieht sie eine Chance für Olympia? „Auf jeden Fall“, sagt Eckerle. „Für Helena ist es ein Glück, dass sie jetzt da reingerutscht ist“, glaubt Paar: „Ich hatte sie dem Bundestrainer empfohlen.“ Eckerle sei körperlich sehr robust, außerdem eine technisch gute Spielerin. Das helfe ihr. Aber wie der Sport selbst, steht auch sie am Anfang. Weil sie 3x3 erst seit Mai spielt, rangiert Eckerle in der Fiba-Weltrangliste derzeit noch auf Platz 44 455.

Wo liegen für sie die Unterschiede zum Basketball? 3x3 sei etwas komplett anderes, meint Eckerle: „Die Regeln sind unterschiedlich, alles geht viel, viel schneller.“ So dauert ein Angriff nur zwölf statt 24 Sekunden. Dieser schnelle Takt verändert das Spiel. „Man hat nicht viel Zeit und muss mehr Verantwortung übernehmen“, findet sie. Auch die Härte ist eine andere, die Schiedsrichter pfeifen weniger. Mehr wird Eckerle berichten können, wenn sie ihre Aufgabe in China gelöst hat.

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