Basketball Super-Talent Ball und das Spiel mit dem Hype

Los Angeles · Der Nachwuchs-Basketballer Lonzo Ball will die NBA erobern. Sein Vater LaVar sieht ihn schon auf einer Stufe mit Jordan und Curry.

() LaVar Ball fühlt sich in der Rolle des Großmauls pudelwohl. Wie ein Marktschreier preist er die Qualitäten seines Sohnes Lonzo an. Das Basketball-Talent sei besser als der zweimalige Champion Stephen Curry, werde mehr Meisterschaften holen als Legende Michael Jordan und besitze einen Marktwert von einer Milliarde US-Dollar – und das, ohne auch nur eine Minute in der Profiliga NBA gespielt zu haben.

Für Vater LaVar steht jetzt schon fest, dass Lonzo Ball der nächste Superstar wird. Wenn die 30 NBA-Teams in der Nacht zu Freitag (2 Uhr, live im Internet bei DAZN) beim Draft die hoffnungsvollsten Talente der Reihe nach auswählen, steht der 19-Jährige im Mittelpunkt. Experten rechnen dem 1,98 Meter großen Spielmacher von der University of California (UCLA) gute Chancen aus, an erster oder zweiter Stelle nominiert zu werden – ungeachtet des vom Vater inszenierten Hypes.

Nicht selten bewegte sich LaVar Ball in den vergangenen Wochen und Monaten am Rande des Größenwahns. So versuchte er, für Lonzo und seine ebenfalls hochtalentierten Brüder LiAngelo (18) und LaMelo (15) einen Ausrüstervertrag an Land zu ziehen. Die bescheidene Forderung: eine Milliarde Dollar. Als kein Sportartikelhersteller darauf ansprang, gründete das Familienoberhaupt kurzerhand seine eigene Marke. Für schlappe 495 US-Dollar (etwa 444 Euro) können Fans nun Lonzo-Sneaker erwerben, für 220 Dollar (198 Euro) gibt es Badelatschen dazu. Dass nicht einmal Michael Jordan, bester Basketballer der Geschichte, so viel Geld verlangt, hat für LaVar Ball einen Grund: „Weil er nicht Lonzo Ball ist, deswegen. Das hier ist eine neue Ära – die Ball-Ära.“

Ohnehin besteht für den großspurigen Vater kein Zweifel daran, dass Lonzo „His Airness“, wie Jordan genannt wird, überflügeln wird. In der TV-Sendung „In The Zone“ wurde LaVar gefragt, wie viele Meisterschaften sein Sohn in der NBA holen werde. „Mehr als sechs“, lautete seine Antwort: „Jordan hatte sechs. Wenn du der beste Spieler der Welt werden willst, musst du sieben Titel gewinnen.“

Die Marketing-Strategie der Balls erfüllt ihren Zweck. Lonzo ist schon jetzt der meistbeachtete Nachwuchsspieler weltweit. Dabei konnte er in seinem ersten Jahr auf dem College durchaus auch sportlich für Schlagzeilen sorgen, erzielte er doch pro Spiel durchschnittlich 14,6 Punkte, holte sechs Rebounds und gab 7,6 Vorlagen. „Für mich ist er besser als Stephen Curry“, tönte LaVar Ball. Curry ist wohlgemerkt zweimaliger NBA-Champion mit den Golden State Warriors und wurde 2015 und 2016 zum wertvollsten Spieler der Liga (MVP) gewählt.

Kritik für den extrovertierten LaVar Ball gab es bereits zuhauf, unter anderem von NBA-Legende Charles Barkley. „Du kannst nicht behaupten, dass ein Typ, der 30 College-Spiele gemacht hat, besser als Stephen Curry wird“, sagte der elfmalige Allstar: „Man kann stolz auf seinen Sohn sein. Aber irgendwann wird daraus Dummheit.“

Für welchen Club sein Sprössling künftig aufläuft, ist für Vater Ball schon klar. Bislang absolvierte Lonzo nur Probetrainings bei den Los Angeles Lakers aus LaVars Heimatstadt. Der 16-malige NBA-Meister darf seinen ersten Spieler an Position zwei wählen. „Er wird für die Lakers spielen“, kündigte LaVar Ball an: „Ich werde so lange darüber reden, bis es passiert.“ Die Lakers, inzwischen eines der schlechtesten Teams der NBA, haben einige der größten Basketball-Ikonen überhaupt herausgebracht: Jerry West, Magic Johnson, Kobe Bryant. Die Fußstapfen wären also gigantisch – oder vielleicht auch genau richtig.

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