Cockpit-Pendler Alonso zwischen Formel-1-Frust und IndyCar-Lust

Barcelona (dpa) - Fernando Alonso ist derzeit ein Pendler zwischen zwei Motorsport-Sphären: hier die Formel 1, dort IndyCar, hier Held vergangener Tage, dort Lehrling, hier Frust im McLaren-Team, dort Lust auf Sieg und Ruhm.

 Ex-Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso erreichte in dieser Saison im McLaren-Honda nicht einmal das Ziel. Foto: Michael Conroy

Ex-Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso erreichte in dieser Saison im McLaren-Honda nicht einmal das Ziel. Foto: Michael Conroy

Foto: Michael Conroy

Seit der 35-Jährige vor dem Großen Preis von Bahrain im April verkündete, in diesem Jahr bei den legendären Indy500 zu starten, fliegt der Spanier zwischen der Formel-1-Welt und den USA hin und her.

Wie lange er noch fester Bestandteil in der Formel 1 sein wird, ließ er vor dem Großen Preis von Spanien offen. „Ich werde im September, Oktober darüber nachdenken, was ich nächstes Jahr mache. Ich bin offen für alles“, sagte der zweimalige Weltmeister. „Wenn wir im September, Oktober die Möglichkeit haben zu gewinnen, wäre ich mehr als froh, im Team zu bleiben.“ Anders gesagt: Ändert sich nichts, ist er weg.

Dass die Zukunft auch außerhalb der Formel 1 liegen könnte, schloss er nicht aus. Auch wenn er betont, dass ihm die Formel 1 nach den umfassenden Regeländerungen durchaus noch gefällt. „Sie ist wieder auf dem richtigen Weg“, meinte er. „Meine Absicht und Priorität ist es, in der Formel 1 zu bleiben.“ Doch wolle er auch wieder um die WM mitkämpfen: „Das ist mein Hauptziel.“

Alonso sucht bereits die Herausforderung außerhalb der Königsklasse. Unmittelbar nach seinem Heimrennen am Sonntag steigt er in einen Privatflieger, um am Montag in Indianapolis zum ersten Freien Training für die legendären Indy500 am 28. Mai in dem Oval des Indianapolis Motor Speedway zu sein. Für den Seitensprung lässt er sogar den zeitgleichen Großen Preis von Monaco aus.

Die ersten Runden auf dem US-Kurs hatte Alonso vergangene Woche nach dem Grand Prix in Sotschi drehen müssen, um überhaupt die Zulassung für den Start zu bekommen. „Es hat Spaß gemacht. Aber so richtig zuhause fühle ich mich noch nicht im Cockpit“, sagte er über seine ersten Eindrücke.

Dass sein Team McLaren-Honda ihm den Ausflug zu den IndyCars ermöglicht und im PR-trächtigsten Rennen der Formel-1-Saison in Monte Carlo auf ihn verzichtet, sagt einiges zum Binnenverhältnis aus. Die Diva soll bei Laune gehalten werden. McLaren-Honda ermöglicht ihm den Start mit dem Andretti-Team, das im vergangenen Jahr durch Alexander Rossi die Indy500 gewann. „Ich erwarte, dass er um den Sieg fahren kann“, meinte McLaren-Chef Zak Brown.

Davon sind Alonso und McLaren in der Formel 1 weit entfernt: Statt in diesem Jahr nach zwei Saisons Aufbauarbeit endlich an der Spitze mit zu kämpfen, fährt Alonso weiterhin nur hinterher - wenn er überhaupt fahren kann. In keinem der bisherigen vier Saisonrennen sah der Asturier die Zielflagge, im letzten Grand Prix in Sotschi vor zwei Wochen kam er gar nicht erst bis zum Start. Nach der Einführungsrunde musste er sein Auto stehen lassen.

Alonso gilt noch immer als einer der schnellsten Formel-1-Piloten. Mercedes dachte nicht ohne Grund über ihn als Nachfolger für den zurückgetretenen Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg nach. Sein letzter Grand-Prix-Sieg liegt bereits vier Jahre zurück. Damals gewann er in seiner Heimat in Barcelona.

Doch dass Alonso nach einem McLaren-Ausstieg noch einmal eine Chance bei den führenden Rennställen wie Mercedes, Ferrari oder Red Bull bekommt, will niemand so recht glauben. So muss Alonso seinen Ehrgeiz woanders befriedigen. Er spekuliert auf die „Triple Crown“: Siege in Monte Carlo, bei den Indy500 und den 24 Stunden von Le Mans. Bislang gelang das nur Graham Hill.

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