Der 1962 geborene und in Wollerau/Schweiz lebende Bauhofer beschreibt Respekt als einen "Wert der Begierde", alle sind scharf drauf, nur wenige bekommen ihn. Er konstatiert eine zunehmende Respektlosigkeit gegenüber Autoritäten, Eigentum, Institutionen und dem Gesetz. Mitschuldig sind die neuen Technologien: Das Internet in seiner maßlosen Freiheit hat einen Verfall der Sitten provoziert, denn online können die Menschen eben auch persönliche Informationen missbrauchen und rücksichtslos kommunizieren.

Respekt ist für Bauhofer eine Voraussetzung für ein friedliches Miteinander, aber nur wer sich selbst respektiert, kann auch andere respektieren, und nur wer Respekt erweist, erfährt Respekt, das macht Bauhofer deutlich. Eine "neue Sehnsucht nach Respekt" macht Bauhofer als Teil der Rückbesinnung auf die guten alten Werte Solidarität, Pflichtgefühl, Ehrlichkeit und ihre Gefährten aus. Und da taucht ein Problemchen auf: Wie kommt es, dass allerorten fehlender Respekt beklagt wird, andererseits Respekt wieder schwer angesagt sein soll? Fehlende Selbstachtung? Defizite des menschlichen Verstandes? Kein Erklärungsversuch. Und das ist nur ein Beispiel.

Bernhard Bauhofer, der seit langem als Unternehmensberater tätig ist und 2004 ein Buch über "Reputation Management" veröffentlicht hat, liefert eine durchaus umsichtige Beschreibung seines abgesteckten Phänomens, das scheint ihm aber zu reichen. Welchen Begriff von Respekt er hat, verrät er nicht, eine These taucht so nebenbei auf, ohne dass sie weiter verfolgt wird. Der Erkenntnisgewinn bleibt gering. Selbst Bauhofers Texte und Interviews zu Very Respected Persons ("VRPs") wie Sänger und Grammy-Preisträger Juanes, Privatbankier Friedrich von Metzler oder TV-Talkerin Sabine Christiansen, die Bauhofer in den Mittelpunkt rückt, sind oft oberflächlich und austauschbar.

Bernhard Bauhofer: Respekt, Wie man kriegt, was für kein Geld der Welt zu haben ist. Salis, 155 Seiten, 16,90 €