Trotz 1:3-Niederlage gegen RB Leipzig Der HSV schlägt sich tapfer, Wunderkind Jatta beeindruckt

Hamburg · Die Hamburger zeigen trotz der 1:3-Niederlage im Pokal-Halbfinale gegen RB Leipzig eine ordentliche Leistung. Flüchtling Jatta glänzt mit Traumtor.

 HSV-Spieler Khaled Narey reagiert entsetzt, nachdem er eine gute Torchance vergeben hat. Bundesligist RB Leipzig war am Ende zu stark.

HSV-Spieler Khaled Narey reagiert entsetzt, nachdem er eine gute Torchance vergeben hat. Bundesligist RB Leipzig war am Ende zu stark.

Foto: dpa/Axel Heimken

Die 4000 Leipziger Fans hatten am Ende des Pokal-Halbfinals das Hamburger Volksparkstadion im Griff. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, hallte es am Dienstagabend durch die mit 53 365 Zuschauern besetzte Arena. Beim 3:1 (1:1)-Sieg über den Fußball-Zweitligisten Hamburger SV trafen Yussuf Poulsen (12.), HSV-Verteidiger Vasilije Janjicic (53.) mit einem Eigentor und Emil Forsberg (72.) für RB. Für den HSV hatte Bakery Jatta mit einem Schlenzer über den weit vor dem Tor postierten Torhüter Peter Gulacsi den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt (24.). Die Hanseaten verpassten damit den siebten Einzug ins Pokalfinale, dreimal hatte der HSV den DFB-Pokal gewonnen.

HSV-Torhüter Julian Pollersbeck erkannte nach dem Spiel die Überlegenheit der Gäste neidlos an: „Das ist natürlich schade, weil wir eigentlich gut mitgehalten haben. Aber das ist eine Wahnsinns-Mannschaft, mit Bayern die beste in Deutschland. Wir haben uns tapfer geschlagen.“

Der HSV wirkte nach dem 1:2 ausgepowert, was RB eiskalt nutzte. Erst traf Forsberg noch die Latte (69.), drei Minuten später entschied er das Spiel. Auch HSV-Trainer Hannes Wolf (38) lobte die Gäste: „Mit welcher Geschwindigkeit und Präzision sie ihre Angriffe ausspielen, war schwer zu verteidigen.“ Der Fußballlehrer war trotz der Niederlage nicht unzufrieden mit seiner Mannschaft. Nach zuletzt fünf sieglosen Liga-Spielen sah er eine Steigerung. Das müsse für den Tabellenzweiten der Liga die Messlatte für das nächste schwere Zweitliga-Auswärtsspiel am Sonntag (13.30 Uhr) beim Vierten Union Berlin sein, forderte er.

Das Unternehmen Wiederaufstieg ist inzwischen ernsthaft in Gefahr. Dabei ist der Aufstieg, so weiß auch DFB-Ehrenspielführer und HSV-Idol Uwe Seeler, „wichtiger als alles andere“ – also auch wichtiger als der Einzug ins Pokalfinale.

Eine bärenstarke Leistung bot bei den Hamburgern Torschütze Bakery Jatta. Wie der Linksaußen den Ball erkämpfte und ihn aus knapp 30 Metern über Gulasci hinweg ins Tor schlenzte, war sehenswert und riss die Fans im Volksparkstadion von den Sitzen. „Ich sah, dass der Torwart nicht auf der richtigen Position stand. Also habe ich einfach geschossen“, meinte der 20-jährige Gambier verlegen.

Jatta ist eine Urgewalt. Der größte Trumpf des bulligen Linksaußen ist seine Geschwindigkeit. Mit Ball rennt er in Riesenschritten seinen Gegenspielern davon. Wenn er an seiner Technik feilt und die Präzision bei Hereingaben vors Tor erhöht, dürfte er wohl nicht mehr lange bei den Hanseaten zu halten sein.

Bislang hat er vier Saisontore in der 2. Liga erzielt und eines im Pokal. Der Flüchtling, der sich 2015 aus seiner Heimat nach Deutschland durchschlug und über das Erlebte auf dem gefährlichen Weg nach Europa nicht sprechen möchte, ist ein Wunderkind. Nie zuvor habe er, der ohne Eltern aufgewachsen ist, bei einem Verein Fußball gespielt, berichtete er. Damit fing der Instinkt-Fußballer erst in Deutschland an.

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