Europas Leichtathletik-Chef kontert Vorwürfe

Frankfurt/Main (dpa) - Europas Leichtathletik-Präsident Svein Arne Hansen sieht sich mit dem Vorwurf der Doping-Vertuschung konfrontiert. Die Anschuldigung betrifft seine Zeit als Meeting-Direktor der Bislett Games in Oslo in den 80er Jahren.

 Svein Arne Hansen wehrt sich gegen die Anschuldigungen verschiedener Ex-Sportler. Foto: Jean-Christophe Bott

Svein Arne Hansen wehrt sich gegen die Anschuldigungen verschiedener Ex-Sportler. Foto: Jean-Christophe Bott

Foto: Jean-Christophe Bott

„Die European Athletics gibt dazu keine Kommentare. Es sind falsche Vorwürfe erhoben worden, die sofort zurückgezogen wurden“, hieß es auf dpa-Anfrage in einer Stellungnahme der EAA.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete, dass ehemalige Leichtathleten und frühere Starter des Meetings von Oslo wie Hochspringer Patrik Sjöberg und die Langläuferin Ingrid Kristiansen die Anschuldigung erhoben haben.

„Wenn man sieht, wer Präsident des Europäischen Leichtathletik-Verbandes ist, ist das lächerlich. Svein Arne Hansen macht jetzt einen auf ehrlich“, sagte Sjöberg im schwedischen Rundfunk. „Aber vorher wurden wir, von denen er wusste, dass wir nicht gedopt waren, für Dopingtests bezahlt. Vielleicht sollte er uns, die wir trainiert haben und sauber waren, unsere Medaillen lassen.“ Der schwedischen Zeitung „Aftonbladet“ erklärte Sjöberg zudem: „Wir haben zwischen 500 und 1000 Dollar dafür bekommen, einen Dopingtest zu machen.“

Auch Anne-Lise Hammer, frühere Pressechefin der Bislett Games, bekräftigte die Vorwürfe gegen Hansen. „Er zeichnet ein Glanzbild, das nicht stimmt. Das ist eine Verzerrung der Realität“, wird sie von der norwegischen Zeitung „Verdens Gang“ zitiert. Sie habe selbst gehört, wie Hansen sagte, „er habe für Athleten, die in Schwierigkeiten waren, in ein Glas uriniert“.

Hammer räumte aber auch ein, sie könne sich nicht mehr genau daran erinnern, wann oder wo er das gesagt haben soll. „Svein Arne Hansen kann nicht vor der Tatsache davonlaufen, dass er in den 1970ern und 1980ern sehr großmäulig war“, sagte Hammer der „VG“.

Die frühere Weltmeisterin und Weltrekordlerin Ingrid Kristiansen sagte „Verdens Gang“, dass sie Sjöberg unterstütze. Es sei traurig, dass er mit seinen Aussagen allein dastehe. Sie wolle offen darüber sprechen, was sie eine „schmutzige Welt“ nennt. „Es ist ziemlich unglaublich, dass er (Hansen) Präsident des Europäischen Leichtathletik-Verbandes ist“, meinte die Norwegerin.

Hansen wehrte sich in den skandinavischen Medien gegen die Anschuldigungen. „Ich habe Patrick nie gebeten, einen Dopingtest zu machen. Zeigt mir die Beweise“, erklärte er im schwedischen Rundfunk. Der Zeitung „Expressen“ sagte er: „Das hier ist komplett wahnsinnig. Ich gehe vor Gericht, wenn Sjöberg seine Beschuldigungen nicht zurücknimmt.“

Allerdings räumte er gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ein, dass er in den 80er Jahren selbst behauptet habe, anstelle eines Athleten eine Probe abgegeben zu haben. „Das stimmt aber nicht. Ich habe nie eine Doping-Probe abgegeben oder verhindert“, zitiert ihn das Blatt. „Das zu behaupten war eine Riesendummheit.“

Als EAA-Präsident hat Hansen in den zwei Jahren seit seiner Wahl eine klare Anti-Doping-Politik betrieben. Zuletzt sorgte die EAA mit der geplanten Neubewertung von Weltrekorden für Aufsehen. Nach den geplanten neuen Richtlinien könnten dopingverdächtige Weltrekorde von Anfang 2018 an gelöscht werden.

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