Leichtathletik Viele Lichtblicke auf dem Weg nach London

Lille · Die deutschen Leichtathleten haben bei der Team-EM in Lille den Gesamtsieg gefeiert. Auch die Saarländerin Laura Müller überzeugte.

 Die Neu-Triererin Gesa Felicitas Krause (vorn) deklassiert die europäische Konkurrenz und feiert einen souveränen Einzelsieg bei der Team-EM in Lille über 3000 Meter Hindernis.

Die Neu-Triererin Gesa Felicitas Krause (vorn) deklassiert die europäische Konkurrenz und feiert einen souveränen Einzelsieg bei der Team-EM in Lille über 3000 Meter Hindernis.

Foto: dpa/FRANCOIS LO PRESTI

() Als Europameister auf die Zielgerade nach London: Die deutschen Leichtathleten haben gestern in Lille zum dritten Mal die Team-EM gewonnen und sechs Wochen vor der WM in der britischen Hauptstadt eine starke Generalprobe abgeliefert. Nach insgesamt sieben Einzelsiegen lag die Auswahl des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) mit 321,5 Punkten deutlich vor Polen (295).

„Wenn der Wettkampf so aufhört, mit ein bisschen Adrenalin, mit Freude, mit einem guten, runden Wurf, dann kann man sich nicht beschweren“, sagte Diskus-Riese Robert Harting, nachdem er gestern quasi den Deckel auf den deutschen Sieg gemacht hatte – und das in der Manier eines wahren Champions: Im letzten Versuch fing der 32-Jährige mit Saisonbestleistung von 66,30 Metern den führenden Polen Robert Urbanek (66,25) noch ab.

In Abwesenheit von Titelverteidiger Russland, der als Folge seines Dopingskandals derzeit von Wettkämpfen suspendiert ist, machten die deutschen Athleten somit deutlich, dass sie im WM-Jahr (4. bis 13. August) in der Breite derzeit die klare Nummer eins Europas sind. Und dafür ist vor allem die junge Garde verantwortlich. So schrieb Konstanze Klosterhalfen in Lille das nächste Kapitel ihres Läufermärchens. Die erst 20 Jahre alte Leverkusenerin ließ über 1500 Meter der Konkurrenz keine Chance und hatte nach 4:09,57 Minuten mehr als zweieinhalb Sekunden Vorsprung.

Bereits am Samstag hatte Gesa Felicitas Krause die Kontrahentinnen über 3000 Meter Hindernis vorgeführt und als Solistin in 9:27,02 Minuten mit mehr als 17 Sekunden Abstand zur Britin Lennie Waite (9:43,33) gewonnen. „Das war großartig. Ich bin sehr glücklich, denn vergangene Woche lief es in Oslo so gar nicht“, sagte die Neu-Triererin, die bei der Diamond League in Norwegens Hauptstadt aufgegeben hatte.

Ihre derzeitige Glanzform bestätigte auch Aufsteigerin Pamela Dutkiewicz, die als Siegerin über 100 Meter Hürden in 12,75 Sekunden der weißrussischen WM-Dritten Alina Talaj (12,91) die Hacken zeigte und ebenfalls die maximal möglichen elf Punkte holte. „Das war wirklich schwierig, vor allem mental. Ich habe die Verantwortung gespürt, wollte die Nerven bewahren“, sagte die 25-Jährige.

Nicht nur Dutkiewicz, auch die Flachsprinterinnen zeigten sich in Bestform. Die wie Klosterhalfen erst 20 Jahre alte Gina Lückenkemper lief zunächst über 100 Meter auf Platz zwei (11,35) und führte dann die Staffel zum Sieg. Auch auf Max Heß, ebenfalls erst 20, war Verlass, der Dreisprung-Europameister gewann mit 17,02 m. Im Weitsprung setzte sich Siebenkämpferin Claudia Salman-Rath souverän mit 6,66 Metern durch. Die Neu-Saarbrückerin war „glücklich“ und zieht einen Doppelstart bei der WM immer stärker in Betracht. Bei den deutschen Meisterschaften in zwei Wochen in Erfurt wird sie im Weitsprung antreten. „Das warten wir mal ab“, sagte Rath: „Aber vom Terminplan schon möglich, Siebenkampf und Weitsprung bei der WM zu machen.“

Zur WM möchte auch die Saarländerin Laura Müller vom LC Rehlingen. In Lille zeigte sie im Vorlauf (52,04) und im Endlauf mit Rang drei (52,09) sowie in der 4x400-Meter-Staffel mit Rang drei starke Leistungen. An die WM-Norm von 51,70 Sekunden kam sie aber nicht heran. „Vor der DM in Erfurt mache ich keinen Wettkampf mehr, da ich jetzt viele Wettkämpfe hatte. Bei den DM möchte ich gerne die 200 Meter laufen“, sagte Müller. Auch da hat sie Chancen zur WM-Qualifikation.

In einer sonst herausragenden Saison war Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler, der im Mai sensationelle 93,90 Meter geworfen hatte, diesmal ein wenig vom Pech verfolgt und musste sich mit 84,22 Metern und Rang drei begnügen. „Ich habe alle Würfe mit Böe erwischt. Nächstes Mal erwische ich vielleicht wieder einen ohne“, sagte der deutsche Rekordhalter. Im Kugelstoßen wurde der zweimalige Weltmeister Storl mit 21,23 Metern Zweiter.

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