7557 Fahrten enden mit einem Unfall

Saarbrücken · Mal fehlten Sekunden, mal nur Zentimeter, und es wäre alles noch gutgegangen. Aber dann krachte es doch. Weil die Fahrer sich verschätzt hatten. Oder weil der Stress sie auch auf der Straße nicht losließ.

 Dieser Bagger hatte am 5. November 2015 auf der A 620 zwei Unfälle an Autobahnbrücken. Eine tagelange Teilsperrung der Strecke Richtung Völklingen war die Folge. Archivbild: Becker & Bredel

Dieser Bagger hatte am 5. November 2015 auf der A 620 zwei Unfälle an Autobahnbrücken. Eine tagelange Teilsperrung der Strecke Richtung Völklingen war die Folge. Archivbild: Becker & Bredel

P 1 heißt: tödlicher Unfall. Er steht in der Statistik der Polizeiinspektion (PI) Brebach für einen Motorradfahrer, gestorben am 21. September 2015 auf der Staffel bei Ensheim. Das war voriges Jahr der folgenschwerste Unfall auf den Straßen, um die sich die PI Brebach kümmert. 1237-mal krachte es im Saarbrücker Osten und der Gemeinde Kleinblittersdorf (2014: 1186-mal). Robert Hauer, dem stellvertretenden Chef der PI, fällt auf: Bei 42 Unfällen war der Verursacher - weil betrunken, übermüdet, von Arznei benebelt oder im Drogenrausch - gar nicht mehr in der Lage zu fahren (2014: 35 Unfälle). Ein Plus von 20 Prozent. "Wer zum Beispiel Medikamente nimmt, muss seinen Arzt oder Apotheker fragen, ob er sich ans Steuer setzen darf", sagt Hauer. Stocknüchtern, aber unaufmerkam - und schon kracht's: 230 Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren listet allein das Brebacher Zahlenwerk auf. Hauer: "Während der Fahrt Hände weg von Handy und Smartphone! Wer draufschaut, sieht nicht mehr, was vor ihm geschieht."

Auch die Inspektion St. Johann hat eine Eins in der schlimmsten Kategorie: Sie steht für einen Mann, der am 20. Januar 2015 plötzlich die Saarbahntrasse betrat, wo ihn eine Bahn trotz Notbremsung erfasste. Das Opfer starb vier Tage später. 2829 Unfälle gab es voriges Jahr in St. Johann, 150 mehr als 2014. "Der Zuwachs liegt mit etwa fünf Prozent im Landesdurchschnitt", sagt PI-Chef Udo Schneider. Vorn rangieren bei den Ursachen Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärts-, Ein- und Ausfahren. Danach hauen viele ab. Aber der Verursacher kann sich nicht mehr sicher sein, davonzukommen. Die Aufklärungsquote, inzwischen 35 bis 40 Prozent, steigt in allen Teilen der Stadt. Jede Dienststelle hat Spezialisten für Fahrerflucht-Fälle.

Darauf weist Burbachs Polizeichef Wolfgang Schäfer hin. In Burbach, Malstatt, Altenkessel, Klarenthal und Gersweiler gab es voriges Jahr 450 Fahrerfluchten, bedrückend viele bei insgesamt 1957 Unfällen (2014: 1927). Schäfers Team will Verursacher finden, aber auch Unfälle verhindern. Deswegen ist die PI Burbach wie eine Bürgerinitiative dafür, den Lastwagenverkehr von der Lebacher Straße zu holen.

Denkbar sei ein Lkw-Nachtfahrverbot durch die Lebacher Straße, sagt Thomas Kolz, der stellvertretende PI-Leiter. Eine Umleitung durch die Hubert-Müller-Straße sei aber ausgeschlossen. "Das verlagert nur das Problem."

Dass der Schwerlastverkehr auch auf der A 620 seine Tücken hat, beweist ein Unfall, der zum Glück ohne Verletzte abging, aber lange nachwirkte. Ein Bagger auf einem Tieflader rammte am 5. November erst die Bismarck-, dann die Malstatter Brücke. Es folgte eine mehrtägige Reparatur mit Teilsperrung der A 620. Schlimm genug, war die Autobahn doch 2015 ohnehin im Mai, Juni und August dicht. Ein weiterer Stresstest für die PI Alt-Saarbrücken.

Der stellvertretende Chef Peter Schneider sagte, dass seine Leute mit 1534 Unfällen, sieben Prozent mehr als 2014, schon genug Arbeit hatten. Erst recht, weil viele Verursacher unter Alkohol und Drogen standen.

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