Fußball-Bundesliga Selbst der Flitzer freut sich zu früh

Freiburg · Der VfL Wolfsburg bringt eine dreimalige Führung beim SC Freiburg nicht ins Ziel. Am Ende sorgt mal wieder der Videobeweis für heftige Diskussionen.

 Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia (links) und Freiburgs Christian Streich lachen herzlich miteinander. Am Samstag durften beide mit dem 3:3 ihrer Mannschaften zufrieden sein.

Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia (links) und Freiburgs Christian Streich lachen herzlich miteinander. Am Samstag durften beide mit dem 3:3 ihrer Mannschaften zufrieden sein.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Der Flitzer hatte die Rechnung ohne den Videobeweis gemacht. Erst als sein Jubellauf quer über den Platz von drei Ordnern rabiat gestoppt wurde, realisierte der Fan des SC Freiburg, dass er sich zu früh gefreut hatte – genau wie die Profis, der Trainer und der Rest der Anhänger. Die Begeisterung auf den Tribünen schlug binnen Sekunden in Wut um. „Fußball-Mafia DFB“, hallte es am Ende des verrückten Bundesligaspiels gegen den VfL Wolfsburg durch das Schwarzwaldstadion.

Auch lange Zeit nach dem 3:3 (1:1) wurde noch leidenschaftlich diskutiert. Die SC-Spieler fühlten sich vom Münchner WM-Schiedsrichter Felix Brych und vom Video-Assistenten Günter Perl (Pullach) beraubt, weil ihr vermeintlicher Siegtreffer in der dritten Minute der Nachspielzeit aberkannt worden war. Für Freiburgs Kapitän Nils Petersen war die Entscheidung nach Videostudium nicht mehr als ein „Witz“.

Doch während sich alle Beteiligten die Köpfe rund um das nicht gegebene Kopfballtor des Österreichers Philipp Lienhart heiß redeten, blieb der entscheidende Mann erstaunlich ruhig. „Der Spieler steht im Abseits, befindet sich im Zweikampf mit dem Torwart und behindert ihn“, erklärte Brych ohne jeden Selbstzweifel: „Das ist Abseits.“ Der Spieler, den Brych als „Übeltäter“ ausgemacht hatte, sah das allerdings ganz anders. „Das Tor muss absolut zählen“, sagte SC-Verteidiger Dominique Heintz, der fraglos Kontakt mit VfL-Torhüter Koen Casteels hatte: „Der Ball fällt in einer ganz anderen Richtung ins Tor. Der Torwart wäre nie drangekommen. Ich sehe da keine Behinderung.“ Casteels dagegen war sich sicher: „Er hat mich am Arm gezogen.“

Erstaunlich gelassen präsentierten sich die Trainer nach der begeisternden Partie vor 23 600 Zuschauern, in der die überlegenen Gäste drei Mal in Führung gegangenen waren – und am Ende trotzdem noch froh über den Punktgewinn sein mussten. „Es fühlt sich komisch an. Wir sitzen mit einem weinenden Auge hier“, sagte VfL-Trainer Bruno Labbadia: „Aber Freiburg wird es ähnlich gehen wegen der Entscheidung am Ende.“

Christian Streich bestätigte seinen Kollegen. „Wir hätten mal so etwas gebraucht am Schluss, das hätte uns brutale Energie gegeben“, sagte der SC-Trainer: „Aber es hätte auch zwei weitere Elfmeter für Wolfsburg geben können. Gute Schiedsrichter schaffen die Balance – und mit einem 4:3 für uns hätte die Balance nicht so gestimmt.“

Tatsächlich wäre ein Sieg der Freiburger, die seit August 2011 nicht mehr zu Hause gegen Wolfsburg gewonnen haben, des Guten zu viel gewesen. Jérôme Roussillon (11.), Wout Weghorst per Foulelfmeter (63.) und Renato Steffen (74.) brachten den VfL dreimal in Führung. Vincenzo Grifo (37.), Petersen (70.) und Luca Waldschmidt (88.) glichen jeweils aus. „Das war Werbung für den Fußball. Solche Spiele sind der Grund dafür, warum ich Fußball so liebe“, sagte Labbadia, der noch nicht auf die Europacup-Plätze schielen möchte: „Das Remis ist für uns kein Rückschlag. Wir haben in den vergangenen Wochen fußballerisch einen Quantensprung gemacht. Aber wir wissen, wo wir herkommen.“

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