Radsport Auf Medaillenjagd im Traildorado

St. Ingbert · Die Brüder Lars und Thore Hemmerling fiebern den Cross-Country-Titelkämpfen in St. Ingbert entgegen.

 Die Brüder Thore (links) und Lars Hemmerling fühlen sich im Betzental in St. Ingbert heimisch. Und genau hier wird am Wochenende die deutsche Meisterschaft im Cross Country ausgetragen.

Die Brüder Thore (links) und Lars Hemmerling fühlen sich im Betzental in St. Ingbert heimisch. Und genau hier wird am Wochenende die deutsche Meisterschaft im Cross Country ausgetragen.

Foto: David Benedyczuk

„So langsam merke ich, dass die Anspannung steigt“, verrät Lars Hemmerling. Der 17-jährige Mountainbiker aus St. Ingbert gibt sich kurz vor dem Höhepunkt vor der eigenen Haustür relativ locker, während sein zwei Jahre jüngerer Bruder Thore gesteht: „Ich bin ziemlich nervös – weil es ein Heimspiel ist und viele Freunde und Verwandte da sein werden.“ Beide fiebern dem Wettkampf im Baumlabyrinth hinter dem Betzental-Stadion in St. Ingbert, das an diesem Wochenende zum Mekka der deutschen Elite im olympischen Cross Country (XCO) wird, entgegen.

Es ist das zweite Mal, dass deutsche Meisterschaften im Cross Country im Saarland gastieren. 1992 war St. Wendel Austragungsort – lange vor der Geburt der Hemmerling-Brüder, die am Samstag und Sonntag zwei der saarländischen Hoffnungsträger sind. Beide haben beim Bau der neuen Strecke durch den Radsportclub St. Ingbert tatkräftig mit angepackt. Bereits kurz nach der Fertigstellung wurde im Juni 2016 mit einer Bundesnachwuchssichtung das erste große Rennen dort ausgefahren – spätestens danach war „Traildorado“ in aller Munde. Im Oktober 2016 erhielt der RSC den Zuschlag für die DM. Seither freuen sich Lars und Thore Hemmerling auf die Titelkämpfe – und wollen den Heimvorteil in Edelmetall ummünzen.

Es wäre für beide nicht das erste Mal: Lars Hemmerling wurde 2016 deutscher U17-Vizemeister. Nach Rang zehn im ersten U19-Jahr soll es auf der Hausstrecke zu mehr reichen: „Insgeheim hoffe ich auf einen Podestplatz – das wäre ein Traum“, sagt er. Die Junioren sind am Sonntag ab 11.30 Uhr auf dem 4,2-Kilometer-Rundkurs gefordert.

Für Thore wird es am Samstag ab 11.15 Uhr ernst. Im Normalfall ist er im U17-Rennen eine sichere Medaillenbank. 2016 war er in der Altersstufe U15 der Überflieger, gewann acht von neun Bundesnachwuchs-Rennen und krönte sich zum deutschen Meister. Nach DM-Bronze im ersten U17-Jahr sagt er jetzt: „Das Podium sollte ich hinbekommen – mal sehen, was darüber hinaus möglich ist.“

Eine gewisse Zurückhaltung ist nicht unbegründet, denn im Cross Country sind Träume schnell mal geplatzt. „Neben Louis Krauss war Luca Effinger ein Hauptkonkurrent. Er hat sich aber vor zwei Wochen hier das Schlüsselbein gebrochen“, berichtet Thore. Der Kurs ist also mit Vorsicht zu genießen. „Es geht immer hin und her. Viel hoch und runter. Man muss die ganze Zeit konzentriert sein“, erläutert Lars. Eine von mehreren Schlüsselstellen ist „Heart Beat Harder“, ein steiler Anstieg von etwa einer Minute Fahrzeit. „Ich schätze, da wird es die meisten Attacken geben – und vielleicht fällt dort auch die Entscheidung“, mutmaßt Lars.

Ein Gewinner steht übrigens schon vor den Titelkämpfen fest, wie der RSC-Vorsitzende Frank Lenhart anmerkt: „Nirgendwo sonst ist die Strecke so kompakt und zuschauer­freundlich wie hier. Alles erstreckt sich auf etwa 600 Meter Breite und 250 Meter Tiefe. Die Fahrer sind also ganz oft zu sehen.“ Das gilt auch für die Stars der Szene. Allen voran Sabine Spitz, die zehn Jahre nach Olympia-Gold in Peking mit 46 Lenzen weiter fest im Sattel sitzt. Oder Manuel Fumic, Vizeweltmeister 2013 und Olympia-Siebter von London. „Er war früher mein Vorbild“, verrät Thore Hemmerling: „Ich habe irgendwann auch damit angefangen, wie er eine Flatterhose zu tragen.“ Nervenflattern soll für ihn spätestens am Samstag kein Thema mehr sein. Und die Wunschbedingungen für das Heimspiel? „Gerne trocken, aber ganz viel Regen wäre auch nicht schlecht“, sagt Thore – die Gastgeber werden dagegen hoffen, dass höchstens ein saarländischer Medaillenregen einsetzt.

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