Motorsport Der Kampf an der Spitze geht weiter

Nohfelden · Der Este Ott Tänak gewinnt im Ford Fiesta vor rund 220 000 Zuschauern die Deutschland Rallye am Bostalsee.

 Am Mittag wurde das Auto von Weltmeister Sébastian Ogier im Servicepark wieder fit gemacht für die nächsten Prüfungen.

Am Mittag wurde das Auto von Weltmeister Sébastian Ogier im Servicepark wieder fit gemacht für die nächsten Prüfungen.

Foto: ADAC/Karsten Huber Urexweiler

Das war wohl die falsche Hymne für den Sieger der Rallye Deutschland. Denn der heißt Ott Tänak und kommt aus Estland. Auf dem Siegerpodest am Bostalsee lief gestern aber die finnische Nationalhymne an. Kurze Irritation. Doch den 29-Jährigen schien dies nicht weiter zu stören. Er feierte seinen Sieg gebührend. Nach der Rallye Italien im Juni fuhr er in Deutschland im Ford Fiesta seinen zweiten Sieg für diese Saison ein. Und sicherte sich so mit 144 Punkten den dritten Platz in der Rallye-WM (WRC). Tänak hatte seine WRC-Karriere 2009 begonnen, aber erst in Sardinien seinen Premierensieg gefeiert.

Mit 16,4 Sekunden Rückstand landete der Norweger Andreas Mikkelsen im Citröen C3 auf Platz zwei. Dritter wurde der amtierende Weltmeister Sébastian Ogier aus Frankreich, ebenfalls im Ford Fiesta. Sein Rückstand auf den Sieger Tänak lag am Ende bei 30,4 Sekunden. Damit führt er mit 177 Punkten weiterhin in der Gesamtwertung. Das sind 17 Punkte Vorsprung auf den zweiten Thierry Neuville aus Belgien. Zufrieden war Ogier mit dem Ergebnis trotzdem nicht. „Ich wollte mehr, das war nicht das Wochenende, das ich erwartet hatte“, sagte er gestern nach der Siegerehrung. In den letzten vier Wertungsprüfungen riskierte der Franzose gestern nicht mehr viel, ging auf Nummer sicher. Denn für Neuville, Ogiers größten Konkurrenten um den Weltmeister-Titel, ging es nur noch um Schadensbegrenzung. Auf der ersten kurzen Panzerplattenprüfung am Samstag schied der Belgier mit einer gebrochenen Radaufhängung an seinem Hyundai i20 aus. Auf der abschließenden Power Stage gestern fuhr er auch nur auf den sechsten Platz.

Bester Deutscher war Armin Kremer im Ford Fiesta. Bei seinem Gaststart fuhr der 48-Jährige auf den neunten Rang. „Ich bin glücklich. Das war ein Riesen-Event hier, fantastisches Auto. Ich saß erst Montag das erste Mal in dem Auto“, sagte der einzige deutsche Starter in der höchsten Klasse.

Lokalmatador Marijan Griebel aus dem rheinland-pfälzischen Hahnweiler bei Freisen mischte in seinem Skoda Fabia bei der zweithöchsten Fahrzeugklasse, der WRC 2, mit. Dort belegte er den 8. Platz, in der Gesamtwertung den 17. „Bei drei von vier Prüfungen am Sonntag waren wir unter den besten Fünf. Damit haben wir gezeigt, dass wir mit der Weltspitze mithalten können“, sagte Griebel. Für ihn lief der Samstag etwas unglücklich. Zwei Plattfüße kosteten ihn wertvolle Zeit.

Mit einem Problem hatten vor allem am Freitag fast alle Fahrer zu kämpfen: dem Wetter. Nach dem spektakulären Auftakt am Donnerstagabend in Saarbrücken, war es am Freitag in den Weinbergen der Moselregion durch den heftigen Regen zu einigen Rutschern und Ausfällen gekommen. Die falsche Reifenwahl bei dem unbeständigen Wetter bereitete vielen Schwierigkeiten. So waren gestern von ursprünglich 93 nur noch 51 Fahrzeuge gestartet. Von Donnerstag bis Sonntag absolvierten die Fahrer 309 Kilometer in 21 Wertungsprüfungen – von den bewährten Prüfungen auf der Panzerplatte bei Baumholder über Kurse in den Weinbergen bis hin zu einer neuen Strecke bei Wadern und Weiskirchen.

Das Spektakel rund um das größte Motorsportereignis des Jahres verfolgten von Donnerstag bis Sonntag insgesamt rund 220 000 Zuschauer. „Der große Zuspruch der Fans hat uns gezeigt, dass es richtig war, der ADAC Rallye Deutschland mit dem Umzug ins Saarland ein neues Profil zu geben“, sagte ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk. Alleine zum Rallye-Auftakt am Donnerstagabend, einem City-Rundkurs auf der Saarbrücker Wilhelm-Heinrich-Brücke, kamen 12 000 Zuschauer. Die Hotels in der Region waren für das Rallye-Wochenende gut ausgelastet. Der saarländische Innenminister Klaus Bouillon betonte, dass die Spitzensportveranstaltung gute Werbung für das Saarland sei. Denn nach zehn Jahren war dieses Mal der Dreh- und Angelpunkt der Rallye wieder im Saarland. Direkt am Bostalsee hatten die Teams im großen, ausgebauten Service-Park ihre Lager eingerichtet. Die Fans nutzten dort die Möglichkeit, nah an die Fahrer ranzukommen – und das eine oder andere Autogramm abzustauben. Aus sämtlichen Ländern kamen die Zuschauer angereist, um ihre Landsleute zu unterstützen.

Wenn es schon nicht mit der richtigen Hymne funktioniert hatte, so hatte der Sieger Tänak gestern seine Fans im Nacken. Begleitet von estnischen Flaggen und Jubelgesängen in der Muttersprache, bekam Tänak im Service-Park manch eine Champagner-Dusche ab. „Das war einfach nur großartig. Das ist unser erster Sieg auf Asphalt – ein wirklich cooles Gefühl“, sagte der Este. Mit den 25 Punkten, die ihm der Sieg in Deutschland einbrachte, halte er es für möglich, noch in den Titelkampf einzugreifen.

Die Rallye Deutschland war der zehnte von 13 WM-Läufen in dieser Saison. Bis zur nächsten Rallye im Oktober in Spanien werden sich manche Fahrer eine Erholungspause gönnen. „Vielleicht muss ich in Urlaub, damit mir ein paar gute Ideen für Spanien einfallen“, sagte Weltmeister Ogier. Denn er weiß, sein Konkurrent Neuville könnte bei der nächsten Rallye wieder zurückkommen und ihn an der Spitze noch einmal angreifen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort