Relegation zur Fußball-Bundesliga Der Traum lebt noch bei beiden Teams

Wolfsburg · Holstein Kiel kündigt für das Rückspiel in der Bundesliga-Relegation gegen den VfL Wolfsburg ein Feuerwerk an.

Markus Anfang verschenkte keine Sekunde. Der Trainer von Holstein Kiel ruderte wild mit den Armen, er brüllte. Er bebte regelrecht. Noch auf dem Platz hatte er seine Mannschaft zusammengetrommelt und schwor sie mit einer hoch emotionalen Ansprache auf das entscheidende Relegations-Rückspiel an diesem Montag (20.30 Uhr/Eurosport Player) gegen den VfL Wolfsburg ein.

„Es wird für uns ein besonderes Spiel, weil wir in dieser Konstellation nie wieder zusammen sein werden“, sagte der scheidende Anfang anschließend mit heiserer Stimme. Resignation nach der 1:3-Niederlage im Hinspiel? Von wegen. „Ich hoffe, dass wir mit den eigenen Fans und dem Umfeld im Rücken noch mal ein richtig geiles Spiel machen. Vielleicht können wir uns schon recht früh belohnen, und dann ist auch alles möglich“, sagte Anfang.

Der Außenseiter hat ungeachtet des unglücklichen Ausgangs Lunte gerochen. Die letzten 20 Minuten vom Donnerstag, in denen Kiel die VfL-Stars regelrecht einschnürte und Torchancen en masse kreierte, machen dem Zweitliga-Dritten Mut. Bei einem gemeinsamen Frühstück am Freitagvormittag in Wolfsburg verarbeiteten Torjäger Marvin Ducksch und Co. den Dämpfer vom Vortag und richteten den Fokus voll auf den Showdown im heimischen Holstein-Stadion.

„Unsere Köpfe sind oben. Die Chancen stehen 50:50“, sagte Zweitliga-Torschützenkönig Ducksch und versprach für Montag „ein Feuerwerk“: „Jetzt spielen wir zu Hause vor unserer Kulisse, vor unseren Fans, vor unserer Stadt. Da werden wir noch einmal alles raushauen.“ Die Kieler, die vor einem Jahr noch in der 3. Liga waren, haben den ersten Bundesliga-Aufstieg noch lange nicht abgeschrieben. Obwohl oder gerade weil das Team in der kommenden Saison ein vollkommen neues Gesicht bekommen wird, will es sich mit dem Durchmarsch belohnen. „Das wäre ein Traum“, sagte Anfang, der im Sommer zum 1. FC Köln wechselt.

Nach solch einem Vokabular stand seinem Gegenüber nicht der Sinn. Bruno Labbadia war zwar weitgehend zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft, warnte aber vor Übermut. „Wir fahren mit einem gewissen Selbstvertrauen dahin. Wir wissen aber auch, dass wir noch nichts außer einem Etappensieg eingefahren haben“, sagte der 52-Jährige. Labbadia weiß: Nach einer Katastrophen-Saison steht das VfL-Gebilde auf tönernen Füßen.

Für die 70 Minuten lang überlegenen Wölfe, die schon im vergangenen Jahr erst im Nachsitzen die Klasse gehalten hatten, trafen Divock Origi (13. Minute), Josip Brekalo (40.) und Yunus Malli (56.). Kingsley Schindler hatte für die Kieler den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt (34.). Und so hat der VfL trotz einer ganz schwachen Schlussphase nun alle Trümpfe in der Hand, den ersten Abstieg nach 21 Jahren in der deutschen Eliteklasse noch abzuwenden. „Wir sind in der Lage, in Kiel das eine oder andere Tor zu machen. Das wissen wir“, sagte Labbadia: „Aber wir wissen auch, dass Kiel sehr viel Druck machen wird.“

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