Fußball DFB muss 19 Millionen Euro nachzahlen

Frankfurt · Im Zuge des WM-Skandals bekam der Verband unangenehme Post vom Finanzamt. Die Strukturreform ist abgesegnet.

 Bei einer Steuernachzahlungs-Forderung können die Mundwinkel schon mal nach unten gehen. Da geht es DFB-Präsident Reinhard Grindel nicht anders als Otto Normalbürger.

Bei einer Steuernachzahlungs-Forderung können die Mundwinkel schon mal nach unten gehen. Da geht es DFB-Präsident Reinhard Grindel nicht anders als Otto Normalbürger.

Foto: dpa/Martin Schutt

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte gerade die Weichen Richtung Zukunft gestellt, da wurde der Weltmeister wieder von der dunklen Vergangenheit eingeholt. Der DFB muss im Zuge der steuerrechtlichen Ermittlungen im Skandal um die Heim-WM 2006 zunächst rund 19,2 Millionen Euro nachzahlen. Für das Jahr des „Sommermärchens“ wird dem weltgrößten Sportfachverband zudem der Status der Gemeinnützigkeit aberkannt. Das Finanzamt Frankfurt/Main „stellt – entgegen der Ansicht des DFB – die steuerliche Abzugsfähigkeit“ der 6,7 Millionen Euro, um die sich die ganze WM-Affäre dreht, infrage. Das teilte der Verband mit und kündigte Widerstand an: „Der DFB wird auf Anraten seiner anwaltlichen und steuerlichen Berater die geänderten Steuerbescheide anfechten.“

Vorgeworfen wird dem DFB Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall. Der Fiskus soll bei der Rückzahlung des ominösen Darlehens an den früheren adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus bewusst getäuscht worden sein. Die Summe hatte der DFB in seiner Steuererklärung als Kostenbeitrag, also als „Betriebsausgabe“, zu einer WM-Gala verbucht. Die Gala fand allerdings nie statt.

„Die Sachverhaltsermittlungen der zuständigen Staatsanwaltschaft Frankfurt, die vom DFB in vollem Umfang unterstützt werden, sind noch nicht abgeschlossen. Der DFB ist unverändert der Auffassung, dass die Zahlung der 6,7 Millionen Euro betrieblich veranlasst war und deshalb zu Recht steuerlich als Betriebsausgabe geltend gemacht wurde“, teilte der DFB mit: „Demzufolge fehlt es auch an einer Grundlage für eine Versagung der Gemeinnützigkeit für das Jahr 2006.“

Im Jahr 2002 waren die kurz zuvor von Louis-Dreyfus geliehenen 6,7 Millionen Euro über ein kompliziertes Konstrukt, an dem Organisationschef Franz Beckenbauer maßgeblich beteiligt war, an den Skandalfunktionär Mohamed bin Hammam nach Katar geflossen. Warum, dies versuchen die Staatsanwaltschaften in Frankfurt/Main und in der Schweiz immer noch herauszufinden.

Vorerst wird der DFB die in den geänderten Bescheiden festgesetzten Steuern aber „fristgerecht“ bezahlen. Die tiefgreifende Strukturreform wurde trotzdem zur Nebensache. Nationalmannschaftsmanager Bierhoff wurde dabei zum neuen „Superminister“ beim DFB ernannt. Der 49-Jährige wird Direktor der Abteilung „Nationalmannschaften und Fußballentwicklung“. Ab dem 1. Januar 2018 verantwortet der EM-Held von 1996 alle Themen rund um die Nationalmannschaften der Frauen und Männer sowie der Nachwuchsteams. Bierhoff wird Chef bei der „konzeptionellen Weiterentwicklung des Fußballs und dem Wissensmanagement, insbesondere durch die geplante DFB-Akademie“, teilte der DFB mit.

Statt bislang sieben wird es nur noch vier Direktionen geben. Neben Bierhoff bilden Heike Ullrich („Verbände, Vereine und Ligen“), Ralf Köttker („Öffentlichkeit und Fans“) und Ulrich Bergmoser („Finanzen und Interne Dienste“) zusammen mit DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius die neue Geschäftsführung. Vorausgegangen war eine Analyse der Unternehmensberatung McKinsey, die beim Weltmeister mehrere Missstände in den Arbeitsabläufen aufgezeigt hatte. Ziel der Reform sei eine „klarere Führung und Verschlankung der Strukturen im DFB“, sagte Generalsekretär Friedrich Curtius. Der frühere Büroleiter des zurückgetretenen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach hatte das neue Organigramm über Monate ausgearbeitet. Gerade im sportlichen Bereich hatte es im Verband des Weltmeisters über Jahre ein Nebeneinander von Kompetenzen gegeben.

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