Tennis Die Naturgewalt kennt ihr Ablaufdatum

Monte Carlo · Rafael Nadal dominiert die Sandplatz-Saison in gewohnter Manier. Nach seinem Triumph in Monte Carlo spricht er von Abschied.

 Rafael Nadal bejubelt seinen Sieg beim Masters-Turnier in Monte Carlo. Zum elften Mal schon triumphierte der Spanier im Fürstentum.

Rafael Nadal bejubelt seinen Sieg beim Masters-Turnier in Monte Carlo. Zum elften Mal schon triumphierte der Spanier im Fürstentum.

Foto: dpa/Christophe Ena

Rafael Nadal ist ein Mann der großen Taten. Große Worte fallen dem stillen Tennis-Matador hingegen mitunter schwer. Und deshalb atmete der Mallorquiner tief durch, als er da auf dem Hauptplatz des Monte Carlo Country Clubs stand, zum elften Mal die Trophäe des zweitwichtigsten Sandplatzturniers der Welt in Händen hielt und an der Seite von Fürst Albert II. etwas Wichtiges loswerden wollte: Genießt meine Auftritte – lange wird meine Ära wohl nicht mehr währen.

„Mein aufrichtiges Gefühl ist, dass die Dinge, so wie sie heute sind, nicht für immer passieren werden“, sagte der 31 Jahre alte Weltranglisten-Primus, nachdem er den Japaner Kei Nishikori beim 6:3, 6:2 im Finale am Ring durch die Arena geführt hatte, ohne Satzverlust zum 31. Masters-Titel marschiert war: „Solange ich kann, werde ich diese Tage genießen, mit voller Leidenschaft, Energie und ganzer Liebe zu diesem Sport. Ich weiß aber, dass der Tag, an dem ich Abschied nehmen werde, näher ist als vor zehn Jahren.“

2005 ging in Monte Carlo Nadals Stern auf, als er wie eine Naturgewalt über die Tennisszene hereinbrach, seinen ersten großes Titel holte. 18 war er da, etwas Bengelhaftes hatte sein Auftreten auf dem Court. Nadal wollte losgelassen werden, seinen Gegner bestürmen, zermürben, ausknocken. So wie der junge Mike Tyson boxte, so betrieb Nadal Tennis, revolutionierte das Sandplatzspiel.

13 Jahre und 16 Grand-Slam-Titel später – Nummer 17 bei den am 27. Mai beginnenden French Open scheint Formsache – ist Nadal längst ein Grandseigneur seines Sports. Das Jungenhafte ist gewichen, der Bizeps zwar mächtiger, das Haar aber schütter geworden, der Geist nachdenklicher, der Körper anfälliger. „Dieser Monte-Carlo-Sieg ist besonders, weil es das erste Turnier in diesem Jahr ist, das ich zu Ende bringen konnte“, sagte Nadal, der bei den Australian Open im Viertelfinale aufgeben musste, sich die Hartplatz-Knochenmühle in Miami und Indian Wells ersparte und erst zum Davis-Cup-Duell mit Deutschland zurückkehrte.

Wie lange sich Nadal den Kampf mit dem eigenen Körper noch antun will? Er ließ es offen. Motivations-Probleme habe er jedenfalls keine. „Die nächste Trophäe ins Museum meiner Akademie zu stellen, ist unglaublich“, sagte Nadal. Die Aussicht, Titel in einer Anzahl zu holen, die zuvor niemand für möglich gehalten hat, bleibt sein Treibstoff. Elf Siege wie in Monte Carlo – das hat bei ein und demselben Turnier niemand anderes geschafft. Elf Titel beim gleichen Grand-Slam-Turnier, auf die es Nadal in Roland Garros bringen kann, sind ebenso einzigartig. 54 Sandplatzturniere und zuletzt 36 Sätze auf Sand in Serie hat Nadal gewonnen – Schwindel erregende Zahlen.

Diese Hatz hat Spuren hinterlassen, Nadal biegt auf die Zielgerade seiner Karriere ein. Dies gilt auch für die großen Rivalen. Roger Federer (36), der gar die Rekordzahl von 20 Grand-Slam-Titeln gewonnen hat, nimmt gerade wieder eine Auszeit, lässt die gesamte Sandplatz-Saison inklusive der French Open aus. Novak Djokovic (30) schleppt sich über die Tour, Andy Murray (30) hat seit fast einem Jahr nicht mehr gespielt, Stan Wawrinka (33) kommt ebenfalls nicht auf die Beine. Diese große Generation der Tennis-Geschichte hat ein baldiges Ablaufdatum. Deswegen sollten die Zuschauer Nadals Auftritte genießen.

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